Mouhanad Khorchide hat sich erstmals deutlich zu Spekulationen über einen Rückzug geäußert. Der umstrittene Münsteraner Professor erklärte, er denke nicht an Rückzug. Die Kritik an seiner Theologie und Person nannte er politisch motiviert.
Der umstrittene Münsteraner Professor und Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) an der Universität Münster, Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, hat am Rande einer Veranstaltung in Wien gegenüber der Nachrichtenagentur APA erklärt, dass er nicht daran denke, sich zurück zu ziehen. „Laufend bekomme ich Mails von Studierenden und Muslimen, die mich darum bitten weiterzumachen und nicht aufzugeben. Aus meiner Sicht lohnt es sich also jedenfalls, dem Druck von allen Seiten standzuhalten“, erklärte Khorchide in einem Gespräch am Mittwochabend (15.01.2014).
„Ich habe Rückendeckung von der Politik, der Universität, meinen Studierenden und der muslimischen Basis“, sagte der Religionspädagoge weiter. Und obwohl der Professor beteuerte, an einer „Schlammschlacht“ mit den muslimischen Religionsgemeinschaften nicht interessiert zu sein, warf er den Religionsgemeinschaften vor, sie seien nicht sehr erfreut über den regen Zulauf von Studierenden zum Studiengang der Islamischen Theologie in Münster.
Zudem äußerte Khorchide die Vermutung, die muslimischen Religionsgemeinschaften kämpften für eine gesetzliche Anerkennung und nutzten deshalb ihn und seine Lehre als Anlass, um auf politischer Ebene Druck auszuüben. Die Kritik an seiner Person und Theologie sei politisch motiviert, warf Khorchide vor.
Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) hatte in einer Pressemitteilung zum Gutachten zur „Theologie der Barmherzigkeit“ erklärt, eine weitere konstruktive Zusammenarbeit mit Mouhanad Khorchide sei für den KRM nicht möglich. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit sei zwischenzeitlich nachhaltig „zerrüttet und irreparabel beschädigt worden“, hieß es. Im Gutachten wurde das Buch „Theologie der Barmherzigkeit“ von vier verschiedenen Autoren analysiert. Die Autoren beanstanden Fehler in der Methodik und in der wissenschaftlichen Arbeit. Gleichzeitig wird aufgezeigt, dass die „Theologie der Barmherzigkeit“ Grundsätzen der islamischen Glaubenslehre widerspreche.
„Wesentliche, als theologisch deklarierte Positionen von ihm sind jedoch von der Meinung der mehrheitlichen sunnitischen Gelehrten abweichend“, heißt es in dem Papier. Auch die Fachschaft am ZIT hatte sich unlängst besorgt über die Entwicklungen und mögliche Auswirkungen auf berufliche Perspektiven gezeigt.