Die Muslima Marwa El-Sherbini bleibt in Deutschland unvergessen. Die 31-Jährige starb heute vor sieben Jahren, weil Hass auf „Fremde“ und Islam einen Mann zum Mörder werden ließ. Der Tatort ist seither ein Mahnmal und der erste Juli der Tag gegen antimuslimischen Rassismus.
Stilles Gedenken für eine noch immer unfassbare Tat: Rund 60 Menschen haben am Freitag im Dresdner Landgericht an die dort vor sieben Jahren aus Islamfeindlichkeit ermordete Ägypterin Marwa El-Sherbini erinnert. An einer Gedenkplakette legten sie weiße Rosen nieder. „Marwa El-Sherbini wurde Opfer einer islam- und ausländerfeindlichen Straftat“, sagte Justizstaatssekretärin Andrea Franke. Es gehe an diesem Tag nicht nur darum, Trauer und Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen, sondern auch ein Zeichen zu setzen gegen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Hass.
El-Sherbini wurde vor genau sieben Jahren bei einer Gerichtsverhandlung von einem Mann erstochen. 18 Messerstiche musste sie über sich ergehen lassen, bevor sie starb. Ihr Ehemann, der ihr zur Hilfe eilen wollte, wurde von einem Polizisten angeschossen, da man ihn fälschlicherweise als Aggressor vermutete. El-Sherbini war zum Zeitpunkt ihrer Ermordung schwanger. Das Motiv des Mörders: Fremden- und Islamhass. El-Sherbini hatte damals einen jungen Mann angezeigt, der sie rassistisch beleidigt hatte. Am 1. Juli 2009 kam es zur Verhandlung. Noch während des Prozesses stach der Täter mehr als ein Dutzend Mal auf die studierte Pharmazeutin ein. Das alles geschah vor den Augen ihres dreijährigen Sohnes.
Die Bluttat löste Entsetzen in Deutschland und Proteste in der islamischen Welt aus. Der Täter wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Seither versammeln sich am 1. Juli eines jeden Jahres um 13.00 Uhr – dem Zeitpunkt des Verbrechens – Muslime, Vertreter der Justiz, Verwaltung und Politik sowie Dresdner Bürger vor der Gedenktafel für Marwa El-Sherbini im Landgericht.
In einer Pressemitteilung wandte sich der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Bekir Altaş, mahnend an die Politik. Aus dem Tod von Maria El-Sherbini hätten sie nichts gelernt. Auch sieben Jahre nach der Ermordung von Marwa El-Sherbini im Landgericht Dresden, sei es „nicht gelungen, den Trend der zunehmenden Islamfeindlichkeit umzukehren. Die neueste Mitte-Studie belegt: Islamfeindlichkeit ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“
Es sei wichtig, diesen Tag nicht zu vergessen, sagte der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman A. Mazyek, der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe aber immer noch die Gefahr, dass Menschen aus Hass gegen Muslime Straftaten begehen, Flüchtlingscamps und Moscheen angreifen. Diese Gefahr werde noch immer unterschätzt und bisweilen sogar kleingeredet. Auch der Alltagsrassismus gegen Muslime habe zugenommen. „Man hat da bereits Schritte unternommen. Aber die reichen noch nicht“, sagte Mazyek.
Anlässlich der Jährung des Todestages führt der Rat muslimischer Studierender und Akademiker (RAMSA) dieses Jahr wieder gemeinsam mit Unterstützern zum Gedenktag von Marwa el-Sherbini eine Reihe von landesweiten Aktionen durchgeführt. Um den 1. Juli herum, wird mit diversen Veranstaltungen an den Jahrestag der Ermordung der Dresdener Pharmazeutin und ihres ungeborenen Kindes durch einen rassistischen Extremisten erinnert, um die Öffentlichkeit auf das Thema Islamfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus aufmerksam zu machen.
Der diesjährige Fokus soll hierbei durch den Diskurs um Rassismus innerhalb muslimischer Gruppierungen erweitert werden.“Wir wollen mit diesem dritten Aktionstag noch mehr Menschen erreichen und auch dafür gewinnen, langfristig den Kampf gegen antimuslimischen Rassismus und andere menschenfeindliche Einstellungen und Ideologien zu unterstützen“, so die Präsidentin des Rates Hatice Durmaz. „Der Aktionstag ist der jährliche Höhepunkt einer Arbeit, die wir das ganze Jahr lang tagtäglich leisten, seit 2013 auch als offizielle Beratungsstelle bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.“ (dpa, iQ)