Was haben Mafia-Filme, Martin Heidegger und der Islam gemeinsam? Nicht viel. Für Milad Karimi aber sind sie die wichtigste Inspiration seiner Lebensgeschichte.
Mit dreizehn Jahren flieht Milad Karimi aus seiner Heimat Afghanistan. Über Indien und Russland kommt er zwei Jahre später in Deutschland an. Die Heimatlosigkeit wird zu seiner Heimat. Darüber und warum er zudem gerne Muslim ist schreibt er in seinem neuen Buch „Osama Bin Laden schläft bei den Fischen“.
In den ersten Kapiteln seines Buches beschreibt Milad Karimi, wie sein Leben in Kabul war. Eine Kindheit geprägt von Krieg und Unsicherheit. Jede Familie in Kabul hatte mehrere Familienmitglieder im Krieg verloren. „In Kabul atmete der Krieg“, schreibt er. Bald wird seiner Familie klar, dass sie fliehen müssen. Gemeinsam mit seinem Vater, dem Direktor der deutschen Schule in Kabul, seiner Mutter, der Zahnärztin und seiner Schwester begeben sie sich auf eine gefährliche Reise.
Zwei Jahre lang müssen sie sich mit Schleusern, Betrügern und skrupellosen Vermietern auseinandersetzen, um schließlich nach Deutschland einzureisen. Seine Schilderungen sind angesichts aktueller Entwicklungen bezüglich der Flüchtlinge, die nach Europa fliehen interessant. Obwohl die Flucht der Familie 1993 stattfand, scheint, als ob sich nicht viel an der Situation der Flüchtlinge verändert hat.
In Deutschland angekommen, beginnt eine Odyssee von Heim zu Heim. Seine Eltern, die einst in Kabul angesehene Akademiker waren, müssen von Null anfangen. Trotzdem schafft es Karimi von der Hauptschule zum Studium. Sein Interesse an der Philosophie und Literatur und seine Wissbegierde sind die besten Voraussetzungen dafür, dass Karimi ein erfolgreicher Student wird. Er studiert in Freiburg Islamwissenschaften und Philosophie, promoviert über Hegel und Heidegger und übersetzt den Koran. Heute ist er Professor für Kalam, islamische Philosophie und Mystik an der Universität Münster.
Im weiteren Verlauf des Buches wird Karimi philosophischer und gewährt einen Einblick in seine geistige Entwicklung in jungen Jahren. Nicht selten erwähnt er dabei Menschen, die ihn geprägt und inspiriert haben. Sehr oft fallen Namen wie Rainer Maria Rilke, Martin Heidegger oder die iranische Dichterin Forough Farrokhzad. Ein weiteres Werk, das ihn geprägt hat und das er von Kabul bis nach Deutschland mitgebracht hat, ist der Koran.
Anschaulich erklärt er, welche Gefühle er für dieses Buch hegt und was ihn daran fasziniert. Wie man es dem Untertitel seines autobiographischen Werks entnehmen kann, hat Karimi eine weitere Leidenschaft: Mafia-Filme wie „Der Pate“ und die Serie „Die Sopranos“. In seiner gesamten Lebensgeschichte vergleicht er Situationen mit einem Abschnitt aus den Mafia-Filmen.
Auch die Person, dem er seinen Buchtitel verdankt bleibt nicht unerwähnt. Teils makaber, aber auch tiefgründig erklärt er warum Osama bin Laden bei den Fischen schläft. Warum aus einem Feindbild nun eine mystifizierte Person geworden ist und wie sehr das Denken eines Osama bin Laden von Aristoteles geprägt ist, dessen bipolare Verstandeslogik nur wahr oder falsch, gut oder böse kennt.
Milad Karimi erzählt in seinem Buch „Osama Bin Laden schläft bei den Fischen“ seine außergewöhnliche Lebensgeschichte, dabei kommen seine philosophischen Gedankengänge und religiösen Standpunkte nicht zu kurz. Es wir deutlich, wie aus Heimatlosigkeit etwas Neues entsteht, wie schwere Schicksalsschläge die Grundsteine für Erfolg legen können, wenn auch viele Kilometer weg von der Heimat- oder gerade deswegen.