Theologisches Forum Christentum – Islam

Muslimische Theologen fordern Aufhebung des Kopftuchverbots

Beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen des „Theologischen Forums Christentum – Islam“ haben Vertreter der Zentren für Islamische Theologie eine Aufhebung von bestehenden Kopftuchverboten gefordert. Das Forum gilt als Plattform für einen regen Austausch unter Theologen.

08
03
2014
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Muslimische Theologen haben am Freitag eine Aufhebung von Kopftuchverboten für Lehrerinnen während eines Festaktes zum zehnjährigen Bestehen des „Theologischen Forums Christentum – Islam“ gefordert. Prof. Dr. Bekim Agai, geschäftsführender Direktor des Instituts für Studien der Kultur und Religion des Islam an der Goethe Universität Frankfurt sagte, er wünsche sich, dass seine „Studentinnen mit Kopftuch an Schulen arbeiten können.“

Prof. Dr. Milad Karimi vom Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Münster erklärte, es sei eine Diskriminierung, wenn eine Frau gezwungen werde das Kopftuch abzunehmen. Esnaf Begic, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück, beklagte, dass viele Studentinnen der Islamischen Theologie resignierten und sich aufgrund des Kopftuchverbots gegen ein Lehramtsstudium entschieden. Den Schulen gingen vielversprechende Lehrerinnen verloren, so Begic.

Unter anderem in Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bestehen Kopftuchverbote für Beamtinnen bzw. Lehrerinnen. Eine Ausnahme gibt es nur für das Fach „Islamischer Religionsunterricht“. Muslimische Religionsgemeinschaften kritisieren seit Jahren bestehende Kopftuchverbote und fordern ein Umdenken von der Politik. Kopftuchverbote seien Berufsverbote und grenzten muslimische Frauen aus, erklärte der Koordinationsrat der Muslime in zahlreichen Stellungnahmen zum Thema. Erste Landesregierungen, wie in Niedersachsen, denken mittlerweile laut im Dialog mit den muslimischen Religionsgemeinschaften über eine Aufhebung nach.

Forum ein wichtiger Beitrag für Islamische Theologie

170 Forscher aus zwölf Ländern kamen für das „Theologische Forum Christentum – Islam“ nach Stuttgart. Das der Akademie des württembergischen Bistums angeschlossene Forum ist ein Zusammenschluss katholischer, evangelischer und muslimischer Theologen der verschiedensten Schulen. Es gilt als das wichtigste wissenschaftliche Gremium seiner Art im deutschsprachigen Raum.

Das Forum leistete einen wichtigen Beitrag zur Errichtung Theologischer Islam-Fakultäten an deutschen Hochschulen. 2009 hatte sich der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) bei einer Veranstaltung in Stuttgart erstmals für eine Etablierung islamischer Theologie an Universitäten ausgesprochen. Inzwischen gibt es mehrere Zentren dieser Art in Deutschland. Darunter die Standorte Osnabrück/Münster, Frankfurt/Gießen, Nürnberg-Erlangen, Tübingen.

Eine Analyse der Forumsarbeit durch die Bremer Religionswissenschaftlerin Gritt Klinkhammer ergab, dass die Ziele „weitgehend einzigartig“ seien. Veranstaltung und Publikationen hätten „professionellen wissenschaftlichen Charakter“. Das Forum könne als Schnittstelle und Brücke „zwischen den islamischen Fakultäten und der Gesellschaft, zwischen Wissenschaft und Praxis oder zwischen islamisch-theologischen und christlich-theologischen Institutionen“ gesehen werden. Das nach eigener Darstellung unabhängige Forum steht „für dialogorientierte, füreinander offene islamische und christliche Theologien“.

Einzigartiges Netzwerk für Dialog

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, würdigte das Forum als „einzigartiges Netzwerk des wissenschaftlichen Dialogs zwischen Christen und Muslimen auf Augenhöhe“. Nur die Verortung der Theologie an Universitäten könne wissenschaftliche Standards wahren. Glück appellierte an seine Kirche, sich intensiv dem christlich-islamischen Dialog zu widmen. Die Katholiken liefen Gefahr, sich zu sehr mit sich zu beschäftigen. Glücks Rede verlas ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper.

Tabea Dölker vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) betonte, das Forum markiere mit seiner Arbeit „auch Konfliktlinien, an denen sich Widerspruch entzünden und Abgrenzung festmachen lässt“. Sie brachte mit Blick auf den 500. Jahrestag der Reformation 2017 den Wunsch zum Ausdruck, dass Forum möge sich mit Reformen und Reformationsbestrebungen in Christentum und Islam befassen. (KNA/iQ)