Islam in Deutschland

Alternativen zu universitären Studiengängen

Projekte von islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland bilden alternativ zu den universitären Angeboten Imame und Religionspädagogen aus. Die Zahl der Projekte nimmt zu.

30
11
2013

An mehreren Standorten in Deutschland werden mittlerweile auf universitärer Ebene Studiengänge für islamische Religionspädagogik und islamische Theologie angeboten. Doch die muslimischen Religionsgemeinschaften bieten auch Alternativen zu den staatlichen Angeboten an. Diese Angebote nehmen zu und werden von den Gemeinschaften mitgestaltet.

In Frankfurt entsteht derzeit eine neue Hochschule in privater Trägerschaft, die muslimische Imame und Theologen ausbilden will. Im Vordergrund der Ausbildung soll das islamische Recht stehen. Die Träger wollen einen „authentischen Islam“ vermitteln. Die Lehrpläne richten sich an klassischer islamischer Theologie aus. Am Ende sollen Imame in Deutschland nach den klassischen Lehren des Islams ausgebildet werden.

Ausbildung von Imamen in der Türkei und Frankreich

Bereits ähnliche Projekte werden von den muslimischen Religionsgemeinschaften umgesetzt. So werden Abiturienten in Deutschland von der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) zum Studium in die Türkei geschickt, damit sie dort ihre theologische Ausbildung erhalten. Die Absolventen kehren nach der Ausbildung zurück nach Deutschland und arbeiten als Theologen und Imame in den Gemeinden der DITIB. Dies bietet Vorteile, denn die Absolventen sind in Deutschland sozialisiert und beherrschen die deutsche Sprache. Sie genießen zudem eine klassische Ausbildung in der islamischen Theologie.

Ähnlich ist auch das Projekt im französischen Château-Chinon. In Frankreich können sich Muslime in Islamwissenschaften fortbilden und ausbilden lassen. Die Lehre in Château-Chinon orientiert sich stark an den Vorgaben der Al Azhar Universität in Kairo, eine der ältesten Lehrstätten islamischer Wissenschaften. Die Absolventen arbeiten nach dem Studium auch in Deutschland, etwa in den Gemeinden der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG).

Religionspädagogik

Doch auch für Religionspädagogen gibt es mittlerweile Angebote. Das neue Projekt Muslim Plus 10 der IGMG will vor allem in diesem Bereich eine Professionalität und Qualität sichern. Der einjährige religionspädagogische Kurs, der zusammen mit der Initiative Islamische Pädagogik und Didaktik Köln (IPD) ausgearbeitet wurde und ab Januar beginnen soll, richtet sich vor allem junge Menschen aus dem Bildungsbereich.

„Ziel der Ausbildung ist es, islamische Religionspädagogik zu erlernen und zu beherrschen, in der Absicht, für die Schülerinnen und Schüler einen Weg zu erarbeiten, wie sie aus der Rede des Schöpfers an seine Geschöpfe und aus der Sunna seines Gesandten lernen können, um ihr Leben in der Welt in Einklang mit den Glaubenswahrheiten des Islams zu meistern. Sie sollen ihre Lebenswelt mit koranischen und prophetischen Texte korrelieren und reflektieren können“, heißt es laut den Trägern.

Die Projekte der Muslime sind Alternativen und werden vermutlich als Ergänzung zur akademischen islamischen Theologie nie an Bedeutung verlieren. Der Einfluss eigener Projekte der Religionsgemeinschaften sollte auch nicht gering geschätzt werden. Am Ende werden die muslimischen Religionsgemeinschaften die Theologie an den Universitäten nur dann akzeptieren können, wenn diese sich an die Mitte der Muslime ausgerichtet entwickelt. Auch eine weitere Aus- und Fortbildung von Absolventen nach dem Studium dürfte dazugehören. Dafür sind die Grundlagen und Voraussetzungen vorhanden.

Leserkommentare

Naimenur Cevik sagt:
Selamunaleykum Ich hätte gerne nähere Informationen Über den Initiative Islamische Pädagogik und Didaktik kurs. Wann findet es wieder statt?
14.11.14
14:18