Freitagspredigten 20.12.2013

Umgangsformen, nächtliche Gottesdienste und Erziehung

In den Freitagspredigten der muslimischen Religionsgemeinschaften werden diese Woche unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Umgangsformen in der Moschee, die Wichtigkeit von nächtlichen Gottesdiensten und die Erziehung von Kindern sind Thema der Religionsgemeinschaften.

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Die IslamiQ-Redaktion gibt jeden Freitag einen kleinen Überblick über die Freitagspredigten (Hutba) der islamischen Religionsgemeinschaften. In dieser Woche widmen sich die Religionsgemeinschaften den Umgangsformen in Moscheen, den besonderen Vorzügen von Gottesdiensten in der Nacht und dem Thema der Erziehung im frühen Kindesalter.

Umgangsformen in der Moschee

Moscheen seien nicht nur Gotteshäuser, in denen man gemeinsam die Gottesdienste verrichte, sondern auch Orte, in denen man lerne, was im Islam erlaubt und verboten ist, teilt die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), in ihrer heutigen Hutba mit. „Wir tauschen uns aus und hören uns die Sorgen unserer Geschwister an. Hier gelangen wir zu Seelenfrieden“, stellt die Religionsgemeinschaft fest. Deshalb sei es wichtig, dass man die Moscheen auch mit Leben füllt. „Und mit Leben füllen wir unsere Moscheen, indem wir hier unsere Gebete verrichten, aus dem Koran lesen oder dem Vortrag folgen, indem wir hier unsere Tesbihat sprechen aber auch all die anderen Gottesdienste“, erklärt die DITIB.

Wenn man sich in der Moschee bewegt, sollte man daher an die Bedeutung der Moscheen denken, die diese für das Leben habe. „Sei es das auf Erden oder später im Jenseits. Unser Verhalten und unsere Umgangsformen in der Moschee sollten sich nach dieser Bedeutung richten. Wir dürfen schließlich nicht vergessen, dass wir uns im Haus Allahs befinden, wenn wir eine Moschee betreten. Entsprechend uns in Anstand und Ehrfurcht üben.“

Dazu gehöre, dass man auf saubere und neue Kleidung achte, Düfte trage und sich frühzeitig in die Moschee begebe, um auf das Gebet zu warten. Besonders dürfe man auch andere Menschen nicht in der Moschee stören. Die DITIB geht zudem auf die Verhaltensregeln bei der Ordnung für das Gebet ein und schließt mit den Worten ab: „Wir Muslime sind füreinander wie die Organe eines Körpers. Und Moscheen sind unser gemeinsames Herz. Wenn es hier Leben gibt, gibt es dies auch bei uns. Wir sollten daher unsere Verbindung mit unserer Moschee pflegen und auch unsere Kinder an die Moscheen und das Gemeindeleben gewöhnen.“

Nächtliche Gottesdienste als Zuflucht

Einen anderen Schwerpunkt legt die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) in ihrer heutigen Hutba. Auch wegen der immer kürzer werdenden Tage und immer länger werdenden Nächte wird auf die Wichtigkeit nächtlicher Gottesdienste aufmerksam gemacht. Ausgehend von mehreren Versen aus dem Koran wird erklärt, man könne der „Geschäftigkeit des Tages entgehen“, wenn man Zuflucht bei Allah suche. Obhut finde man, wenn man „in der Hälfte (der Nacht) oder etwas weniger“ aufstehe, um „den Koran (vorzutragen), bedächtig und deutlich“.

Der Koran sei segensreich. Ihn zu lesen bedeute zugleich, ihn besser zu verstehen. „Es ist allemal besser und segensreicher, sich nach dem Gebet in der Nacht (Tahadschud), mit dem Koran zu beschäftigen, als mit sinnlosen Dingen wie z. B. fernsehen“, erklärt die IGMG. Die Winternächte solle man mit Ibâdas (Gottesdienste), Zikr (Gedenken Allahs) und dem Lesen des Korans verbringen, um den Îmân (Glaube) zu stärken.

Zudem würden die nächtlichen Gottesdienste, insbesondere in dieser Jahreszeit, die Sorgen der Gläubigen mindern und sie innerlich stärken. „Wenig, aber regelmäßig verrichtete Ibâdas werden uns dabei helfen, mit einem aufgefrischten Îmân in die nächste Jahreszeit zu starten. Kurzum, jeder Muslim sollte seine Nächte zu Hause mit Gottesdiensten füllen und seine Familie sowie seine Freunde dazu motivieren“, sagt die IGMG abschließend.

Frühe Erziehung von Kindern

Der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) hingegen erklärt, dass ein Muslim seinen Glauben gewissenhaft praktizieren müsse, um im Diesseits wie im Jenseits Glück und Erfüllung zu finden. Der Weg zu wahrem Glück führe über imân und ahlâk, über Glauben und Sitte. Die Aufgabe des Muslim sei es, ein nützliches Wissen in Glaubensdingen zu erlangen und in die Tat umzusetzen. „Ziel einer islamischen Erziehung ist es, den Menschen zum Wahren, Rechten und unbedingt Guten, zu Glück und Erfüllung und schließlich zu Allâh zu führen“, erklärt der VIKZ und ergänzt, dass diese Erziehung und Unterweisung bereits im Kindesalter beginnen müsse.

Mit Bedauern müsse man feststellen, dass man hinsichtlich der Erziehung der Kinder nicht genug täte. Man lebe in einer Zeit, in der „Menschlichkeit und gute Sitten dem Verfall preisgegeben“ seien. Deswegen sei man heute noch mehr auf Menschen angewiesen, die dem Glauben ebenso wie ihren Mitmenschen ganz allgemein von Nutzen seien. Dies lasse sich nur durch eine gute Erziehung erreichen.

Gerade deshalb reiche es nicht aus, die eigenen Kinder nur an den Wochenenden zum Islamunterricht zu schicken. Gerade die Ferien in der Weihnachtszeit seien eine gute Gelegenheit mit den Kindern den islamischen Glauben intensiver zu behandeln. „Seit Jahrzehnten versuchen wir unseren Kindern vor allem in der Ferienzeit Wissen in Fragen der islamischen Religion und der Ethik zu vermitteln und ihnen auch sonst im Glauben gegründete Werte wie die Achtung vor dem Mitmenschen nahezubringen“, erklärt der VIKZ und betont, dass „Unwissenheit der größte Feind der Gesellschaft ist; dass der Verfall der Sitten die größte Quelle für Unruhe und Unfrieden ist; und dass allein eine gute Erziehung diesem Verfall entgegenwirken kann.“