Der Kölner Kardinal Joachim Meisner erklärte, seine Wortwahl in Bezug auf einen Kindervergleich mit Muslimen sei „vielleicht unglücklich“ gewesen. Zuvor hatte es scharfe Kritik an den islamfeindlichen Untertönen des Kardinals gegeben – was den katholischen Würdenträger zurückrudern ließ.
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner ist angesichts der heftigen Kritik an seinem Kindervergleich zurückgerudert. In einer Stellungnahme relativierte Meisner seine Wortwahl, dass jede neokatechumenale Familie drei muslimische Familien ersetze. Es sei keineswegs seine Absicht gewesen, „Menschen anderen Glaubens nahe zu treten“, sagte Meisner. Seine Wortwahl war in diesem Fall „vielleicht unglücklich“, meinte der katholische Würdenträger.
„Meine Äußerung war als Wertschätzung für Familien gemeint, in denen der Glaube lebt und fruchtbar wird. Ich habe schon verschiedentlich gesagt, dass muslimische Familien unserer überalternden Gesellschaft in manchem ein Beispiel geben“, stellte der Kardinal fest.
„Es ging mir darum, meine Wertschätzung für die Familien des Neokatechumenalen Wegs und ihr beispielhaftes apostolisches Wirken hervorzuheben. Dort erlebe ich eine außergewöhnliche Glaubenskraft, die für die Weitergabe des Glaubens vorbildlich ist. Denn die Familie ist als Kirche im Kleinen für die Weitergabe des christlichen Glaubens unersetzlich“, so Meisner weiter.
Zuvor hatte es scharfe Kritik von muslimischen Vertretern und aus der Politik an dem scheidenden Kardinal gegeben. Unter anderem hatte der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, Bekir Alboğa, erklärt, er sei sprachlos: „Man stelle sich vor, ein muslimischer Würdenträger in vergleichbarer Position würde diesen Satz formulieren – ein Empörungsschrei ginge durch die Gesellschaft.“
Auch aus der Politik wurden die Töne zuletzt schärfer. Der Religionssprecher der Grünen, Volker Beck, warf Meisner vor, den öffentlichen Frieden zu gefährden: „Ich bin entsetzt: Jeder Mensch und jede Familie ist gleich viel wert! Als Christ sage ich: die Gottesebenbildlichkeit aller Menschen in der Genesis ist zentrale Glaubensgrundlage von Juden und Christen. Sie fordert von uns Respekt vor allen Menschen. Dass unser Kölner Kardinal dies anders sehen soll, kann ich fast nicht glauben. Er sollte sich für seine Äußerungen bei allen Muslimen unverzüglich entschuldigen.“
Es ist nicht das erste Mal, dass der Kardinal mit populistischen Ressentiments auf sich aufmerksam machte. Zuletzt hatte der bald scheidende Kölner Kardinal über die Kölner Zentral-Moschee der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) hergezogen und behauptet sie fördere „eine türkische Parallelgesellschaft“.
Das Video mit den umstrittenen Worten des Kardinals ist auch weiterhin auf der Website des Erzbistums Köln verfügbar. Bisher wurde das Video über 12.000 Mal aufgerufen. Papst Franziskus wird vermutlich in den kommenden Wochen das Rücktrittsgesuch des Kardinals annehmen. Meisner war am 25. Dezember 2013 80 Jahre alt geworden.