Interview mit Mehmet Ali Büyükkara

Salafiyya: Entstehung, Hintergründe, Strömungen

Im Gespräch mit Prof. Dr. Mehmet Ali Büyükkara wird die Entstehung und Verbreitung der Salafiyya-Strömung erörtert. Büyükkara gibt einen historischen Überblick, macht den Unterschied zwischen der Salafiyya damals und heute klar und nimmt auch Stellung zur Rolle moderner salafitischer Strömungen in Europa und Deutschland.

09
01
2014

Prof. Dr. Mehmet Ali Büyükkara wurde 1967 in Istanbul geboren. Er studierte an der Theologischen Fakultät der Universität Marmara und machte dort im Fachbereich Hadithwissenschaften seinen Master. Er promovierte an der Universität Edinburgh über die Geschichte islamischer Strömungen. Zurück in der Heimat, wurde er an der Universität Çanakkale im Jahr 2000 außerordentlicher Professor. 2009 wurde er an die Theologische Fakultät der Marmara Universität und 2012 an die İstanbul Şehir Üniversität berufen. Seine Forschungsschwerpunkte sind neben der Geschichte der klassischen Rechtschulen, der Salafismus, moderne islamische Bewegungen und Strömungen und das Verhältnis von Staat und Religion. Mehmet Ali Büyükkara hat diverse Publikationen in verschiedenen Sprachen.

Ich möchte mit einer allgemeinen Frage beginnen: Wann und unter welchen Bedingungen entstand Salafismus? Wer führte die Definiton/den Begriff „Salafi“ wann ein?

Der Begriff „Salafismus“ oder „Salafiyya“ ist ein Synonym zu „Ahl al-Hadith“ (Leute des Hadith), eine der beiden Hauptströmungen innerhalb der Ahl al-Sunna. Die Anhänger des Hadith werden „Ahl al-Hadith“ oder „Ashâb al-Hadith“ genannt. Weil sie von bestimmten auserwählten Quellen Gebrauch machen und eine bestimmte Gruppe innerhalb der Sunniten ansprechen, werden sie auch „Ahl al-Sunna al-Hâssa“ (die besondere Ahl al-Sunna) genannt. Nach ihrer Überzeugung „besteht der Islam aus der Sunna“ – also der Prophetentradition. Der erste Grundsatz, den der berühmte Gelehrte der Ahl al-Hadith Imam Barbahârî in seinem Werk „Scharh as-Sunna“ aufführt, lautet: „Der Islam ist die Sunna; die Sunna ist der Islam“.

Das heißt nicht, dass der Koran von Seiten der Ahl al-Hadith nicht als erste Quelle anerkannt wird. Natürlich ist er auch für sie die erste Quelle. Im Gegensatz zu der zweiten Hauptströmung der Ahl al-Sunna, den Ashâb al-Ray, befürworten die Ahl al-Hadith nur rein rationale Lösungsansätze (Ray) nicht; weder bei der Auslegung des Korans noch bei der Entwicklung von neuen, im Koran nicht vorhandenen Prinzipien. Weil sie sich bei den genannten zwei Prozessen auf – auch sehr schwache – Überlieferungen berufen, werden sie Ahl al-Hadith genannt. Ray ist die Basis des „Idschtihads“ (eigenständige Urteilsfindung), bei der man logischen Denkstrukturen folgt. Die Befürworter des Hadith haben das als einen Prozess verstanden, bei dem persönliche Wünsche und Interessen vor die religiösen Prinzipien gesetzt werden. Deshalb wurden die Hanafiten, die Befürworter des Ray waren, als Abweichler aufgefasst.

„Salafiyya“ ist ein recht neuer Begriff. In den ersten Jahrhunderten (nach der Auswanderung) begegnen wir diesem Begriff sehr selten. Die Ahl al-Hadith wurden auch Hanbaliyya genannt, da sie in der Ebene des Rechts (Fikh) vorwiegend die Methode Ahmad ibn Hanbals befolgten.

Gibt es große Unterschiede zwischen den ersten Salaf-Strömungen in der islamischen Geschichte und den Salafisten heute? Wo besteht Kontinuität und wo gibt es Brüche?

Die „ersten rechtschaffenen Generationen“ der Muslime, also die Gefährten und deren Nachkommen, werden in einem Hadith als „die besten Generationen“ beschriebenen. Die Ahl al-Hadith werden Salafiyya genannt, weil sie darum bestrebt sind, den Islam genau so zu verstehen und zu leben, wie die die Gefährten und die nachfolgende Generation ihn verstanden und ausgelebt haben. Infolgedessen wurden die angeblich „rationalistischen“ Methoden der nachfolgenden Generationen von der Salafiyya als „Bid’a“ (abweichende Erneuerung) und „Dalâla“ (Abirren) beschrieben. Sie hätten sich vom Koran und Hadith entfernt, indem sie sich an einige Auffassungen von Gründern theologischer und islamrechtlicher Schulen anklammerten und in den Denkstrukturen der Rechtsschulen (Mazhab) verstrickten, anstatt sich an die Darlegungen (des Propheten oder Gottes) zu wenden. Ebenfalls wurde, die sich mit den Lehren der „Tarîka“ (Sufiorden) vereinende, Lebensweise als Neuerung eingestuft, mit der Begründung, diese habe den Platz die in den Hadithen fundierten Askese (Zuhd) und Gottesfurcht (Takwâ) eingenommen.

