Eile geboten

Rettung islamischer Schriften in Mali

Der kulturelle Schatz Malis – Zeugnisse der islamischen Kultur – ist in Gefahr. Mehr als 270.000 Manuskripte und Bücher, die 2012 wegen der Extremisten im Norden des Landes in die Hauptstadt geschmuggelt wurden, müssen restauriert und digitalisiert werden.

08
04
2014

Nach einem Militärputsch im vergangenen Jahr haben radikale Extremisten aus dem Norden Malis versucht, die Macht im afrikanischen Staat zu übernehmen. Frankreich entsandte auf Wunsch der malischen Regierung, aber auch um die Interessen französischer Firmen vor Ort zu wahren, Tausende Soldaten nach Mali. Deutschland unterstützte die Militäraktion gegen die Rebellen mit Transportflugzeugen. Sie wurden bekämpft und zurückgedrängt.

Die Extremisten hatten bereits im Jahr 2012 den Norden des Landes eingenommen. Sie zerstörten dabei auch Denkmäler, Kulturgüter und alte Schriften – allesamt Zeugnisse einer islamischen Kultur in Mali. Als vor zwei Jahren die Stadt Timbuktu im Norden des Landes durch die Extremisten erobert wurde, wurden Bücher und Urkunden in die Hauptstadt Bamako geschmuggelt. Jetzt geht es um die Restaurierung dieser Werke.

Erst am Anfang

Die Restaurierung von rund 270.000 wertvollen Manuskripten in Mali steckt nach den Worten von Koordinatorin Eva Brozowsky erst am Anfang. Viele der teilweise jahrhundertealten Schriften befänden sich noch bei Privatleuten, sagte Brozowsky der Zeitung „Die Welt“ (Dienstag). Das in Bamako vorherrschende tropische Klima drohe zudem, die Bestände zu schädigen. Eile sei daher geboten, so die deutsche Expertin.

Das von Brozowsky betreute Projekt zur Rettung der Schriften wird unter anderem vom Auswärtigen Amt und der Gerda-Henkel-Stiftung finanziert. Geplant ist, die Manuskripte in einem eigens errichteten Archivgebäude in Bamako unterzubringen und sie dort auch zu digitalisieren. Bis dahin sei es aber noch ein weiter Weg, betonte Brozowsky.

Ein reicher Schatz an islamischem Wissen

Die Fachfrau sprach von einem unfassbaren kulturellen Schatz, „den man nur mit dem Bestand sämtlicher Bibliotheken in Deutschland vergleichen kann“. Die bis zu 1.200 Jahre alten Schriften widmeten sich beispielsweise der Alchemie, Astrologie und Medizin. Hinzu kämen Koranauslegungen und historische Aufzeichnungen, „über die wir bisher keine Primärquellen haben“. Brozowsky: „Wissenschaftler könnten hier also vieles zum ersten Mal entdecken.“

Allerdings kommt auch Mali weiterhin nicht zur Ruhe. Vor zwei Tagen trat die Regierung des Landes ohne Nennung von Gründen zurück. Eine neue Regierung steht bereits fest. Weitere Unruhe scheint aber bereits vorprogrammiert zu sein. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Charley sagt:
Sicherlich werden jetzt zur Rettung dieser Kulturschätze Petroldollar in Fülle aus den islamkultur beschützenden Ölstaaten am Golf fließen. Oder doch nicht???
04.06.16
7:48