Berlin-Neukölln

Orientalischer Märchenspielplatz erntet Shitstorm

Eine Bedrohung für das Abendland? Ein orientalischer Märchenspielplatz in Berlin-Neukölln sorgte im Internet für islamfeindliche Reaktionen. Die Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey findet die Diskussion absurd.

05
11
2017
Der neue Märchenspielplatz in Berlin-Neukölln. © twitter
Der neue Märchenspielplatz in Berlin-Neukölln. © twitter

Ein Märchenspielplatz in Berlin-Neukölln löste eine hitzige Kontroverse auf den sozialen Netzwerken aus. Wie die „Berliner Morgenpost“ berichtet, soll vor allem die Kletterburg mit einem kuppelförmigen Dach und einem gelbem Halbmond für eine Welle der Entrüstung gesorgt haben.

Seit dem ein Foto des Spielplatzes im Internet kursierte, häuften sich Posts, die anhand des Spielplatzes eine voranschreitende „Islamisierung“ erkennen würden. Fragen wie, „Zeigt doch mal den Spielplatz mit ner Kirche oder ner Synagoge in Neukölln?“ und „Wo führt das hin?“ wurden gepostet. Auch von „fremd im eigenen Land“ und „Hier ist nicht der Orient“ war die Rede. 

Der Märchenspielplatz mit dem Namen „Ali Baba und die 40 Räuber“ wurde nach eben jenem Märchen gestaltet. Die Bezirksbürgermeisterin von Neukölln, Franziska Giffey (SPD), findet die Diskussion „absurd und an den Haaren herbeigezogen“, wie die „Berliner Morgenpost“ berichtet. Es handele sich um einen öffentlichen Spielplatz, dessen Motto von den Neuköllner Kitas „Kleiner Fratz“ und „Ali Baba und seine Räuber“ und der benachbarten Hausverwaltung beraten wurde. Anschließend habe man sich gemeinsam für einen der drei Entwürfe von Bauunternehmen entschieden.

Märchenspielplätze in Berlin-Neukölln sind nichts neues

Außerdem sei es eine Tradition in Neukölln, Spielplätze nach Märchen und Geschichten zu gestalten. „Kindern soll damit die Möglichkeit geboten werden, in eine Welt der Fantasie einzutauchen und diese spielerisch zu entdecken“, so Franziska Giffey. Auch Spielplätze mit dem Thema „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ und „Käpt’n Blaubär“ gebe es und nun einer zu „Ali Baba und die 40 Räuber“. 

Die Leiterin der Kita „Ali Baba und seine Räuber“, Güldane Yilmaz, habe derartige Reaktionen nicht erwartet. Der „Berliner Morgenpost“ sagte sie, dass sie sich selbst wie ein Kind gefreut und die Kuppel keineswegs mit einer Moschee assoziiert hätte. „Man sollte nicht mit Spielsachen Politik machen“, so die Kita-Leiterin. Der Spielplatz befindet sich noch im Bau und soll voraussichtlich Ende des Jahres fertiggestellt werden. 

Leserkommentare

Frederic Voss sagt:
Das Ali-Baba-Märchen bezieht sich eindeutig auf den arabischen Kulturraum. Muß denn in Berlin-Neukölln ausgerechnet ein Spielplatz mit einem Halbmond - dem Symbol des muslimischen Glaubens - gebaut werden? Ein namensgleicher Kinderladen hatte dieses Thema für den neuen Spielplatz vorgegeben. Verantwortlich dafür sind als Vorstand Hikmet Yilmaz und Perrin Akcinar und Güldane Yilmaz in leitender Funktion - alles Personen mit muslimischem Hintergrund. Wurde denn kein anderes Märchenmotiv gefunden? Europa ist sehr reich an eigenen Märchen. Zudem sollte auch beachtet werden, daß in islamisch beherrschten Ländern niemals christliche Symbolik in der Öffentlichkeit erlaubt wäre. Islamkritik muß der Islam hinnehmen. Da führt kein Weg mehr dran vorbei.
05.11.17
20:36
Hamburger Jung sagt:
Ali Baba und 1001-Nacht-Geschichten sind fantasiereiche und amüsante Erfindungen der Europäer. Das bedeutet; die Basis dieses Spielplatzes ist eine europäische Idee. Daher, alles gut.
06.11.17
2:07
Frederic Voss sagt:
Die 1001-Nacht-Geschichten sind morgenländische Erzählungen und haben eine weitreichende Entstehungsgeschichte mit indischem Ursprung und persischem Erzählungskern. Später entstand die Übersetzung aus dem Persischen ins Arabische. Dabei wurde das Werk zugleich "islamisiert", d.h. mit islamischen Formeln und Zitaten angereichert und zur Arabischen Literatur gezählt. Die Rolle des Originals war eine Geschichtensammlung für Erwachsene mit zum Teil sehr erotischen Geschichten. Von europäischen Erfindungen kann überhaupt nicht geredet werden. Ich war als Kind von diesen orientalischen Märchen fasziniert, möchte aber nicht, daß diese Geschichten möglicherweise. für Islam-PR oder ähnliches eingesetzt werden.
07.11.17
11:24
Tugba Dasdemir sagt:
Neben diesen hiesigen Streitigkeiten, die nunmal andauernd sind und für die es immernoch kein Licht in Sicht ist (also eine Lösung, mit der alle beiden Seiten zufrieden sein würden), möchte ich als Korekktur erwähnen, dass aus diesem Märchen der rücksichtsvolle und barmherzige Ali Baba weder ein Führer eines Banditklans war noch die 40 Räuber als Komplizen hatte. So jedenfalls kann man sich unter dem Spielplatznamen "Ali Baba und seine 40 Räuber" das vorstellen. Er war ua. die Person im Märchen, die gegen deren Verbrechen widersprach und erforderlichen Stellung nahm. Schade, dass man beim Namengeben die Charektereigenschaften (un)beabsichtigt verwechselt.
11.11.17
9:55
Tugba Dasdemir sagt:
Ich bin's, diesmal um mich selber zu korriegieren. :) Habe "Korekktur" anstelle Korrektur geschrieben.
11.11.17
10:11