Islamiq

Wie kann man von Alltag reden, wenn die Tage von Todesmeldungen gezeichnet sind, wenn man täglich um Essen kämpfen muss, wenn man ständig einer Gefahr ausgesetzt ist. In Afghanistan ist genau all das äquivalent zum Begriff „Alltag“. Hier ist der spielende Mensch König, sagt Roger Willemsen.

Er ist der Autor von „Es war einmal oder nicht“, einem Buch, das die menschliche Seite der Afghanen, vor allem der afghanischen Kinder, zeigt. Viel zu selten sehen wir, womit sich Afghanen beschäftigen, welche Träume sie haben, was sie motiviert und treibt. Denn oft sind unsere einzige Informationsquellen über dieses Land die Nachrichten. Schlechte Nachrichten.

Bunte Kinderzeichungen trotz düsterer Aussichten

Es war einmal oder nicht, so beginnen die Märchen in Afghanistan. Wie böse Märchen klingen die Geschichten der Kinder, denn sie sind weit weg von dem Leben eines deutschen Kindes. Der Krieg steckt in allem, was diese Menschen umgibt. In Schmuck, in Spielzeugen, in Teppichen und Taschen. Überall findet man Kriegsmotive, Kalaschnikows, Bomben, Panzer und Hubschrauber.

Doch auch Blumen pflückende Mädchen, Fußball spielende Jungs gehören zum Alltag in Afghanistan. Die Welt der Kinder ist bunt. Besonders die vielen Zeichnungen im Buch sind ein schönes Zeugnis dafür, dass in diesem Land die Hoffnung nie verloren geht. Mit Buntstiften gezeichnete Menschen lachen, spazieren mit Freunden und spielen. Einige der Kinderzeichnungen sind allerdings grau, sie zeigen die brutale Seite des Alltags in diesem Land.

2005 fuhr Roger Willemsen erstmals nach Afghanistan. Straßenkinder führten ihn zu einem Fußballplatz in einem Randviertel von Kabul. Auf diesem Platz begegnete er zum ersten Mal Kindern, die körperlich alt aussahen. Mit zerfranster Kleidung und kaputten Schuhen spazierte sie in Gruppen über den Platz. Nach dieser Reise schrieb er sein Bestseller-Buch „Afghanistan Reise“. 2012 flog er erneut in das Land, um festzustellen, dass einiges sich zum Guten verändert, aber auch, dass viele Projekte Unterstützung brauchen.

Bildung als Ausweg

Afghanische Kinder haben in Bildung den einzigen Weg in eine bessere Zukunft erkannt. Dabei verzeichnet das Land den höchsten Analphabetismus weltweit. Aus dieser miserablen Lage heraus ist der Bildungshunger hoch. Willemsen schreibt, dass der Ansturm an den Schulen und Universitäten die Kapazitäten sprengt, denn etwa 75% aller Schulen wurden zur Kriegszeit zerstört.

Willemsen möchte mit diesem Buch und mit den vielen Kinderzeichnungen an die Herzen appellieren. Er selbst macht sich seit Jahren stark für die Menschen in Afghanistan und immer noch wird viel Hilfe benötigt. Die Einnahmen des Buches werden an Afghanischer Frauenverein e.V gespendet. Die Kinder können also mit ihren Geschichten ein Stück mehr Hoffnung in ihr Land bringen.