Der Traum von dem Hadsch könnte in diesem Jahr für viele Muslime platzen. Saudi-Arabien hat sein bisher vergebenes Kontingent um 20 % gekürzt. Bereits gebuchte Reisen könnten bei einigen Pilgerfahrern storniert werden – auch in Deutschland.
Die Erweiterungs- und Umbauarbeiten im Masdschid al-Haram (Moschee in der sich die Kaba befindet) in Mekka sind Anlass für eine ungewöhnliche Aufforderung vom Hadsch-Ministerium in Saudi-Arabien. Das Königreich ruft erstmals dazu auf, die Pilgerfahrt möglichst ausfallen zu lassen. Gleichzeitig wurde akkreditierten Firmen das Kontingent ohne Vorwarnung gestrichen. Pilgerfahrer aus aller Welt, auch aus Deutschland, sind von den Maßnahmen betroffen.
Ali Aloui von „muslimereisen“, einem kleinen zertifizierten Anbieter für Hadsch-Reisen, bestätigt die Meldungen. „Wir haben gestern ein Fax vom Hadsch-Ministerium erhalten. Unser Kontingent wurde um 20 % gekürzt“, erklärt er. Jetzt müsse man erst einmal schauen, wie man mit der neuen Situation umgeht.
Die Entscheidung des Hadsch-Ministeriums hat Auswirkungen für viele Firmen und Pilger aus Deutschland. Bereits ausgebuchte Kontingente müssen jetzt noch einmal um 20 % gekürzt werden. Viele Pilgerfahrer, die sich auf den Hadsch gefreut haben, werden die Reise gar nicht erst antreten können. Firmen müssen bereits gebuchte Hotels wieder stornieren und auch die gesamte Kostenrechnung muss jetzt neu geplant werden. Gerade kleinen Firmen mit wenigen Kontingenten droht dabei ein finanzielles Fiasko.
Auch die DITIB, hierzulande eine der größten Hadsch-Organisatoren, ist von der Kürzung betroffen. Das Hadsch-Angebot der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e. V. (DITIB) wird in Zusammenarbeit mit den türkischen Attachés und der Religionsbehörde in der Türkei koordiniert. Letztere hatte bereits für die Türkei angekündigt, dass mehr als 14.800 Pilger in diesem Jahr nicht mit zur Hadsch fahren können.
Wie hoch die Zahl der Absagen in Deutschland sein wird, steht laut DITIB noch nicht fest. Auf Anfrage wurde gegenüber islamiQ nur mitgeteilt, dass die Eintragungen für den Hadsch in manchen Attachés weitergehe, da noch nicht das gesamte bisherige Kontingent ausgeschöpft sei. Eine Kürzung des Gesamtkontingents gilt aber als sehr wahrscheinlich. Und bei den Freitagsgebeten wurden die möglichen Interessenten bereits informiert.
Auch die IGMG Hadsch & Umra Reisen GmbH bestätigt die Kürzung. Geschäftsführer Tahir Köksoy erklärte gegenüber islamiQ: „Die Umbauarbeiten in Mekka werden vermutlich noch drei bis fünf Jahre andauern. Die Kürzung ist daher eigentlich sinnvoll – man hätte sie nur bereits zu Jahresanfang mitteilen müssen. So sind die Firmen in einer prekären Situation, wegen der Reservierungen und möglichen Stornierungen. Es droht bei dem diesjährigen Hadsch ein Chaos. Viele Pilger, die sich auf die Pilgerfahrt gefreut haben, werden enttäuscht sein, dass sie gar nicht erst mitreisen können.“
Die IGMG nimmt keine neuen Anmeldungen mehr an. Gleichzeitig hat man zusammen mit anderen Anbietern einen gemeinsamen Brief an das Königreich Saudi-Arabien verfasst. Man bittet um einen Aufschub für die Pilgerfahrer aus Europa, weil die Planungen sehr weit vorangeschritten sind. Wirklich Hoffnung macht man sich allerdings nicht.
Das Hadsch-Ministerium in Saudi-Arabien vergibt in jedem Jahr bestimmte festgelegte Kontingente für die wichtige Pilgerfahrt der Muslime. So soll verhindert werden, dass ein Massenansturm die Pilgerstätten in Mekka und Medina überfordert. Die Kontingente je Land und Reiseanbieter sind unterschiedlich. Die Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen bei der Kaaba haben in diesem Jahr die Kontingente jedoch zusätzlich schrumpfen lassen. Der Schritt kam überraschend.