Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

Sigmund-Freud-Preis für Angelika Neuwirth

Angelika Neuwirth wird mit dem Sigmund-Freud-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet. Die Jury würdigt damit die Arbeiten und Forschungen der Arabistin im Rahmen des Corpus Coranicum Projekts.

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In Darmstadt wird heute (Samstag) der Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa an die Arabistin Angelika Neuwirth verliehen. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ehrt damit die Arbeiten und Forschungen der Wissenschaftlerin über den Koran.

„Mit ihren wahrhaft bahnbrechenden, von hoher Sprachsensibilität zeugenden Forschungen zum Koran hat sie sowohl das Originäre der muslimischen Offenbarung als auch deren Einbettung in den Kontext des biblischen und spätantiken Schrifttums erwiesen“, erklärte die Jury zur Auszeichnung.

Neuwirth knüpfe mit ihrer Arbeit nicht nur an Goethe, sondern auch an „Traditionen der Wissenschaft des Judentums“ an, die früh die „Verflochtenheit der nahöstlichen mit den westlichen Kulturen“ betonten. Sie begreife das „Gründungsdokument des Islam“ als einen europäischen Text. „Die Weite ihres Horizonts manifestiert sich ebenso in wichtigen Arbeiten zur modernen arabischen Poesie“, so die Jury abschließend.

Der Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa wird seit 1964 verliehen und von der HSE-Stiftung, Darmstadt, gefördert. Der Preis ist Sigmund Freud gewidmet, dem es gelang, komplizierte Sachverhalte allgemein verständlich darzustellen und damit zur Popularität seines Wissensgebietes beizutragen. Der Preis ist mit 20.000 € dotiert.

Corpus Coranicum

Neuwirth wurde am 4. November 1943 in Nienburg/Weserseit geboren. Sie studierte Arabistik, Semitistik und klassische Philologie an der Freien Universität Berlin sowie in Teheran, Göttingen, Jerusalem und München. Nach ihrer Habilitation arbeitete sie von 1977 bis 1983 als Gastprofessorin an der Universität von Jordanien in Amman. Von 1994 bis 1999 war sie Direktorin am Orientinstitut der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft Beirut und Istanbul.

Seit 1991 ist Neuwirth Professorin für Arabistik an der Freien Universität Berlin, wo sie auch das Forschungsprojekt Corpus Coranicum leitet. Ziel des Vorhabens ist, laut eigener Darstellung, eine Dokumentation des Korantextes in seiner handschriftlichen und mündlichen Überlieferungsgestalt und eine umfassende Datenbank von jüdischen, christlichen, altarabischen und anderen Intertexten zu einzelnen Koranstellen zu erstellen. Außerdem will das Corpus Coranicum einen ausführlichen Kommentar zum Koran bereitstellen.

Neben zahlreichen Aufsätzen sind als Buchpublikationen zuletzt erschienen: Der Koran als Text der Spätantike. Ein europäischer Zugang (Verlag der Weltreligionen, Berlin 2010), Der Koran: Bd. 1: Frühmekkanische Suren. Poetische Prophetie Handkommentar mit Übersetzung (Verlag der Weltreligionen, Berlin 2011).