Erstmals hat ein Unternehmen in Frankreich per Arbeitsordnung beschlossen, das Tragen religiöser Symbole während der Arbeitszeit zu verbieten. Das Recyclingunternehmen „Paprec“ verbietet mit seiner „Charta der Laizität und Vielfalt“ auch das muslimische Kopftuch.
Es ist ein Novum in der französischen Geschichte. Erstmals verbietet ein Unternehmen in Frankreich per Arbeitsordnung das Tragen von religiösen Symbolen während der Arbeitszeit. Im Schatten der Debatte um den Aufstieg der fundamentalistischen Parteien, wie der rechtsextremen Front National, und ihren Ideen, hat sich Jean-Luc Petithuguenin, als Geschäftsführer des Recyclingunternehmens „Paprec“, zu einem radikalen Schritt entschieden.
Mit der „Charta der Laizität und Vielfalt“, über die mehr als 4.000 Mitarbeiter mit abgestimmt haben, werden religiöse Symbole während der Arbeitszeit verboten. Petithuguenin räumte ein, dass es sich um eine Entscheidung handele, die auch gerichtlich angefochten werden könnte. Allerdings werde sein Unternehmen damit nicht rechtsextrem, sondern sei nach wie vor antirassistisch ausgerichtet. Er wolle, dass das von ihm mitgegründete Unternehmen eine „Oase der Ruhe“ bleibe, wo die Mitarbeiter zusammenarbeiten, egal welchen Glauben und welche Herkunft sie haben.
Französischen Medien zufolge agiert das in Seine-Saint-Denis bei Paris ansässige Unternehmen in Sachen Vielfalt und Sozialverträglichkeit vorbildlich. Mitarbeiter stammten aus rund 52 verschiedenen Nationen. Auch in der neuen ausgearbeiteten Charta finden sich interessante Punkte. So steht gleich im ersten Absatz, dass man den „Zusammenhalt im Betrieb stärken“ und „respektvoll miteinander umgehen“ soll, trotz der vielen Unterschiede, die man hat. Gestärkt werden soll durch die Charta auch das gesellschaftliche Miteinander und Verständnis füreinander.
An diesem Montag (10.02.2014) jährte sich in Frankreich der Beschluss eines Verbotes religiöser Symbolen in Schulen. Am 10. Februar 2004 beschloss das französische Parlament, religiöse Zeichen wie Schleier, Kippa, Kreuze, Turbane oder Ordenstrachten an Schulen zu verbieten. 2010 wurde zudem das Tragen des muslimischen Ganzkörperschleiers in öffentlichen Einrichtungen verboten.
Laut Laizismus-Expertin Valerie Amiraux hat das Verbot dazu geführt, dass Muslime in Frankreich ausgegrenzt wurden und die anti-muslimische Haltung in Frankreich gestärkt wurde. Im März 2013 hatte in Frankreich die Kündigung einer kopftuchtragenden Angestellten eines privaten Kindergartens für Diskussionen gesorgt. Ein Gericht hob die Kündigung auf; eine höhere Instanz erklärte sie später für rechtens. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus.
Mit „Paprec“ ist es das erste Mal, dass ein Privatunternehmen in Frankreich die staatlich bindende sogenannte Laizität in seine Arbeitsordnung aufnimmt. Anders als im öffentlichen Bereich ist diese gesetzliche Regelung für Privatunternehmen weniger streng und nicht maßgeblich. Amiraux hatte vor dieser Entwicklung gewarnt. (kna/iQ)