In Augsburg will die Stadt ein Bordell neben einer Moschee erlauben. Anscheinend wussten die Stadträte und der Bürgermeister nichts von den Gläubigen vor Ort. Diese protestieren jetzt gegen die Pläne, und bestehen auf den Schutz der Religionsausübung.
Die Debatte um ein Bordell in einem Industriegebiet Augsburgs betrifft auch Muslime. Bisher diskutierte die Stadt das Thema ausschließlich aus der Sicht der betroffenen Firmen vor Ort. Diese drohten bereits mit einer Abwanderung ins Umland, sollte das Bordell im Industriegebiet erlaubt werden. Was der Stadtrat und Oberbürgermeister Kurt Gribl vermutlich nicht wussten: Nur zwei Häuser von der Stelle entfernt, wo das künftige Bordell stehen soll, ist eine muslimische Gemeinschaft untergebracht. Diese fürchtet um den Frieden im Ort und sorgt sich um die Sicherheit der Moscheebesucher.
Es ist ein Hilferuf, der sich per Mail an die muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland richtet. Ein Augsburger Muslim ruft in der Mail, die IslamiQ vorliegt, dazu auf, ein Bordell neben einer Moschee zu verhindern. Der Bürgermeister tendiere bereits dazu, das Bordell zu erlauben, heißt es. In der Mail werden die Religionsgemeinschaften aufgerufen den Bürgermeister anzuschreiben und aufzufordern die freie Religionsausübung der Muslime zu sichern, und dem Projekt an diesem Ort eine Absage zu erteilen. Außerdem werden Angaben zu den künftigen Betreibern des Bordells gemacht und wieso sich die Muslime vor Ort sorgen. Laut Urheber haben die Religionsgemeinschaften auf die Mail zum größten Teil gar nicht reagiert.
Die Mail ist älter als eine Woche. Da stand noch nicht fest, wie die Moscheegemeinde mit dem Thema umgehen wird. Die Moschee, eine bosnische Gemeinde, kann sich einen Umzug nicht leisten und sieht auch keinen Grund dafür. Das „Islamische Forum Augsburg“ ist seit fünf Jahren im Ort ansässig. Sie hat sich laut Augsburger Allgemeine Zeitung am Freitag (31.01.2014) in einer Mitgliederversammlung dazu entschlossen, sich gegen die Bordellpläne zu wehren.
Der Rechtsanwalt der muslimischen Gemeinde, Simon Bulla, ist laut der Zeitung der Ansicht, dass ein Sex-Betrieb in der Nähe einer Moschee nicht genehmigt werden darf. „Würde eine Baugenehmigung für ein Bordell neben einer katholischen oder evangelischen Kirche beantragt, gäbe es keine Diskussion, sie würde versagt“, erklärte der Verwaltungsrechtler. Der Vorstand der Gemeinde hoffe, so der Anwalt, dass es überhaupt nicht zur Genehmigung komme.
Bulla will in der kommenden Woche Gespräche mit den Verantwortlichen der Stadt und den Stadträten führen. „Wie jede andere Kirche und Religionsgemeinschaft auch, steht die bosnische Gemeinde unter dem Schutz des Grundgesetzes“, argumentiert der Anwalt. Ein Bordell neben einem Gotteshaus sei mit der Freiheit des Glaubens und der ungestörten Religionsausübung nicht vereinbar.
Der Oberbürgermeister und auch die Pressestelle waren für eine Anfrage in der Sache nicht erreichbar. Das Büro des Bürgermeisters, aber auch die Pressestelle sind über das Wochenende nicht besetzt. Eine erste Entscheidung über das Bordell sollte ursprünglich am Montag gefällt werden, heißt es. Nun dürfte die Entscheidung aller Voraussicht nach verschoben werden. Die muslimische Gemeinde könnte für den Fall, dass man die Sorge der Gemeinschaft nicht ernst nimmt, dennoch Klage einreichen und so das Bordell verhindern.
Hintergrund: Die Stadt Augsburg versucht Prostitution aus den Wohngebieten herauszubekommen. Deshalb werden neue Einrichtungen dieser Art in Wohngebieten nicht erlaubt. Ein Verbot der Errichtung und des Betriebs von Bordellen in Industriegebieten existiert jedoch nicht. Die Polizei beobachtet die Entwicklung zudem mit Sorge. Sie fürchtet um den Schutz von Frauen und hat Angst vor einen neuem Konkurrenzkampf im Milieu.