Aus diesem Grund sieht sich die Salafiyya bzw. die Ahl al-Hadith von Anfang an als den einzigen Repräsentanten der Ahl al-Sunna. Aus demselben Grund erfanden und verwendeten sie Selbstbezeichnungen wie „al-Firka al-nâciya“ (die erlöste Gemeinschaft), „Ahl al-Istikâma“ (die Leute des rechten Weges) oder „al-tâifa al-mansûra“ (die göttlich unterstützte Gruppe). Alle außerhalb der Salafiyya, Hanafiten, Aschariten, Schiiten, Sufis und andere muslimischen Gruppierungen und Strömungen sind demnach unter den „Ahl al-Bid’a“ einzuordnen. Sie müssen, nach der Meinung der Salafiten, richtig über die Religion unterrichtet und zu ihr eingeladen werden.

Mit diesen Eigenschaften repräsentierte die Linie der Ahl al-Hadith und Salafiyya innerhalb islamischen Denkens immerzu den konservativen Flügel. Mit ihrem textfokussierten Literalismus, in Kontrast zum „Rationalismus“; mit ihrer eingeschränkten Denkweise und ihrer ausschließenden und ausgrenzenden Art konnte sie sich im Laufe der Zeit, im Vergleich zum Ahl al-Ray, nicht weiterentwickeln und innerhalb großer Massen ausbreiten. Jedoch muss eines anerkannt werden: Sie schaffte es , zur Rechtsschule einer elitären Gruppe zu bleiben, auch wenn in sehr marginalen Verhältnissen.

Das neustrahlende Gesicht der Salafiyya innerhalb des islamischen Denkens ist zweifellos Taqî ad-Dîn ibn Taymiyya (gest. 1328). Er belebte die Wahhabiyya, indem er eine quellenorientierte Kontroverse mit Theologen, Philosophen Schiiten und einigen Sufis begann. Durch diese Polemik wurde die Salafiyya unter Gebildeten und in der Bevölkerung wieder präsent und populär.

Im 18. Jahrhundert nahm die Salafiyya eine neue Richtung durch Muhammad ibn Abd al-Wahhâb und wurde im Inneren der Arabischen Halbinsel – in Nadschd – unter dem Namen Wahhabismus wieder stark probagiert. Die von Ibn Abd al-Wahhâb gebrachte Erneuerung war, dass die Salafiyya politisiert und mit der Unterstützung der saudischen Dynastie zur Staatsdoktrin umgewandelt wurde. Wir können den heutigen Salafismus als eine Fortsetzung dieses geschichtlichen, wissenschaftlichen und politischen Vorgangs auffassen. Der wesentliche Kurs ist gleich. Aber besonders beim Zusammenschelzen mit dem Wahhabismus sind der Salafiyya einige Extreme hinzugekommen.

Sind Wahhabismus und Salafismus das Gleiche? Wenn nicht, in welchen Punkten stimmen sie überein und in welchen unterscheiden sie sich?

Wahhabiten teilen theologisch die Ansichten der Ahl al-Hadith und im Bereich des Rechts folgen sie der hanbalitischen Rechtschule. Sie heben den Eingottglauben (Tawhîd) hervor und versuchen, die Beziehung dessen mit der Praxis des Friedhofsbesuchs zu klären. Somit kämpfen sie nach ihren Methoden gegen unzulässige Neuerungen. Wir können den Wahhabismus als eine Zuspitzung der Ahl al-Hadith und Salafiyya auffassen. Die Erscheinungen dieser Zuspitzung sind die Anschuldigung, dass jemand vom Glauben abgefallen sei (Takfir) – dieser Vorwurf wird sehr oft vorgebracht – und die daraus resultierende Gewalt, die auf die durch den Takfîr verstoßenen Muslime angewendet wird. Aus diesen Gründen wurde der Wahhabismus sogar von Salafisten-Gelehrten wie Amir San’ânî und Muhammad Schawkânî kritisiert.

Aufgrund dieses Verständnisses bekämpften die Wahhabiten im Namen des Dschihads das Osmanische Reich und die lokale Regierung im Hedschas. Sie kämpften mit Waffengewalt gegen Schiiten und andere Gegner. Die Tatsache, dass sie andersdenkende Muslimen voreilig damit beschuldigen, vom Glauben abgefallen zu sein, Gewalt anwenden, die Bevölkerung in den von ihnen besetzten Gebieten unterdrücken und deren unwiederherstellbaren Zerstörungen wecken im historischen Verlauf den Anschein, dass sie eine andere Rechtschule bilden. Ihnen wurde vorgeworfen, Haridschiten zu sein, weil sie Muslimen vorwarfen, vom Glauben abgefallen zu sein und deshalb deren Lebens- und Eigentumsrecht nicht anerkannten. Sie wurden auch als „Grabzerstörer“ bezeichnet, weil sie Grabmäler vernichteten. Sie zogen den Zorn der Muslime auf sich, weil sie bestimmten Rechtsschulen verbundene Madrasas und Sufiorden verboten und deren Bücher verbrannten.

