Ein pakistanisch-amerikanisches Mädchen soll in die Fußstapfen der berühmten Comicfigur Ms. Marvel treten. Das wird sowohl für den Comicverlag Marvel als auch für die Comicleser eine neue Erfahrung.
Comicagenturen scheinen verstanden zu haben. Sie haben Leser, die nicht wie ihre typischen Superhelden aussehen, nicht so heißen und nicht die gleichen Alltagsprobleme haben. Der Comicverlag Marvel stellt eine neue Comicfigur vor: die neue Ms. Marvel heißt Kamala Khan und ist ein pakistanisch-amerikanisches Mädchen. Sie soll in die Fußstapfen von Carol Danvers treten, die ehemalige Ms. Marvel, die nun Captain Marvel heißt.
Kamala sieht ihrer Vorgängerin gar nicht ähnlich. Sie hat weder blaue Augen, noch ist sie blond. Dabei soll sie genau mit diesen Eigenschaften die Diversität der jungen Leser widerspiegeln und ist die erste Muslimin mit eigener Heftreihe. Der Comicverlag Marvel gehört zu den größten Verlagen des Comicgenres. Zuvor wurde der Versuch gestartet einen Spiderman zu etablieren, der Latino ist. Mit Erfolg, wenn auch mit Anfangsschwierigkeiten. Kamala Khan soll ein weiterer Schritt in Richtung kultureller Öffnung sein.
Die neue Ms. Marvel lebt mit ihren Eltern und ihrem Bruder in New Jersey (USA). Wie könnte es anders sein: Ihre Familie ist konservativ. Ihr Bruder ist leicht „radikal“ und die Mutter fast paranoid. Denn sie hat Angst davor, dass ihre Tochter an einen jungen Mann gerät. Kamala erfüllt also fast alle Klischees, nur ein Kopftuch trägt sie nicht.
Kamala hat dementsprechend auch neben ihren Heldentätigkeiten auch noch ganz andere Sorgen. Sie muss den Alltag als pakistanisch-amerikanische Muslima meistern. Mit der neuen Ms. Marvel soll „die universelle Erfahrung aller amerikanischen Teenager, die sich isoliert fühlen und herausfinden wollen, wer sie sind.“ verarbeitet werden.
Ab Februar 2014 soll Ms. Marvel jeden Monat erscheinen. Im Januar ist ihr Debüt. Die Idee zu der Figur Kamala kam dem Marvel-Redakteur Stephan Wecker, als er sich mit seiner pakistanischen Kollegin über ihre Kindheit austauschte. Die verrückten, lustigen und teils auch tragischen Anekdoten faszinierten ihn so sehr, dass er sich mit seiner Kollegin auf die Suche nach einer Comic-Autorin machte.
Nun darf J. Willow Wilson für Kamala als Ms. Marvel den Stift in die Hand nehmen. Wilson ist eine erfolgreiche Comicautorin, die auch das Buch „Alif The Unseen“ geschrieben hat und vor Jahren zum Islam konvertierte. Es bleibt abzuwarten, ob Wilson ihre Comicfigur mit klischeehaften Eigenschaften und Geschichten überladen wird oder ob sie die beabsichtigte kulturelle Öffnung des Comicverlags unterstützen wird.