Während Kirchen von staatlicher Seite mit Milliarden finanziert und unterstützt werden, drehen muslimische Gemeinschaften jeden Cent zweimal um. Ein Einblick in die Finanzierungswelt der Moscheen in Deutschland.
Die Rendsburger Zentrum Moschee (Islamisches Zentrum Rendsburg) ist ein Paradebeispiel dafür, wie sehr sich Muslime in Fragen der Finanzierung von Neubauten einschränken. Für den Bau der im osmanischen Stil gehaltenen Moschee wurde weder die Hilfe von fremden Organisationen oder dem Ausland akzeptiert, noch Kredite von Banken in Anspruch genommen.
Der Islam verbietet grundsätzlich das Nehmen und Geben von Zinsen (Ausnahmen sind möglich, aber streng reglementiert), weshalb die Gemeinde auch knapp 10 Jahre brauchte, ehe sie in das fertig stehende Gebäude umziehen konnte. Der gesamte Bau geht auch auf den unermüdlichen Einsatz der Gemeindemitglieder zurück, die immer wieder Spenden für den insgesamt 1,5 Millionen Euro teuren Bau sammelten. Einige Gemeindemitglieder (Maurer, Elektriker und Co.) halfen auch beim eigentlichen Bau mit ihrem Fachwissen und handwerklichen Können mit.
Heute sind in dem prächtigen Gebäude nicht nur Gebets-, Lern- und Unterrichtsräume, sondern auch eine Kantine, ein Jugendzentrum, ein Frauenbereich, eine Teestube und ein Supermarkt untergebracht. Die Moschee finanziert sich mittlerweile weitestgehend von selbst. Der Supermarkt ist Untermieter und die Spenden der Mitglieder helfen der Moschee, eigenständig zu bleiben und ohne fremde Hilfe auszukommen.
Doch die Rendsburger Zentrummoschee ist eine Ausnahme unter den vielen Moscheen in Deutschland. Oftmals herrscht Platzmangel, die Gebäude sind meist nur Behelfsmoscheen oder in Hinterhöfen angesiedelt. Prächtige Projekte wie in Rendsburg sind nur selten zu realisieren – allein schon wegen der immens hohen Kosten.
„Vielfach finanzieren sich die Moscheen über Spenden aus der Gemeinde. Dazu kommen dann Sammlungen an Freitagen und Festtagen“, erklärt Ali Kızılkaya vom Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland. Der Dachorganisation gehören in Deutschland mehr als 500 Moscheen an. Die Spenden aus den Gemeinden helfen laut Kızılkaya vor allem betriebliche Kosten der Moscheen abzudecken, sie reichen aber meist nicht aus.
Ein Grund dafür, warum viele Moscheen in ihren Gebäuden dann auch weitere Angebote schaffen. Das gängigste Beispiel ist die Vermietung von Räumlichkeiten beispielsweise für kleine Läden (oft Obst- und Gemüsehändler), eine Bibliothek oder einen kleinen Friseurbetrieb. Durch solche Angebote schaffen sich die Gemeinden zusätzlich zu den Spenden neue Einnahmequellen.
Das ist notwendig, weil keine muslimische Gemeinschaft in Deutschland den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts hat. Das wäre nötig, um weitere Einnahmequellen zu erschließen, wie es bei den beiden großen christlichen Kirchen der Fall ist oder auch bei der jüdischen Gemeinde. Diese können den Staat beispielsweise damit beauftragen, ihre (Kirchen-)Steuern vom Lohn der Mitglieder einzubehalten. Hinzu kommen diverse finanzielle Unterstützungen des Staates, wie die staatliche Finanzierung von Priestergehältern.
Angesichts solcher Möglichkeiten dürften Muslime ein bisschen bedrückt und neidisch auf die Kirchen rüberschauen. In diesen Tagen aber, wo die Kirche massiv unter Kritik steht wegen teuren Bauten wie in Limburg oder anderen Luxusproblemen, dürfte sich der Neid in Grenzen halten.