Wir können als Ergebnis festhalten, dass der Wahhabismus eine unter der Schirmherschafft der Saudis entstandene und einige Radikalitäten beherbergende Neuauflage der Salafiyya ist. Diese Auffassung ist aus wissenschaftlicher Sicht zutreffender als sie als eine eigene und unabhängige Rechtschule zu verstehen. Eines möchte ich aber noch unterstreichen: Wahhabismus ist ein Begriff, der von ihren Gegnern verwendet wurde und heute verwendet wird. Sowohl in der Geschichte als auch heute bezeichnen sich die Anhänger dieser Störmung als Salafiyya oder Ahl al-Hadith.

Kann man sagen, dass es heute viele unterschiedliche Salafistengruppen gibt? Wie ist das gegenseitige Verhältnis dieser Gruppierungen?

Der Wahhabismus spielte eine große Rolle bei der Grundüng des saudischen Staates. Nach 1930 formte sich die militärische Charakteristik in raschen Zügen um und der Wahhabismus institutionalisierte sich. Diese stufenweise durchgeführte Abwandlung war ein politisches Manöver der saudischen Machthaber, die verhindern wollten, dass der Wahhabismus eine oppositionelle Rolle gegenüber dem Staat einnimmt. Die wahhabitischen Gelehrten wurden in offiziell-religiösen Institutionen untergebracht. Aktivitäten wie säkulare Gesetzesentwürfe im Breich der Wirtschaft und im Bereich des Öffentlichen Rechts, die Annährung an die USA und andere westliche Staaten in vielen verschiedenen Bereichen nach der Entdeckung des Erdölvorkkomens und die Modernisierung des Bildungssektors wurden mit dem Zuspruch der „offiziellen“ Gelehrten und entgegen lokaler, religiös fundierter Reaktionen legalisiert.

In den 1970er Jahren hatte Saudi-Arabien die Gelegenheit, moderne islamische Gedankenströmungen und Praktiken kennenzulernen. Der Hintergrund hierfür war, dass viele von der Muslimbruderschaft stammende Akademiker und Aktivisten von den Despotregimen Syriens und Ägyptens nach Saudi-Arabien flüchteten und viele saudische Jugendliche ins Ausland gingen um zu studieren. Obwohl als Rechtschule nicht akzeptiert, motivierte die Revolution im Iran in den 1980ern nebst vieler muslimischer Strömungen auch die Salafisten hin zur Politik. Der Dschihad in Afghanistan (gegen Russland) bot einigen eine (praktische und logistische) Gelegenheit, um das aufgebaute politische Bewusstsein in die Praxis umzusetzen. Die aus den arabischen Ländern stammenden freiwilligen Mudschahidin, von denen die meisten salafistischer Herkunft waren, radikalisierten sich während des Dschihads in Afghanistan. Während dieser Phase verminderte sich das Gewicht des klassischen Salafismus und neue, moderne islamistische Töne wurden angeschlagen.

Die Anhänger dieser neuen Richtung stellten die Legitimität des saudischen Regimes, insbesondere nach dem prowestlichen Wandel der Politik nach dem Zweiten Golfkrieg, infrage. Das führte zu einer Spaltung innerhalb des Wahhabismus-Salafismus, welcher durch das saudische Regime eine „offizielle“ Identität bekommen hatte. Diese neue Ideologie vertritt die Ansicht, dass man sowohl imperialistische und zionistische Akteure als auch einheimische Kollaborateure, die mit diesen kooperieren, politisch sowie militärisch bekämpfen sollte. Diese Strömung wird als „dschihadistische Salafiyya“ bezeichnet. Wir können die dschihadistische Salafiyya als eine Synthese von Wahhabismus und modernem politischen Islamismus betrachten. Der traditionelle Flügel, der seine Loyalität gegenüber dem saudischen Staat noch aufrechterhält, kann als „Saudische Salafiyya“ bezeichnet werden.

