Muslimische und christliche Vertreter kamen in Hessen beim „Tag des Dialogs“ zusammen. In einer gemeinsamen Erklärung verpflichteten sie sich, künftig enger zusammenarbeiten. Im Fokus der diesjährigen Gespräche standen der Islamische Religionsunterricht und die Ausbildung von Lehrkräften an hessischen Universitäten.
Vertreter der muslimischen und der evangelisch-christlichen Religionsgemeinschaften haben am Donnerstag (26. September) beim „Tag des Dialogs“ in Gießen eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Die Spitzenvertreter wollen, dass die Religionsgemeinschaften bei der Lehrerausbildung in Hessen künftig enger zusammenarbeiten. Dies geht aus einer Meldung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hervor.
Die Religionsgemeinschaften begrüßen in einer gemeinsamen Erklärung den Start des Islamischen Religionsunterrichtes an hessischen Schulen. Sie unterstreichen die Bedeutung des Religionsunterrichtes für Muslime. Die Einsetzung des Islamischen Religionsunterrichtes ermögliche den Schülern die Entwicklung einer eigenen religiösen Identität. Darin liege unter anderem auch „die Voraussetzung für ein gelingendes Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft.“
Dies bedeute auch, dass die Ausbildung von Religionslehrern an deutschen Hochschulen geschehen müsse. Aus der Sicht der islamischen Religionsgemeinschaften braucht die wissenschaftliche Ausbildung von Religionslehrern eine Bekenntnisbindung an eine Religionsgemeinschaft. Nur so sei es möglich, mit der nötigen Authentizität die Religion auch nach außen hin zu vertreten. Die Kompetenz für die Erteilung des Religionsunterrichtes könne nur dann vermittelt werden, wenn sowohl Wissenschaftsfreiheit als auch die Binnenperspektive der jeweiligen Religion an der Hochschule gewahrt bleibe.
Durch die Ausbildung müssten die Studierenden „Grundlagen religiöser Identität in der Auseinandersetzung mit theologischem Fachwissen erhalten, die ihnen nicht nur die notwendigen pädagogischen und theologischen Inhalte, sondern auch die Fähigkeit zur kritischen Reflexion des eigenen religiösen Bekenntnisses vermitteln.“ Dies sei wichtig, um ideologischen Missbrauch und religiöse Beliebigkeit zu verhindern.
Die Ausbildung von Religionslehrern soll aus der Sicht der Religionsgemeinschaften unter anderem interkulturelle Kompetenz vermitteln. So sollen Beziehungen zu Menschen anderer Religionen in der Schule und das Zusammenleben über die Schule hinaus gestärkt werden. Die Lehrkräfte müssten in der Lage sein, „mit theologischer und pädagogischer Professionalität bekenntnisorientiert und kritisch zu unterrichten.“
Daher fordern die Religionsgemeinschaften auch, dass die Studierenden durch Projekte und interdisziplinäre Veranstaltungen fächerübergreifend beim „Begegnungslernen“ mitmachen müssen. Die jeweilige Religionsgemeinschaft solle zudem in einer „Bekenntnisorientierung in der Berufseingangsphase“ die Studierenden begleiten. Die islamischen Religionsgemeinschaften sollen durch die christlichen Religionsgemeinschaften bei der Etablierung solcher Strukturen unterstützt werden.
Seit Beginn des neuen Schuljahres wird an hessischen Schulen bekenntnisorientierter Islamischer Religionsunterricht erteilt – allerdings nur in Trägerschaft der DITIB und der kleinen Gruppe der Ahmadiyya Muslim Jamaat. Das Islamverständnis letzterer Organisation steht laut Koordinationsrat der Muslime (KRM) im Widerspruch zum allgemeinen Konsens unter Muslimen.
Auch an den Universitäten in Hessen, an denen Religionslehrer und Theologen ausgebildet werden sollen, sind die muslimischen Religionsgemeinschaften nicht ordnungsgemäß eingebunden. Hier fehlt es weiterhin an angemessenen Strukturen.