NRW-Bestattungsgesetz

Die Diskussion läuft

Das Bestattungsgesetz in NRW soll novelliert werden. Experten diskutieren derzeit die Vorschläge der Landesregierung. Auch religiöse Institutionen melden sich zu Wort. Muslime haben klare Vorstellungen über die nötigen Änderungen und der Bedarf an eigenen Friedhöfen wächst.

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07
2013
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Im April einigte sich die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen (NRW) auf eine Novellierung des Bestattungsgesetzes. Unter anderem wurden explizit Punkte in die Änderungen aufgenommen, die auch Muslimen zugutekommen sollen. Mittlerweile wird im Landtag öffentlich um zentrale Punkte der Gesetzesänderung gestritten.

Bereits bei der Expertenanhörung im Juni wurde deutlich, dass die unterschiedlichen Interessen von muslimischen und anderen Experten miteinander kollidieren. So forderten Sachverständige eine Verlängerung der bestehenden Bestattungsfristen, um Familien die Planung von Trauerfeiern zu erleichtern. Muslime wiederum forderten, eine schnellere Möglichkeit, ihre Toten zu bestatten. Der islamische Glaube schreibt vor, den Leichnam so schnell wie möglich zu begraben.

Die angehörten muslimischen Experten erklärten, dass möglichst ein Zeitraum von 24 Stunden für muslimische Tote eingehalten werden sollte. Auch die zweite Leichenschau, die bei Überführungen ins Ausland standardmäßig durchzuführen ist, wurde als unnötige Verzögerung der Bestattung kritisiert.

Muslimische Friedhöfe nötig?

Ein weiterer Streitpunkt zwischen den Parteien ist die geplante Einführung der Möglichkeit, dass religiöse gemeinnützige Vereine Friedhöfe betreiben sollen. So könnten theoretisch auch muslimische Vereine einen eigenen Friedhof einrichten. Erste Vorbereitungen hierfür laufen bereits in einigen Städten in NRW. Diese Neuerung würde es Muslimen möglich machen, die Grabfelder entsprechend dem islamischen Brauch nach Mekka auszurichten. Auch eigene Waschanlagen und Möglichkeiten für Totengebete wären ohne Weiteres denkbar.

Der Vorstoß der Landesregierung wird jedoch von den kirchlichen Betreibern kritisiert. Einem Bericht des Deutsch-Türkischen Journals zufolge äußerte sich ein katholischer Vertreter gegen eigene Friedhöfe von Muslimen. Er führte als Argument an, dass nicht religiöse Vereine, sondern Körperschaften Friedhöfe betreiben sollten. Die beiden großen Kirchen äußerten sich bisher für muslimische Grabfelder auf bestehenden Friedhöfen statt muslimischer Friedhöfe. Als Grund wurde angeführt, dass es in NRW weiterhin vielfach ungenutzte Grabfelder gebe. Es sei kein Bedarf für neue Friedhöfe vorhanden.

Bedarf an muslimischen Friedhöfen wächst

Tatsächlich lassen die aktuellen Zahlen zu Bestattungen aufhorchen. So erklärte Ali Bozkurt, Beauftragter der IGMG-Sterbekasse, gegenüber islamiQ, dass knapp 90% der Verstorbenen derzeit in ihre ursprünglichen Heimatländer überführt würden. Er sieht allerdings einen zukünftigen Bedarf für muslimische Friedhöfe. Die erste Generation von Muslimen wolle in ihren Heimatländern bestattet werden. „Die jüngeren Generationen in Deutschland fühlen sich aber hier Zuhause und wollen auch hier ihre letzte Ruhe finden“, so Bozkurt weiter.

Bestatter Arif Tokiçin aus Hamburg bestätigt diese Zahlen. Er ist seit knapp 10 Jahren als Bestatter im norddeutschen Raum unterwegs. Auch bei ihm sind 90% der muslimischen Bestattungen als Überführungen ins Heimatland vermerkt und auch Tokiçin sieht einen wachsenden Bedarf für mehr muslimische Friedhöfe in Deutschland.

Über die Gesetzesnovelle soll nach dem Willen der Landesregierung in NRW bereits Anfang 2014 abgestimmt werden. Rot-Grün hat zwar eine eigene Mehrheit im Landtag, versucht aber ein breites Bündnis aller Parteien für die Änderungen zu gewinnen.