In einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme kritisieren die Neuen deutschen Medienmacher (NdM) die Diskussion über die KIKA-Dokumentation und fordern einen besonnen Umgang mit antimuslimischer Hetze.
Derzeit läuft eine besorgniserregende Debatte über eine Dokumentation im Kinderkanal KiKA, die vom Hessischen Rundfunk (HR) produziert wurde. Die im November 2017 ausgestrahlte Sendung über ein junges Paar “Schau in meine Welt! – Malvina, Diaa und die Liebe” hat massive antimuslimische Reaktionen provoziert. Bei Malvina und Diaa handelt es sich um eine deutsche Schülerin und einen syrischen Jugendlichen, der als Schutzsuchender nach Deutschland kam.
Seit Wochen sind der Kindersender und das Paar zur Zielscheibe einer rassistischen Kampagne geworden, die von Hetzblogs und AfD-Politiker*innen losgetreten wurde. Der Junge sei viel älter als angegeben und vermutlich ein islamistischer Frauenschänder oder potenzieller Terrorist, so der Tenor. Der Beitrag romantisiere eine gefährliche Beziehung. Auch der Autor des TV-Beitrags, der einen journalistisch sensiblen Beitrag über eine bikulturelle Beziehung und deren Probleme produziert hat, wird harsch an den Pranger gestellt.
Der Sender KiKA hat mit einer Stellungnahme reagiert und sich zu Recht hinter den Autor und die Sendung gestellt. Der Hessische Rundfunk hat dagegen ausgerechnet jenen AfD-Politiker in eine Talkshow eingeladen, der die Hasskampagne gegen KiKA losgetreten hat. Weitere Medien wie die BILD-Zeitung haben das Thema aufgegriffen und die Kritiker unterstützt. Das Facebook-Profil des jungen Syrers wurde nach Indizien durchforstet. Antimuslimische Beschuldigungen wurden medial ausgeschlachtet.
Die Reaktion zeigt einmal mehr, wie verunsichert und konzeptlos viele Medien auf Schmutz-kampagnen und Shitstorms im Internet reagieren, statt selbstbewusst zu ausgewogenem Qualitätsjournalismus zu stehen. Statt über eine problematische Debattenkultur zu berichten, fungierten sie vielmehr als Brandbeschleuniger für die Hetze. Bei aller Kritik, die am TV-Beitrag geübt werden kann: das eigentliche Problem ist die maßlose, im Netz verbreitete Hasswelle gegen Geflüchtete, insbesondere gegen Muslim*innen. In diesem Fall hat die Hasskampagne dazu geführt, dass das junge Paar jetzt unter Polizeischutz gestellt werden musste.