Bei seinem Deutschlandbesuch hat sich der stellvertretende türkische Ministerpräsident Emrullah İşler kritisch über die jüngsten Äußerungen von Kardinal Meisner geäußert. Der für Auslandstürken zuständige Minister traf sich zudem mit Vertretern von muslimischen Religionsgemeinschaften.
Der stellvertretende türkische Ministerpräsident Emrullah İşler hat während seines Deutschlandbesuchs den Kölner Kardinal Meisner wegen dessen Äußerungen über christliche und muslimische Familien kritisiert. Kein Mensch sei mehr wert als der andere, sagte der für die Auslandstürken zuständige Minister nach türkischen Medienberichten.
„Wir sehen alle Menschen als gleichwertig an“, so der stellvertretende Ministerpräsident. Er nannte Meisners Äußerung eine „unglückliche Bemerkung“, die auch in Deutschland für Irritationen gesorgt habe. Işler betonte während seines Besuchs weiter, im Islam gebe es keinen Zwang, die eine oder andere Religion anzunehmen. „Das sehen Sie, wenn Sie den Koran lesen“, sagte er. „Wir glauben an die Religionsfreiheit“, so der Minister.
Der katholische Kardinal Meisner hatte vergangenen Freitag bei einer Veranstaltung des „Neokatechumenalen Weges“ Eheleute aus dieser geistlichen Bewegung dafür gelobt, große Familien mit teils zehn Kindern zu gründen. Dabei sagte er, „eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien“. Später relativierte er seine Äußerungen. „Es war keineswegs meine Absicht, Menschen anderen Glaubens damit zu nahe zu treten – meine Wortwahl war in diesem Fall vielleicht unglücklich“, so der Kardinal.
Treffen mit muslimischen Religionsgemeinschaften und Organisationen
Işler, Mitglied der Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP), äußerte sich während seines Besuchs in Köln. Dort hatte der Minister und frühere Professor für islamische Theologie unter anderem an einer Führung im Kölner Dom teilgenommen.
Zu seinen Stationen gehörten auch die in Kerpen ansässige Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Am Sonntag traf er sich mit Vertretern der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), der Union Europäisch Türkischer Demokraten (UETD) und der türkischen Organisation ATIB. Geplant sind weitere Treffen mit dem Koordinationsrat der Muslime (KRM) und den islamischen Religionsgemeinschaften Schura Hamburg und Schura Bremen.
Am Dienstag wird der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan zu einem Meinungsaustausch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Berliner Kanzleramt erwartet. Dort kamen bereits heute der türkische Außenminister Ahmet Davutoğlu und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zusammen. Im Fokus der Gespräche standen die Beziehungen zwischen der EU und der Türkei. (kna/iQ)