In Heilbronn wurde eine muslimische Frau mit einer Schreckschusswaffe angegriffen. Der Ladenbesitzer, Alper Y., erzählt IslamiQ den Tathergang aus seiner Sicht. Er vermutet ein rassistisches Motiv.
In der vergangenen Woche wurde eine muslimische Frau in Heilbronn mit einer Schreckschusswaffe angegriffen. Es war ein 30-Jahre alter Mann der in den Laden stürmte und abfeuerte. Die Waffe war zum Glück nicht scharf geladen.
Ausländische Medien ziehen Vergleiche zu den NSU-Morden. Bäckerei-Inhaber Alper Y. erzählt IslamiQ, dass er an ein rassistisches Motiv glaubt. Die Polizei Heilbronn bestreitet dies jedoch. Der Täter gesteht seine Tat. Es sei eine Kurzschlussreaktion gewesen.
„Es gibt so viele Läden hier, warum kam er hierher und wollte kein Geld?“
Laut der Polizei soll der Täter wegen seiner Arbeitslosigkeit und seiner frustrierten Situation den Angriff verübt haben. Doch warum stürmt der Täter ausgerechnet Stephans Bäckerei, wenn es doch so viele Läden in der Umgebung gibt?
Alper Y. gibt im Gespräch mit IslamiQ wieder, dass er nicht an eine willkürliche Auswahl des Täters bei seinem Opfer glaube. Schon allein seine Gangart und entschlossene Reaktion sei ein Zeichen dafür, dass die Tat ausführlich geplant wurde. Er muss gewusst haben, dass die muslimische Verkäuferin alleine in der Bäckerei war.
Die Bäckerei ist nicht als türkische Bäckerei zu erkennen. Darauf habe er bei der Eröffnung geachtet und dementsprechend den Laden „Stephans Bäckerei“ genannt. „Türkische Bäckerei stimmt einfach nicht, oder sehen sie hier irgendwo ein Fladenbrot?“, unterstreicht der Ladenbesitzer Alper Y.
„Wir haben explizit einen deutschen Namen gewählt, damit gerade solche Probleme nicht auftreten“. Die Bäckerei befindet sich in einem Bezirk Heilbronns, in dem viele Menschen mit Migrationshintergrund leben. Außerdem ist die Bäckerei eine Anlaufstelle für viele SchülerInnen und wird dementsprechend über den Sommer eine Pause einlegen.
Rassismus in Heilbronn ist ein Problem
Einer der grausamen NSU-Morde geschah in Heilbronn. Viele Bewohner seien deswegen nach dem Angriff besorgt gewesen. Gab es einen Zusammenhang? Alper Y. kann nur vermuten, doch er ist sich bewusst, dass er genau den Zielpersonen der NSU entspricht: Türkeistämmig und Einzelhändler. Zwar sei Rassismus auch in Heilbronn erkennbar, dennoch habe er in seiner Bäckerei zuvor keinen rassistischen Vorfall dieser Art erlebt. „Aber man spürt es doch überall, es wird wirklich schlimmer. Schauen Sie sich doch mal Özil an!“ Auch war der Täter für ihn kein Unbekannter, ging öfter ein und aus. Negativ sei er ihm aber nicht aufgefallen.
Wann kommt der Nächste?
Alper Y. zeigt sich sichtlich enttäuscht von dem Verhalten der Polizei und spricht von einem „Skandal“. In der Pressemitteilung wurde beispielsweise nicht erwähnt, dass die Frau ein Kopftuch trägt. Das hätte er für nötig befunden. Der Einzelhändler fühlt sich nicht hundertprozentig sicher. Er hat nicht das Gefühl, dass die Polizei ihn ausreichend befragt hat. „Wann kommt der Nächste?“, fragt sich nicht nur Alper Y., sondern auch die angegriffene Verkäuferin. Sie ist krankgeschrieben und erholt sich von dem Schock. „Ich bin aktuell alleine im Laden und lebe und arbeite wie zuvor.“ Auch das Interview gibt IslamiQ während der Arbeitszeit und muss zwischendrin immer wieder unterbrechen, um die Kundschaft zu bedienen. Immer im Kopf: „Wann kommt der Nächste?“.