Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger kritisiert die muslimischen Religionsgemeinschaften im Koordinationsrat der Muslime, weil sie beim Präventionsprojekt „Wegweiser“ nicht mitmachen. Jäger sprach von einem schwierigen Dialog, ging auf die Kritik des KRM allerdings nicht ein.
Weil sie dem Präventionsprojekt „Wegweiser – gemeinsam gegen gewaltbereiten Salafismus“ skeptisch gegenüber stehen, hat Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) die muslimischen Religionsgemeinschaften kritisiert. Bei der heutigen Eröffnung der ersten Anlaufstelle in Düsseldorf erklärte Jäger, der Dialog mit den muslimischen „Verbänden“ gestalte sich derzeit „schwierig“.
Hintergrund ist, dass die muslimischen Religionsgemeinschaften im Koordinationsrat der Muslime (KRM) sich nicht an dem Projekt beteiligen. Im Vorfeld hatte der KRM das Konzept des Präventionsnetzwerks kritisiert und Nachbesserungen gefordert.
Der KRM hatte den Ansatz des NRW-Innenministeriums kritisiert wegen des „fehlenden ganzheitlichen und nicht ausreichenden partizipatorischen Ansatzes im Kampf gegen Extremismus“. Der Koordinationsrat hatte erklärt, dass Konzept für das „Wegweiser“-Projekt müsse, sowohl inhaltlich als auch begrifflich, gemeinsam mit den Vertretern der islamischen Religionsgemeinschaften überarbeitet werden.
Zusätzlich hatte der KRM gewarnt, das Projekt dürfe „die Kulturalisierung und Vermengung nicht zusätzlich fördern.“ Nur so gebe es eine realistische Chance „nachhaltig, vertrauensvoll und effektiv im Sinne einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung zu arbeiten.“ Das NRW-Innenministerium suchte sich jedoch lokale Partner vor Ort und besserte nicht nach.
Jäger sieht die Vorbehalte der Religionsgemeinschaften jedoch nicht im Projekt „Wegweiser“ begründet. Im Umgang mit den offiziellen Vertretern der Muslime in Deutschland wünsche er sich zukünftig „mehr Ehrlichkeit, Klarheit und Offenheit“ und weniger institutionelle Formalitäten, sagte der NRW-Innenminister. Ziel des bundesweit bisher einzigartigen Präventionsprojektes sei es, „den Einstieg junger Menschen in die extremistische Szene zu verhindern“, sagte Jäger.
Statt mit den Religionsgemeinschaften wurden die ersten Anlaufstellen mit kleineren Moscheegemeinden zusammen aufgesetzt. Experten zweifeln, ob so das Netzwerk überhaupt greifen kann, weil die im KRM organisierten muslimischen Religionsgemeinschaften die größten und wichtigsten Moscheen repräsentieren. Bedenken dieser Art sprach der Innenminister jedoch nicht an.
Jäger warb stattdessen um Vertrauen. Er betonte, wie wichtig der religiöse Dialog mit den Moscheegemeinden sei. „Es geht um junge Menschen, die religiöse Antworten auf ihre Fragen suchen. Wegweiser akzeptiert religiöse Überzeugungen, aber keine Gewalt zur Durchsetzung extremistischer Ziele“, betonte Jäger. Gleichzeitig stellte er klar: „Die große Mehrheit der hier lebenden muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger verurteilt den gewaltbereiten Salafismus.“
Mit der Unterstützung von Imamen, Sozialarbeitern und Berufsberatern sollen junge Menschen davor bewahrt werden, „in die Radikalisierungsfalle zu laufen“, sagte Jäger. Für Sympathisanten des Salafismus und deren Angehörige würden in den Beratungsstellen individuelle Auswege aus unterschiedlichsten Problemlagen entwickelt. Dazu gehörten Hilfen bei schulischen Krisen ebenso wie psychologische und berufliche Hilfestellungen. (KNA/iQ)