Die Diskrepanz zwischen dem saudischen und dem dschihadistischen Flügel wird immer größer. Nach den Gemeinschaften in islamischen Ländern mussten sich auch diejenigen in Europa und Amerika trennen. Die saudische Salafiyya versucht, die Positionen klarzustellen, indem sie Artikel über salafitische Persönlichkeiten schreibt, in denen die Personen nach den Kriterien des „Dscharh“ und „Ta’dil“ aus der Hadithwissenschaft als „authentisch“ oder „abgwiesen“ eingestuft werden. Außerdem versucht die saudische Salafiyya die dschihadistische Salafiyya von der Ahl al-Sunna auszuschließen, indem sie sie in Unterkategorien einteilt und Namensgebungen wie Mawdudiyya, Kutbiyya und Ihwaniyya verwendet, die den Bid’a-Gruppierung ähneln sollen, so wie sie in den klassischen Werken über die islamischen Störmungen verwendet wurden. Da eine der Hauptmerkmale der Salafiyya der gegeseitige Auschluss ist, kann man erwarten, dass den beiden Flügeln weitere Spaltungen folgen werden.

Länder – zumindest deren Staatsführung/Politiker –, in denen das salafistische Gedankengut dominiert, schweigen angesichts von Themen, die die ganze Umma angehen, so etwa Tschetschenien, Bosnien und Palästina. Spielt dabei die salafistische Denkweise eine Rolle?

Arabische Länder, in denen das salafistische Gedankengut verbreitet ist, allen voran Saudi-Arabien, unterstützen den antiimperialistischen Widerstand in den von Ihnen genannten Ländern sehr stark. Das muss man ihnen schon lassen. Diese Unterstützung war sowohl finanzieller als auch personeller Art. Jedoch war sie im Großen und Ganzen eine zivile Unterstützung. Man hatte auch nicht erwartet, dass Saudi-Arabien diese muslimischen Widerstände anerkennt und unterstützt, da es mit dem internationalen System immerzu im Einklang gewesen ist.

Salafitische Kreise, die in Verbindung mit dem saudischen Regime standen, verfolgten die Kämpfe in Palästina, Kaschmir, Bosnien und Tschetschenien mit Distanz. Denn sie waren der Meinung, dass diese Kämpfe nicht mit dem Befehl oder der Billigung eines legitimierten Führers geführt wurden. Deshalb sahen sie ihre Aufgabe eher darin, sich vom Polytheismus zu entfernen, sich an das Monotheismus zu klammern und die ganze muslimische Welt unter dem Glauben der Salaf zu vereinen. Dies war in ihren Augen der wirkliche Dschihad. Für die dschihadistische Strömung jedoch ist der Dschihad eine Aufgabe, die nicht hinausgezögert werden kann. Denn das Leben besteht (für sie) aus „Glauben und Dschihad“. Die Muslime müssen demnach ihren Dschihad und ihren politischen Kampf unter der Führung eines von ihnen gewählten Führers fortsetzen. An solch unterschiedlichen Auffassungen sehen wir, dass sie nicht der salafistischen Ideologie selber entspringen, sondern ihren Ursprung in verschiedenen Auslegungen haben.

Es wird behauptet, der Salafismus habe eine apolitische Tradition. Allerdings beobachten wir, dass sie in der Volksbewegung des sogenannten „Arabischen Frühlings“, an Protesten teilnehmen und sich nach dem Sturz der jeweiligen Regierung mit eigens gegründeten Parteien an Wahlen beteiligen. In Ägypten erzielte die von Salafisten gegründete Nur-Partei ein beachtenswertes Wahlergebnisse von 24 % und trat als zweitstärkste Kraft aus den Wahlen heraus. Später verlässt der Parteigründer Imad Abd al-Gafur die Partei und gründet mit seinen Freunden die Al-Watan-Partei. Salafisten gründeten in gleicher Weise auch in Libyen, Tunesien und im Jemen Parteien und nahmen an den Wahlen teil. Denken Sie, dass das politische Engagement der Salafisten einen Sinneswandel hervorrufen wird? Wenn ja, was für eine Veränderung würde dieser Wandel mit sich bringen?

Sie haben völlig Recht. Die genannten Entwicklungen zeigen auf einen historisch wichtigen Wendepunkt hin. Die eigentliche politische Auffassung des salafitischen Sunnitentums verlangt Gehorsam gegenüber dem religiös legitimen Staat. Ahmad ibn Hanbal wurde von den abbasitischen Herrschern unterdrückt und gefoltert, jedoch hielt er seine Loyaliät gegenüber diesen Herrschern immer aufrecht und betete an Freitags- und Festgebeten hinter ihnen. Dieses Beispiel wird sowohl in klassichen als auch in modernen salafitischen Büchern hervorgehoben. Nach der Salafiyya darf man gegen Herrscher nicht revoltieren, solange sie die Pflichtgebete verrichten.

Doch wie Sie erwähnten, beteiligten sich starke Salafistengruppen, trotz der anfänglichen Skepsis, an der Revolution – dem 2011 begonnenen Arabischen Frühling. Diese Entwicklung war im Hinblick auf die dschihadistische Salafiyya keine Überraschung. Der Haltungswechsel der saudischen Salafiyya jedoch ist verwunderlich. Denn diese Gruppe stand monarchischen und oligarchischen Tendenzen immer nah und zivilen, demokratischen Initiativen fern. Moderne Begriffe wie repräsentative Demokratie und zivile Teilhabe wurden von ihnen als unzulässige Neuerungen aufgefasst. Derselbe Kreis jedoch führte diese Teilhabe so weit, dass sie eine Partei gründete, die bei den freien Wahlen in Ägypten eine beträchtliche Stimmenzahl erhielt. Die saudische Unterstützung dieser salafitischen Bewegung ist jedoch als ein Manöver zu verstehen, damit die Muslimbruderschaft ausbalanciert wird. Denn das saudische Regime hatte hinsichtlich der Muslimbruderschaft immer bedenken.

