Maher Zain ist ein weltweit bekannter muslimischer Sänger. Seine Songs sind oft mit religiösen Botschaften versehen. Wir sprachen mit ihm über seine Inspiration, wieso er über Religion singt und was er mit seiner Musik erreichen möchte.
Maher Zain ist 10 Jahre alt, als er auf seinem Keyboard seine ersten Musikexperimente macht. 15 Jahre danach steht er neben RedOne, einem der wichtigsten Musikproduzenten auf der Welt. Dieser erlangte unter anderem durch seine Zusammenarbeit mit Lady Gaga Bekanntheit. In der Biografie eines erfolgreichen Musikers folgen danach Plattenverträge und ein Leben voller Glamour, Partys und Ruhm. Bei Maher Zain entfällt der ausschweifende Lebensstil, denn genau dann, als seine Karriere kurz vor dem Durchbruch steht, entscheidet er sich für einen islamischen Lebensstil. Erfolgreich ist er trotzdem.
Der Sohn libanesischer Eltern zieht mit 8 Jahren nach Schweden. 2005 schließt er sein Studium in Fahrzeugtechnik ab. Seinen Studiengang wählt er, weil Freunde meinen, dass man so etwas studieren muss. Schnell merkt Maher, dass sein Herz für die Musik schlägt, also schließt er das Kapitel mit der Technik ab und geht in die USA. Dort bereitet er sich 2007 auf seine Karriere vor, denn seine Zusammenarbeit mit RedOne ist erfolgreich. Doch die Dinge laufen anders.
Maher interessierte sich immer mehr für seinen Glauben, den er bis zu diesem Zeitpunkt nicht vollständig praktiziert. Also kehrt er zurück nach Schweden und verbringt immer mehr Zeit in Kreisen, in denen er sich über den Islam informiert. „Als ich mit RedOne zusammengearbeitet habe und Musikproduzent war, war ich kein praktizierender Muslim. Vor etwa 5 Jahren begann ich mich für den Islam zu interessieren. Mir gefielen die Menschen in der Moschee, die Atmosphäre. Ich wollte die Spiritualität erleben, eine Sicherheit haben, eine Familie gründen. Also all das, was im Gegensatz zu meiner damaligen Arbeit stand. Als ich angefangen habe, den Islam zu praktizieren, habe ich die Entscheidung getroffen, meine Message, meine Geschichte und Inspiration auf eine besondere Art mit anderen zu teilen“, sagt er
Der Musiker steht zwischen zwei Welten und entscheidet sich nicht für eine, sondern für beide. Er kombiniert die Musik mit religiösen Inhalten und schafft so seinen eigenen Stil. Zu diesem Zeitpunkt sind Musiker wie Sami Yusuf weltweit bekannt. Maher hebt sich von anderen ab, indem er seinen R&B-Stil beibehält und ihn mit traditioneller, spiritueller Popmusik mixt. 2009 erlebt er seinen Durchbruch mit dem Plattenlabel „Awakening Records“. Das Debüt-Album „Thank You Allah“ wird zu einem weltweiten Erfolg. In dem Lied, das auch den Namen des Albums trägt, bedankt sich Maher bei seinem Schöpfer, dass er ihm seinen Weg gezeigt hat, obwohl er seine Zeichen immer wieder ignoriert hatte. Auch die anderen Songs auf dem Album behandeln religiöse Themen wie Dankbarkeit gegenüber Allah, die Liebe zum Propheten und das Leben als Muslim in der modernen Welt. Aber auch nicht-religiöse Themen, die im islamischen Rahmen verarbeitet werden, machen das Album besonders. In dem Lied „Rest Of My Life“ geht es beispielsweise um die Liebe zu seiner Frau.
Das Album „Thank You Allah“ bekam zehn Mal Platin, davon acht Mal in Malaysia und zwei Mal Indonesien.
2012 erscheint das Album „Forgive Me“, in dem Maher viel über sein persönliches Umfeld singt. Er erklärt: „Alle Lieder von mir haben eine Geschichte, sie erzählen aus dem Leben. Der Islam besteht nicht nur aus Pflichten, die man erfüllen muss, sondern er ist ein Lebensstil, das unser gesamtes Leben beeinflusst. Alles, was ein Teil des Lebens ist, ist auch ein Teil des Islams. Deswegen singe ich über den Tod, darüber jemanden zu verlieren, über die Liebe zu der Mutter und über die Geschwisterlichkeit.“
Maher Zain möchte mit seiner Musik Herzen erreichen. Es gelingt ihm, dass sich Jung und Alt mit seinen Liedern identifizieren können, denn er erreicht sie alle. Das ist kein Wunder, denn der Sänger ist einer der wenigen muslimischen Künstler, die das Potenzial des Internets erkennen und es ausschöpfen. Auf Facebook folgen ihm 7,7 Millionen Fans, auf Twitter hat er 650.000 Follower. Dabei hat seine Musik Fans aus aller Welt. „Musik ist eine internationale Sprache, man kann auf diese Art sehr viele Menschen erreichen, weil Musik irgendwie jeden umgibt. Wenn man die Kunst auf einem hohen Level ausübt, mit guten Melodien und inhaltsreichen und inspirierenden Texten, dann kann nicht viel schief gehen“, erzählt er.
Aber nicht alle sind begeistert von ihm. Das Thema Musik ist eine brenzliger Diskussion in der islamischen Community. So wird auch Maher Zain dafür kritisiert, Musikinstrumente in seinen Liedern zu benutzen. Man fragt ihn oft, wie er mit dieser Kritik umgeht und wie er dazu steht. „Es liegt nicht in meiner Macht, darüber zu entscheiden,“ gibt er zu. „Und ich habe auch keine persönliche Meinung dazu. Ich folge der Meinung bestimmter Gelehrter, die sagen, dass Musik im islamischen Rahmen in Ordnung ist. Die Gelehrten können darüber diskutieren, wir folgen ihrer Meinung.“
Für Maher war die Musik immer „in Ordnung“, denn er kommt aus einer musikalischen Familie. Sein Vater war ein libanesischer Sänger und er bekam immer den Gesang seiner Schwestern zu Hause mit. Die Musik ist aber für ihn etwas, was nicht nur in den eigenen vier Wänden bleibt, sondern die ganze Welt erreichen soll. Mit einem guten Zweck. In vielen Liedern behandelt er Ungerechtigkeiten, Krieg und die Sehnsucht nach Freiheit. So sang er für den Bürgerkrieg in Syrien das Lied „Love Will Prevail“, für den Nahostkonflikt „Palestine Will Be Free“ und für die Aufstände in den arabischen Ländern das Lied „Freedom“. Maher Zain stellt klar: „Diese Lieder sind keine politischen Statements, sondern eine Verantwortung als Muslim über Ungerechtigkeiten zu berichten. Ich versuche einfach mit meiner Kunst Aufmerksamkeit für diese Themen zu schaffen, die Leute vielleicht sogar dazu bringen, dass sie sich für Gerechtigkeit einsetzen. Ich finde, diese Aufgabe liegt in meiner Verantwortung. Vor allem für mich, als einen muslimischen Sänger.“