Eine neue Studie der Universität Luzern belegt, dass muslimische Jugendgruppen in der Schweiz, obwohl sie geschlossene kleine Kreise bilden, identitätsstiftend und stabilisierend wirken. Jugendgruppen fördern zudem die Integration.
Muslimische Jugendgruppen in der Schweiz tragen zur Integration ihrer Mitglieder bei – obwohl die Jugendlichen unter sich bleiben. Dies geht aus einer Studie der Universität Luzern (Schweiz) hervor. Danach sind muslimische Jugendgruppen „Jung, muslimisch, schweizerisch“ identitätsstiftend und stabilisierend, da sie den Jugendlichen Freiräume für die Identitätsbildung bieten.
Jürgen Endres, Andreas Tunger-Zanetti, Samuel-Martin Behloul und Martin Baumann beschreiben, wie in der Schweiz eine „vielfältige, aber kaum bekannte Landschaft muslimischer Jugendgruppen“ besteht. Die Studie gibt Einblick in die Organisation, die Aktivitäten und welche Werte und Auffassungen von den Jugendgruppen vertreten werden.
Die Forscher des Zentrums Religionsforschung der Universität Luzern haben etliche der rund hundert muslimischen Jugendgruppen zwischen den Jahren 2011 und 2012 besucht, an ihren Aktivitäten teilgenommen und Interviews geführt. Auf diesen Daten beruhend zeichnen sie erstmals ein Bild der Gruppenaktivitäten muslimischer Jugendlicher, die in vieler Hinsicht mit denjenigen christlicher Jugendgruppen oder von Pfadfindern vergleichbar seien.
In den Zwischenergebnissen wurde bereits festgestellt, dass die meisten Jugendgruppen an eine Moschee oder einen Verein angebunden sind. Zuletzt beobachteten die Forscher jedoch auch, dass sich mehr Gruppen bilden, die zu keiner Moschee und zu keiner Organisation angehörigen. Viele Gruppen seien zudem kulturell oder ethnisch einheitlich. Die Jugendlichen sprechen laut Studie unter sich zudem meist die Herkunftssprache – zumeist bosnisch oder türkisch. Die Jugendgruppen bildeten zwar einen eigenen kleinen Kreis, seien aber keine „Nischen, die von der Gesellschaft wegdriften“, erklären die Autoren der Studie.
Ein wichtiger Punkt ist die Erkenntnis, dass die Jugendlichen den Islam-Diskurs in der Schweiz als „islamophob“ wahrnehmen, also als ängstlich oder feindlich. Öffentliche Debatten über den Islam und Symbole wie das Minarett oder das Kopftuch schafften laut Studie ein Klima, in der sich Muslime dazu genötigt fühlten, sich zu erklären oder zu rechtfertigen. Dies gelte besonders für junge Menschen, deren Identität und Position in der Gesellschaft noch nicht gefestigt seien. Ihre Identität werde aufgrund des Migrationshintergrundes infrage gestellt.
In der Schweiz gibt es ca. 100 verschiedene muslimische Jugendgruppen.