Man kann sicher davon ausgehen, dass ein wichtiger Teil der Salafisten, trotz der Kritik von Seiten der dschihadistischen und saudischen Salafiyya, einen milderen und flexibleren Weg einschlagen wird. Eine andere Prognose ist, dass sich die Salafiyya, die ohnehin schon sehr viele Verzweigungen beherbergt, sich wieterhin zerspalten wird. Es wird eine interne Abrechnung stattfinden, die auf Basis der Religion durch Kritik und Gegenschriften geführt wird. Der Fall Imad Abd al-Gafur ist ein Präzedenzfall hierfür.

In manchen Kreisen ist die Rede davon, dass der Salafismus, besonders in Europa, eine schnell wachsende Strömung ist. In der Tat sieht man, dass einige konvertierte Europäer unter dem Einfluss von salafistischen Strömungen und Gedanken stehen. Was sind ihre Beobachtungen? Gibt es in Europa ein solches Interesse? Wenn ja, wie kann das erklärt werden?

So wie ich das sehe, finden gestern sowie heute die meisten Menschen durch Sufigemeinden zum Islam. Tasawwuf und Sufiorden bilden eine Alternative, um die innerlichen Leere der Menschen im Westen zu füllen. Sie zeigen dabei auch den von ihnen erwarteten Einsatz. Die Salafisten – fern von geistiger Tiefe – können dabei mit ihrer rauen, aggressiven, ausschließlichenden textorientierten Haltung mit den Sufiorden nicht mithalten.

Natürlich tragen auch Salafisten, die große finanzielle Mittel besitzen, dazu bei, dass Menschen zum Islam übertreten. Aber das ist nicht ein dermaßen großer Anteil, wie vermutet. Wir können nicht darüber hinwegsehen, dass Moscheen und Schulen, die mit finanziellen Mitteln aus den Golfstaaten unterstütz und gelenkt werden, mit ihren Aktivitäten dazu beitragen, dass Menschen zum Islam konvertieren. Solche Aktivitäten sind insbesondere in den Balkanstaaten zu sehen, die sich vom Kommunismus ablösten. In muslimischen Ländern, dessen Bevölkerungen dazu tendieren, ein frommeres Leben zu führen, haben salafistische Gruppierungen einen größeren Einfluss. In Europa jedoch, wird der Einfluss des Salafismus bewusst hochgespielt, um es als Vorwand für lästige Sicherheitsvorkehrungen gegenüber Muslimen benutzen zu können.

Woran liegt es, dass der salafistische Gedanke, welcher schon immer eine Minderheit innerhalb der Ahl al-Sunna war, keinen Zuspruch bei der Mehrheit der Muslime findet und dass er besonders in der Türkei und bei den türkischstämmigen Migranten in Europa keinen Fuß fassen konnte? 

In der Tat war die Salafiyya schon immer eine Minderheit innerhalb der Ahl al-Sunna. Das hat seine Gründe. Die salafistische Methode wurde von Seiten der muslimischen Bevölkerung und von muslimischen Instituionen nicht als sehr praktisch empfunden, da sie rationalistischen Lösungsansätzen sehr fern ist, bei der Befolgung göttlicher Gebote sehr hartnäckig bleibt und daraus folgend recht träge ist. Einige politische Instanzen betrachteten die Salafiyya aufgrund ihrer ausschließenden Haltung als eine Quelle des Zwiespalts und des Aufruhrs. Insbesondere die Zerstörung von Grabstätten mit den Wahhabiten, der Versuch, die Muslime in einen bestimmtes Denkmuster und in eine bestimmte Gestalt zu drängen, hat große Kreise immer gestört. Ihr gebieterisches Verhalten und ihre „besserwisserische“ Haltung führte zu einer Antipathie gegenüber Salafisten.

