Jahrestag der Anschläge in Oslo und Utoya

IGMG warnt vor anhaltender Ausländer- und Islamfeindlichkeit

Zwei Jahre nach den Anschlägen von Oslo und Utoya scheint man im Nachhinein wenig gelernt zu haben. Mustafa Yeneroğlu von der IGMG beklagt, dass ausländer- und islamfeindlichen Protagonisten weiterhin Podien für ihren Hass geboten werden.

22
07
2013
0

Am 22. Juli 2011 kam es im Zentrum der norwegischen Hauptstadt Oslo zu einer Explosion. Eine Autobombe war im Regierungsviertel und in unmittelbarer Nähe des Büros des Ministerpräsidenten gezündet worden. Polizei und Feuerwehr sperrten das Gebiet weitreichend ab und untersuchten den Terrorvorfall.

In dieser Zeit hatte sich der rechtsextremistische Täter Anders Behring Breivik bereits auf den Weg zur Insel Utoya gemacht. Dort stürmte er ein Camp der sozialdemokratischen Jugend und erschoss so viele Jugendliche wie er konnte. Die Bilanz des Terrors waren 77 tote Menschen und eine schockierte Nation angesichts eines tiefen Hasses auf das multikulturelle Leitbild Norwegens.

Behring beruft sich in der Folge und in seiner Gerichtsverhandlung auf sein Selbstverteidigungsrecht gegenüber einer vermeintlichen Islamisierung der Gesellschaft. Er ist geprägt von einem tiefen Hass auf den Islam und die Muslime. Auch Verbindungen nach Deutschland werden in der Aufarbeitung der Hintergründe bekannt.

Islamische Gemeinschaft Millî Görüş
Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs ist mit mehr als 300 Moscheegemeinden und ca. 100.000 Mitgliedern eine der größten muslimischen Organisationen in Deutschland. Sie ist Mitglied im Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland.

Nichts dazugelernt

Mustafa Yeneroğlu, stellvertretender Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) erinnert an die schreckliche Tat und zieht zwei Jahre später eine negative Bilanz. „Die abscheulichen Taten von Breivik hätten uns allen eine Lehre sein müssen, wozu geistige Brandstiftung führen kann. Heute betrachten wir mit großer Sorge, dass sich kaum etwas geändert hat“, erklärte Yeneroğlu.

„Die schrecklichen Anschläge im norwegischen Oslo und Utoya hätten ein Signal sein müssen für uns alle, uns der Folgen von ressentimentbeladener Polemik und pauschaler Diffamierung bewusst zu werden. Denn von nichts anderem hat sich der Täter seine geistige Lebenswelt zusammengebraut. Seine 500 Seiten Hinterlassenschaft sind der beste Beweis dafür, welche Folgen geistige Brandstiftung haben kann.“

Podien für Hassprediger

Yeneroğlu beklagt, dass Medien Personen Podien bieten, die ausländer- und islamfeindliche Ressentiments schüren. Die als Sozial- und Islamkritik getarnten Ressentiments legten den Grundstein für Hass und trieben einen Keil in die Gesellschaft.

Der stellvertretende IGMG-Vorsitzende kritisierte zudem staatliche Stellen, die Betroffene nicht ausreichend schützten. Gerade das Tolerieren von eindeutig auf Provokation setzenden Gruppen fördere zum einen das Gefühl der Ausgrenzung bei den Betroffenen und zum Anderen bestätige es die Täter in ihrem rassistischen Handeln.

„Beides hat fatale Folgen für unser Zusammenleben. Bleibt zu hoffen, dass wir von solchen Taten wie in Norwegen verschont bleiben. Heute gilt unser tiefstes Beileid und Mitgefühl den Hinterbliebenen. Wir wünschen ihnen viel Kraft und Geduld und sind in Gedanken bei ihnen“, erklärte Yeneroğlu abschließend.