Krim-Krise

Muslimische und jüdische Minderheiten auf der Flucht

Aufgrund zunehmender politischer Agitationen sind Angehörige der muslimischen und jüdischen Minderheit auf der Krim seit der russischen Annexion der Halbinsel auf der Flucht.

01
04
2014
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Die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (GfbV) behauptet, auf der Krim sei es bereits zu ersten Fluchtbewegungen der muslimischen Minderheit der Krimtataren gekommen. Die Organisation geht von etwa 5.000 Muslimen aus, darunter Frauen und Kinder, die in den letzten Tagen und Wochen nach der Annexion der Krim durch Russland die Halbinsel verlassen haben. Dies teilte die Menschenrechtsorganisation gestern (31.03.2014) in Göttingen mit.

„Nach Beobachtungen der GfbV wächst die Unsicherheit unter den Angehörigen der Minderheiten. Krimtataren sehen bedrohliche Signale gegen ihre Volksgruppe. So hetzen russischsprachige Medien gegen den krimtatarischen Geschäftsmann und Eigentümer des unabhängigen Fernsehsenders ATR, Lenur Isljamow. Er sei ‚russophob‘ und ‚extremistisch‘, weil er die Sprache und Kultur der Krimtataren förderte“, heißt es in der Pressemitteilung der GfbV.

Diskriminierung nimmt zu

Auch wurde ein Krimtatar, der in Simferopol russische Koranausgaben verteilte, verhaftet, ohne dass Anklage gegen ihn erhoben wurde. Er wurde lediglich gefragt, weshalb er einen Bart trage und ob er ein Extremist sei. Seitdem hält die Polizei ihn wegen angeblicher Ordnungsverstöße gefangen.

„Viele Krimtataren fürchten, dass sie schon bald ähnlich behandelt werden könnten, wie gläubige Muslime in der Russischen Föderation: Bei Polizeikontrollen werden sie schnell des ‚Extremismus‘ bezichtigt, Strafverfahren werden ohne Beweise angestrengt und sie stehen unter dem Generalverdacht, ‚Terroristen‘ zu sein oder zu unterstützen“, kommentierte die GfbV-Referentin für die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS), Sarah Reinke diese Entwicklung.

Jüdische Minderheiten auch auf der Flucht

Laut GfBV sind jüdische Minderheiten ebenfalls von der aufkommenden Unsicherheit und der politischen Agitation auf der Krim betroffen und reagieren entsprechend. Der oberste reformjüdische Rabbiner der Krim, Mihail Kapustin, habe aus Angst vor möglichen antisemitischen Hetzkampagnen und Übergriffen das Land verlassen.

Die Assoziation der jüdischen Organisationen und Gemeinden der Krim berichtet, dass ein Unbekannter bereits in der Nacht zum 28. Februar die Wände der reformjüdischen Synagoge „Ner-Tamid“ in Simferopol mit den Worten „Tod den Juden!“ und mit Hakenkreuzen beschmierte. Dies sei die erste derartige antisemitische Aktivität seit der ukrainischen Unabhängigkeit. (KNA/iQ)