Die Sympathie in den letzen 30-40 Jahren gegenüber dem Salafismus ist durch die Unterstützung der religiösen Aktivitäten von Golfstaaten und durch starke Propaganda zu erklären. Eines muss angemerkt werden: In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mussten die Muslime Besatzungen und Unterdrückungen dulden und Traumata durchstehen. Der Salafismus vermengte sich mit dem Islamismus und entwickelte einen wohlwollenden Widerstand. Deshalb weckte er die Sympathie vieler Muslime. Wir dürfen diesen Punkt nicht außer Acht lassen. Dieser Widerstand gegenüber dem Imperialismus wurde zuvor von Institutionen wie Madrasas oder Sufiorden gegründet und aufrecht gehalten. Hierzu können wir den Deobandi Aufstand in Indien, Scheich Schâmil im Kaukasus, die Basmatschi in Russland, Usman dan Fodio in Westafrika, die Sanusiya in Libyen und Algerien, Umar al-Muchtar und Amir Abd al-Kadir aufzählen. Kurz: Die Hände, die zuvor die Perlen der Gebetskette bedienten, waren sehr geschickt darin, Waffen zu bedienen. Um die sufistische Opposition zu spalten, tolerierte sogar Russland salafistische Truppen. Leider schwächte dieser Wiederstand ab. Die Natur akzeptiert keine Lücken. Diese Lücke wurde in kurzer Zeit von salafistischen Bewegungen gefüllt. Denkfabriken wie RAND, die in Amerika im politischen Bereich tätig sind, raten heute der amerikanischen Regierung, gegen den salafistischen Extremismus mit Sufiorden zu kooperieren.

Kommen wir zu der Frage, weshalb der Salafismus keinen Zuspruch bei den Türken findet: Während der Salafismus-Wahhabismus von Marokko bis Indonesien großes Interesse weckte, war das Interesse in der Türkei nicht groß.

Einer der Hauptgründe dafür ist, dass der Nakschbandi-Orden als eine Art staatlicher Orden fungierte. Dieser Orden verbreitete sich insbesondere durch den Zweig des Hâlid Bagdâdî in Anatolien, im Balkan und Kaukasus. Dieser Zweig zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass sie sich neben der Lehre des Tasawwufs auch für eine Madrasa-Bildung einsetzte. Je nach Region wurden die Lehren der hanafitisch-maturidischen oder schafiitisch-asch’aritischen Schule gelehrt. Folglich konnte sie sich sowohl im Bereich der Glaubensgrundsätze als auch im Bereich des Fikh und des Tasawwufs gegenüber dem Salafismus behaupten. Deswegen gewährte sie salafistischem Gedankengut keinen Einlass.

Dieser Orden hat in der Türkei immer noch großen Einfluss, wenn es um religiöse Praktiken im Alltag oder um kulturellen und politischen Islamismus geht. Außerdem wird moderner Salafismus als eine wahhabitische Strömung gesehen und als saudische Ideologie aufgefasst. Die Gegnerschaft zwischen dem Osmanischen Reich und Wahhabiten ist aufgrund nationalistischer Motive sehr präsent. Diese Präsenz verhindert, dass der Salafismus in der Türkei eine Grundlage für sich findet.

Wie bewerten Sie den Umgang mit dem Salafismus in Europa, insbesondere den der staatlichen Institutionen und der Medien? Glauben Sie, dass im Falle Europas versucht wird, den Salafismus zu benutzen, indem dieser ständig präsent gehalten wird?

Darauf habe ich eben hingewiesen: Der Einfluss der Salafiyya wird von europäischen und US-amerikanischen Sicherheitsdiensten und von der Presse bewusst überbewertet. Ich habe bereits gesagt, dass der Grund dahinter jener ist, dass man damit die muslimischen Institutionen unter Druck setzen möchte. Außerdem fällt auf, dass moderner Salafismus in den letzten Jahren als ein Instrument des neuen Kolonialismus dient. Der saudische Salafismus, welcher unter dem Schutz Saudi-Arabiens steht, verleiht westlichen Interessen auf der arabischen Halbinsel religiöse Legitimität.

Jeder weiß, dass insbesondere dschihadistisch orientierte Salafistengruppen als Vorwand dienten, als westliche imperialistische Mächte in Länder wie Afghanistan, Irak, Somali, Mali etc. zu intervenierten. In diesen Ländern haben zwar salafistische Stömungen traditionell keine Grundlage, jedoch präsentieren sie sich oder werden als Widerstandskämpfer präsentiert. Salafistische Netzwerke wie Al-Kaida, Schabab und Ansar ad-Din verfolgen eine Politik, die von Weitblick und Scharfsinn weit erntfernt ist. Dank dieser unvernünftigen Politik und ihrer eigenartigen Betrachtungs- und Annährungsweise erzielen sie genau das, was sie angeblich zu verhindern versuchen. Zwar wollen sie einen politisch-religiösen Aufbau bezwecken, stattdessen verursachen sie aber Zerstörung. Und sie sind sich dessen nicht einmal bewusst.

Die nächste Frage stelle ich Ihnen im Hinblick auf Ihre Studien über heutige Salafistenströmüngen in Europa: Kann man der Behauptung zustimmen, dass Salafistenströmungen, die in Deutschland tätig sind, eine Gefahr für die Sicherheit des Staates darstellen?

Vielleicht existieren kleine und marginale Zellen, die eine Sicherheitsbedrohung sein können. Es kann sein, dass diese Zellen, auch wenn in kleinem Ausmaß, terroristische  Ziele verfolgen. Solche Gruppierungen aber, genießen keine Unterstützung von Seiten der muslimischen Öffentlichkeit. Ich vermute, dass sie von Sicherheitsbehörden und Geheimdiensten kontrolliert werden. Meine Befürchtung ist, dass diese Organe aus konjukturellen und politischen Gründen diese Gruppierungen manipulieren und einzelne Aktionen zulassen, um danach aus den daraus resultierenden Folgen Nutzen zu ziehen.

