Niedersachsen

1.800 Schüler besuchen islamischen Religionsunterricht

Der islamische Religionsunterricht in Niedersachsen kommt voran. Es fehlt jedoch an Lehrkräften und ein Streitpunkt ist immer noch das Thema Kopftuch. Trotzdem sieht die Kultusministerin des Landes den Unterricht auf einem guten Weg.

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Die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) besuchte am Montag (16.12.2013) gemeinsam mit Vertretern des Beirats für islamischen Religionsunterricht eine Grundschule in Mühlenberg in Hannover. Mit ihrem Besuch wollte sich die Ministerin einen persönlichen Einblick von der Umsetzung des islamischen Religionsunterrichts vor Ort verschaffen.

Mit Beginn des Schuljahres 2013/2014 ist islamischer Religionsunterricht an niedersächsischen Grundschulen erstmals als ordentliches Unterrichtsfach eingeführt worden. Inzwischen nehmen rund 1.800 Schülerinnen und Schüler an landesweit 37 Schulen daran teil. Der Unterricht basiert auf einem staatlichen Lehrplan sowie entsprechenden Lern- und Lehrmaterialien, die vom Land im Einvernehmen mit dem Beirat für islamischen Religionsunterricht erlassen bzw. zugelassen worden sind.

„Die Schulen haben sich erfolgreich auf den Weg gemacht“, sagte Ministerin Heiligenstadt nach der Teilnahme an einer Unterrichtsstunde. „Sie ermöglichen das grundgesetzlich verbriefte Recht auf konfessionellen Religionsunterricht jetzt auch den Schülerinnen und Schülern muslimischen Glaubens.“ Heiligenstadt erklärte zudem, die Zusammenarbeit mit dem Beirat für islamischen Religionsunterricht, der aus Vertretern der Schura Niedersachsen und der Türkisch-Islamischen Union Niedersachsen-Bremen (DITIB) besteht, sei vertrauensvoll und fruchtbar.

Kopftuch weiterhin Streitthema

Nach dem gemeinsamen Besuch kritisierte der Vorsitzende der DITIB, Yılmaz Kılıç, das weiterhin bestehende Kopftuchverbot für Lehrerinnen an niedersächsischen Schulen. Wegen des Verbots würden sich junge muslimische Frauen nicht für die Religionslehrerausbildung entscheiden. Es fehle zudem an knapp 200 Lehrkräften für den islamischen Religionsunterricht in Niedersachsen.

Lehrerinnen dürfen in Niedersachsen nach aktueller Rechtslage ein Kopftuch nur im Religionsunterricht tragen, jedoch weder auf dem Schulgelände noch in anderen Unterrichtsstunden. Gespräche mit der Landesregierung über eine Änderung dieser Regelung laufen bereits. Die DITIB und die Schura Niedersachsen zeigten sich zuversichtlich, dass bald eine neue Regelung gefunden wird.

Beitrag zur Identitätsbildung

Das neue Fach leiste einen wertvollen Beitrag zur religiösen Identitätsbildung und sei ein Schlüssel zur Integration, so Heiligenstadt. Außerdem biete der Unterricht eine weitere wichtige Chance für den Dialog der Religionen.

Erteilt wird der islamische Religionsunterricht von derzeit landesweit 25 Lehrkräften, die entsprechend ausgebildet worden sind. Alle verfügen über die islamische Lehrerlaubnis, die sogenannte Idschaza, der durch den Beirat für islamischen Religionsunterricht vergeben wird.

Zum 1. August 2014 ist vorgesehen, das Fach „Islamische Religion“ aufsteigend auch in Sekundarstufe I der weiterführenden allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen einzuführen. Weitere Schulen haben bereits Interesse bekundet, den entsprechenden Unterricht anzubieten. „Unser Ziel ist es, das Fach im Flächenland Niedersachsen zu verstetigen. Dafür möchten wir gern weitere Lehrkräfte gewinnen.“

Das Kultusministerium arbeite deshalb eng mit der Universität Osnabrück zusammen, wo angehende Lehrkräfte für das Fach „Islamische Religion“ ausgebildet werden. Außerdem gibt es für bereits im Dienst befindliche Lehrerinnen und Lehrer entsprechende Weiterbildungsangebote.