„Der Islam ist wie das Wasser in einem Fluss“

Peter Gould ist einer der erfolgreichsten muslimischen Designer und Künstler, der für namhafte Unternehmen gearbeitet und der die App „Kids Of The Ummah“ entworfen hat. Wir haben mit ihm über seine Arbeit gesprochen.

20
08
2013
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Können Sie uns etwas über Ihr Projekt Salamwall erzählen?
Die Idee zu dem Projekt kam zustande, nachdem ich dazu eingeladen wurde, ein kreatives Projekt auf dem Eid Festival in London auszustellen. Meiner Kreativität wurden keine Grenzen gesetzt, also habe ich mich für etwas Spezielles entschieden, dass auch nach dem Event ausgestellt werden kann. Ich hatte die einfache Idee „Botschaften des Friedens“ aus aller Welt zu sammeln. Jeder, der der Welt einen Friedensgruß hinterlassen möchte, kann mitmachen, dabei gibt es keine genauen Vorschriften. Alles, was auf ein Foto passt, darf eingesendet werden. Die Sammlung wird auf einer großen digitalen Wand ausgestellt, sie ist also ein lebendiges Kunstwerk. Wer mitmachen will, kann das unter www.facebook.com/salamwall tun. Ich habe mittlerweile so viele Einsendungen bekommen, sogar aus Ländern, deren Namen ich zuvor nicht gehört habe. Das ist toll!

Sie sind ein kreativer Künstler, der auch gleichzeitig ein Designstudio hat, wo Sie für Ihre Kunden arbeiten. Denken Sie, dass es einen Unterschied macht, dass man etwas designt, weil der Kunde einen Auftrag gegeben hat oder weil man gerade die richtige Inspiration hat?
Jeder Tag in meinem Designstudio ist besonders und abwechslungsreich, ob kommerzieller Auftrag oder spontane Inspiration, das spielt keine Rolle. Oft gibt es Aufträge, die einen kreativen und originellen Background haben oder es kommt auch schon mal vor, dass eine kreative Idee sich so weit entwickelt, dass daraus eine Unternehmensidee wird. Vor allem in der digitalen, vernetzten Welt gibt es so viele Möglichkeiten die Grenze zwischen beiden zu verwischen.

Haben Sie ethische oder islamische Prinzipien, wenn Sie Branding oder Design machen?
Wir haben kein formales Manifest, aber mein Glaube ist wegweisend dafür, wo ich mit meiner Arbeit hingehen und was ich machen möchte. Sowohl meine alltägliche Arbeit als auch meine Zukunftspläne sind davon beeinträchtigt. Zum Beispiel gebe ich mein bestes dafür, dass meine Designprodukte dem islamischen Konzept des ihsans entsprechen. Sodass ich gute Produkte und Marken gemeinsam mit dem Kunden auf den Markt bringen kann, von denen viele Menschen profitieren.

Sie arbeiten hauptsächlich für muslimische Kunden. Was ist der Unterschied zwischen ihnen und Kunden, die sich nicht über ihre Religiosität definieren?
Es gibt weltweit viele Designer und Kreativagenturen, die sich genau diese Frage stellen. Ich glaube nicht, dass es eine eindeutige Antwort darauf gibt, aber es ist ein interessantes Feld. Letztendlich erwarten aber alle Kunden ein gutes Produkt, das ihren individuellen Bedürfnissen entspricht.

Denken Sie, dass Muslime, die im Westen leben ein neues Verständnis von Kunst und Design entwickeln sollten?
Ein Gelehrter erklärte Mal, dass der Islam wie das Wasser in einem Fluss ist, der durch viele Orte der Welt fließt. An jedem Ort reflektiert das Wasser die jeweiligen Farben des Ortes. Die Architektur zeigt das deutlich. Wir erkennen türkische Moscheen und können sagen, wie eine chinesische Moschee aussieht. Die islamische Architektur hat also in jedem Land eine andere Ausprägung. Das heißt, kreative Muslime in Europa, Australien oder Amerika können versuchen herauszufinden, wie sie ihren Glauben in ihrem jeweiligen Land auf eine künstlerische Art ausdrücken können. Diese Entwicklung kann man auch schon in vielen verschiedenen Bereichen beobachten: Kunst, Design, Mode, Dichtung, Musik, Film, usw. Die Reise geht weiter!

2002 sind Sie zum Islam konvertiert. Welche Konsequenzen hatte diese Entscheidung für Sie und Ihre Arbeit?
Meine Konvertierung hat mein künstlerisches Bewusstsein stark beeinflusst. Die traditionelle islamische Kunst inspiriert mich sehr, sie ist ein sehr reiches Erbe. Aber auch jungen Menschen, die beispielsweise Graffiti und Kalligrafie miteinander kombinieren, finde ich sehr interessant.

Sie haben mit Yusuf Islam, Sami Yusuf und vielen anderen gearbeitet. Was war der beste Moment ihrer Karriere?

Da sind viele gute Momente. Vor allem Kinderbücher und Apps zu entwerfen, die auch meinen Kindern gefallen, bereitet mir große Freude. Ich hoffe vom ganzen Herzen, dass der Höhepunkt meiner Arbeit und Karriere noch bevorsteht, inschallah. Ich bin noch am Anfang einer langen Reise.