Der Verfassungsschutz unterscheidet zwischen zwei Arten von Salafismus: „politischer Salafismus und „dschihadistische Salafismus. Beide sollen denselben ideologischen Grundgedanken teilen, sich jedoch in ihrer Vorgehensweisen unterscheiden. Obwohl sie beide, aufgrund ihrer  Referenzen aus der klassischen Fikh-Literatur, zur Anwendung von Gewalt gegen Nichtmuslimen neigen würden, betreibe der „politische Salafismus missionarische Aktivitäten, während der „dschihadistische Salafismus die Gewaltanwendung vorziehe. Außerdem sei ein nahtloser Übergang von einer zur nächsten vorhanden. Stimmen diese Zuschreibungen und die Ansicht, dass Salafisten Gewalt grundsätzlich gutheißen, zu?

Die Grundzüge dieser Zuschreibung sind richtig. Jedoch wäre es zu weit gegriffen, zu sagen, dass Salafismus Gewaltanwendung prinzipiell gutheißt. Selbst innerhalb der sogenannten „dschihadistischen“ Strömung gibt es und gab es schon immer einen starken Flügel, der eine unverhältnismäßige Gewaltanwendung ablehnt.

Den institutionalisierten saudischen Salafismus sind gewalttätige Methoden ein Dorn im Auge, da dies dem Geist der wahhabitischen Ideologie widerspricht. Diese oppositionell gesinnte Bewegung ist nämlich schon immer eine religiöse Staastdoktrin gewesen. Auch die Islamisten sind von solchen Gruppierungen beunruhigt, da sie mit ihren eigenartigen Ansichten ungebändigt agieren und man nie voraussehen kann, was sie im Schilde führen.

Schließlich wurde der Richtungswechsel innerhalb des dschihadistischen Salafismus durch Osama bin Laden nicht mal von dschihadistisch gesinnten Scheichs gebilligt. Diese Gelehrten kritisierten Bin Laden in dreierlei Hinsicht: Bin Laden behauptete, dass einige muslimische Herrscher vom Glauben abgefallen seien, ohne die nötigen Beweise dafür zu haben. Durch die Attentate von Al-Kaida wurden Länder, deren Bevölkerungen zum größten Teil muslimisch ist, zu Kriegsgebieten umgewandelt. Bin Laden und seine Gefährten griffen, entgegen islamischem Kriegsrechts, auch die zivile, undschuldige Bevölkerung an.

Ist die Hauptmotivation der Gruppen, die Gewalt als legitim betrachten und terroristische Aktionen auf die Zivilbevölkerung ausüben, tatsächlich religiös fundiert? Glauben diese in der Tat, dass sie für das „Wohlgefallen Allahs Menschen töten? Welche Ursachen führen sie zu diesen Methoden?

Sicherlich stammt die Hauptmotivation keineswegs aus religiösen Quellen. Das Gefühl, umzingelt zu sein, Verzweiflung, Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Folter etc. führen zu einem psychischen Zustand, der die Menschen zu solchen Taten veranlasst. Wenn Menschen gleichen psychischen Zustands zusammenkommen, finden sie gemeinsam mit Leichtigkeit religiöse Referenzen, die als Vorwand für ihre Aktivitäten dienen sollen.

Nehmen wir beispielsweise die religiöse Rechtsgutachten (Fatwa) von Hamoud bin Akla, der von Osama bin Laden sehr gelobt wird. Scheikh Hamoud gibt das Beispiel des Katapults. Der Prophet benutze bei der Belagarung von Taif ein Katapult. Diese Kampfmaschine unterscheidet nicht zwischen Zivilbevölkerung und Militär. Muslimische Führer und Gelehrten sahen durch die Jahrhunderte hindurch kein religionsrechtliches Hindernis, um dieses Gerät zu benutzen. Ein anderes Argument, wodurch Attentate besonders in muslimischen Ländern gebilligt werden, wird ebenfalls von Scheich Hamoud geliefert. Somit werden die Aktionen von Terroristen gebilligt, die die muslimische Zivilbevölkerung angreifen. In den Fikh-Büchern findet sich ein Kapitel, welches „Mas’alat at-Tatarrus“ genannt wird. Nach diesem Kapitel kann und sollte auch die muslimische Armee den Krieg ungehindert fortführen, wenn der Feind die Muslime als Schutzschild benutzt. Die Krieger müssen nicht um das Leben ihrer Glaubensbrüder fürchten. Des Weiteren betrachtet Scheich Hamoud Rache als erlaubt. Es ist demnach unerlässlich, sich an Ungläubigen in gleicher Weise zu rächen.

