In Kassel ist es nun möglich, sich nach islamischen Bestimmungen bestatten zu lassen. Der Westfriedhof bietet auch einen Raum für die Totenwaschung an. Der Leichnam muss dennoch in einem Sarg transportiert werden.
Im vergangenen Jahr wurde in der hessischen Stadt Kassel die Aufhebung des Sargzwangs bei Bestattungen diskutiert. Nach der Klärung letzter Details können sich nun Muslime in der Stadt nach islamischem Brauch beerdigen lassen.
Grundlage für die Aufhebung des Sargzwangs war eine Gesetzesänderung, aber auch Änderungen in der Friedhofsordnung. Das neue hessische Bestattungsgesetz stellte es den Gemeinden und Städten frei, zu entscheiden, ob sie den Sargzwang aufheben. Nachdem alle zuständigen Behörden und Leitungen sich einigten, ist seit Mitte Februar die Bestattung nach islamischem Ritus in einem Leinentuch nun auch in Kassel möglich.
Muslime können sich auf dem Westfriedhof der Stadt in einem getrennten und nach Mekka ausgerichteten muslimischen Gräberfeld bestatten lassen. Dort gibt es auch die Möglichkeit, in einem getrennten Raum die Totenwaschung vorzunehmen. Der Raum kann auch für die Totenwaschungen vor Überführungen ins Ausland genutzt werden. Laut Friedhofsverwaltung stehen ebenso für Muslime eher unübliche Trauerräume zur Verfügung.
Trotz der für Muslime erfreulichen Meldung konnte man sich bei einigen Punkten jedoch auf keine adäquate Lösung einigen. Die Sargpflicht bei der Bestattung wurde zwar aufgehoben, für eine Überführung bis zum Grab muss dennoch immer ein Sarg eingesetzt werden. Nach der Beisetzung des Leichnams muss der Sarg zudem entsorgt werden. Muslimische Vertreter und Experten fordern, dass man einen Sarg auch mehrmals benutzen können sollte. Dies würde die Kosten für eine muslimische Bestattung senken.
Bisher lassen sich die meisten Muslime in Kassel, nach Angaben der Stadtverwaltung, weiterhin in den Ursprungs- und Heimatländern bestatten. Man nimmt jedoch an, dass der Bedarf nach muslimischen Gräbern zunehmen wird.