Wir sehen an dieser freien Methode, dass die Grundpfeiler der Scharia, das Gemeinwohl und kulturelle Gewohnheiten außer Acht gelassen werden. Der Verstand wird nicht benutzt, stattdessen begnügt man sich ausschließlich mit den religiösen Texten. Somit öffnet man die Tür für Auslegungen, die unerlaubte und verabscheungswürdige Taten billigen.

Obwohl Deutschland eine skeptische Haltung gegenüber Salafistenströmungen hat, sehen wir, dass eine nahe und spannungsferne Beziehung zu Saudi-Arabien gepflegt wird, in dem Wahhabismus als eine Richtung des Salafimus offizielle Staatsideologie ist. Wie erklärt sich der Widerspruch zwischen der Haltung in der Innen- und Außenpolitik?

Saudi-Arabien war schon von Anfang an ein Verbündeter und strategischer Partner westlicher Mächte. Dabei spielt natürlich die wirtschaftliche Beziehung, insbesondere Erdöl, eine große Rolle. Im Falle von Deutschland sprechen wir hier von einem sehr erfahrenen Land, was solche Themen betrifft. Deutschland ist ein Land, das seine Beziehungen zum Iran trotz des Embargos aufrechterhalten kann und seine Interessen weiterhin verfolgt.

Natürlich ist hier eine offensichtliche Scheinheiligkeit zu sehen. Der Grund dafür, warum das soganannte Projekt „Großraum Mittlerer Osten“ scheiterte ist, dass der Westen die saudische Monarchie nicht aufgeben kann. Die Tatsache, dass 15 der 19 Entführer am 11. September saudische Staatsbürger gewesen sind und dass die salafistische Ideologie in Saudi-Arabien beheimatet ist, änderte nichts an dieser Haltung. Diese Haltung ist der Grund, warum der Westen in den Augen der Muslime beim Aufrichtigkeitstest versagte. Deshalb vertrauen sie dem Westen nicht.

Das Interview führte Meltem Kural.
Erstveröffentlichung: März-Ausgabe 2013 der Zeitschrift „Perspektif“
Übersetzung aus dem Türkischen: Muhammed Musab Özden

Leserkommentare

Salafismus ante portas: Materialsammlung | Serdargunes' Blog sagt:
[…] Interview mit Mehmet Ali Büyükkara. Salafiyya: Entstehung, Hintergründe, Strömungen (Meltem Kural – 09.01.2014) […]
24.06.14
18:50
Salim Spohr sagt:
786 – Das Interview mit Prof. Dr. Mehmet Ali Büyükkara zum Salafismus-Wahhabi-Komplex ist mir eine große Enttäuschung, hat es doch den Anschein, als sähe der Herr Professor vor lauter Bäumen facettenreicher Unterschiede im Theoretischen den Wald eines auf der ganzen Welt unter allen Muslimen beklagten Problems nicht mehr. Es ist in meinen Augen untragbar, dem Wahhabismus oder der modernen Salafiyya einen theologischen bzw. überhaupt einen theoretischen Rang zu geben, da das Problem (abgesehen davon, daß ihnen nahezu alle Gelehrten von Rang widersprachen) doch weit über etwas bloß Theoretisches hinausgeht. Um es ganz klar zu sagen: Muhammad ibn Abdu l-Wahhab war nicht nur ein schrecklicher Gelehrter, sondern ein Geisteskranker, vor dessen Hinrngespinsten sein eigener Vater und Bruder gewarnt hatten. Der hat reihenweise Muslime in dem Wahn umbringen lassen, alle die sich nicht zu seinen Verrücktheiten bekannten, seien verfluchte Ungläubige gewesen. Einer, der sich in seinem Wahn für den bestallten Richter über die Muslime hielt, da er doch nur ein krimineller Troublemaker war, der in Verbindung mit der Familie Sa'ud sich an anderen dadurch bereicherte, daß er sie zu Ungläubigen erklärte, umbringen ließ und sich ihre Ländereien, Frauen und Kamele aneignete. Dem Wahhabi-Salafi-Komplex gegenüber scheint es so etwas wie ein Vorurteil seiner Theoretizität zu geben. Anders gesagt: Einer Gangsterbande kannst du nicht mit Lehrsätzen kommen. Die modernen sogenannten Salafisten sind wie auch Dhihadisten hochgradig neurotische Einzelgänger und deshalb auch so gut zu manipulieren. Ihnen fehlt die Erfahrung der Liebe der Eltern, des Propheten, auf dem und dessen Leuten Frieden und Segen seien. Salafisten haben so wenige Verständnis für den Islam, wie ein Roboter von Liebe versteht. Da hat jener vom Propheten umarmte Palmstupf einen stärkeren Sinn für Liebe, als die autistisch Verwirrten, die, wenn sie es nur verstünden, im Ahlu s-sunnah wa l-jama'ah ihre Identität und Familie finden könnten. Denn trotz allem gilt ja immer noch, Frieden zu stiften ist besser: "Salamun qaula m-mirrabi rahîm".
19.09.15
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