Die Junge Islam Konferenz soll im Herbst auch in Hamburg stattfinden. Interessierte Personen und Organisationen konnten sich in einer Informationsveranstaltung über die Ziele und das Projekt informieren und einen Einblick in die Arbeit gewinnen.
Gestern Abend wurde in der Stadtteilschule am Hafen (St. Pauli) auf einer Informationsveranstaltung für Interessierte und Organisationen die Junge Islam Konferenz (JIK) vorgestellt. Hintergrund ist, dass die Junge Islam Konferenz zusammen mit der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration der Stadt Hamburg (BASFI) ab Herbst auch in der Hansestadt starten soll.
Staatsrat Jan Pörksen von der BASFI begründete in seinem Grußwort zur Veranstaltung den Schritt für die Junge Islam Konferenz damit, dass es sich bei dem Projekt um eines „für alle jungen Menschen in Hamburg“ handele. Gleichzeitig machte er darauf aufmerksam, dass das Parlament sich ausdrücklich für die Bewerbung ausgesprochen habe. Man erhofft sich laut Pörksen mit der JIK auch ein Signal an die Jugendlichen.
Konzept wurde vorgestellt
Esra Küçük von der Stiftung Mercator und Geschäftsführerin der JIK stellte das Konzept für Hamburg vor. Dabei wurde auch der Slogan „Volle Fahrt voraus“ vorgestellt. Die Jugendlichen hätten bei der JIK ein einzigartiges und besonderes Projekt, bei der sie sich einbringen und etwas für die Gesellschaft bewirken könnten. Es fehle in der öffentlichen Debatte zum Thema Islam auch an Stimmen der Jugend. Küçük machte dies mit einem aktuellen Bild vom neuen DIK-Plenum deutlich, bei der nur ältere Männer zu sehen waren.
In der anschließenden Podiumsdiskussion vermittelten zwei Alumnis der JIK ihre Erfahrungen bei dem speziellen Projekt. Deutlich wurde, dass beide vor allem die familiäre Atmosphäre aber auch das Wissen und die Informationen, die man in der JIK erarbeiten konnte, betonten. Auch die anschließenden Möglichkeiten, z.B. als Peers in Schulen und Gruppen aufzutreten und zu informieren, wurden hervorgehoben.
Naika Foroutan, Sozialwissenschaftlerin und Mitorganisatorin mehrerer JIK‘s betonte in der Diskussion, dass es Felder gebe, in denen man die Diskussion und das Engagement der Jugendlichen brauche. Gleichzeitig machte sie aber auch auf die Grenzen dieser Arbeit aufmerksam. Manche Dinge müsste man den „Verbänden“ überlassen, da dies auch deren eigene Aufgabe sei. Die JIK könne hier nur Ideengeber sein.
Missverständnisse in der Erwartung
In der anschließenden Diskussion wurde jedoch immer stärker und öfter deutlich, dass die Anforderungen und Wünsche an die Junge Islam Konferenz in Hamburg enorm sind und teilweise gar nicht erfüllbar. Die Fragen von Jugendlichen Muslimen und Nicht-Muslimen zeigten, dass es eine Menge falscher Annahmen bezüglich der JIK gibt. So wurde auch mit diesen falschen Annahmen aufgeräumt. Das JIK versteht sich als Diskussionsplattform das Jugendliche empowert – nicht als Lösungsort für islam-theologische Fragen.
Gleichzeitig wurde aber auch die Erwartung von Lehrern deutlich, die besonders im Hinblick auf die jüngsten Diskussionen um „Islamisierungen an Schulhöfen“ angereist waren. Besonders die wenigen Plätze auf die sich die Jugendlichen bewerben können (40 Plätze) machte diese ein bisschen traurig, weil sie gerne viele ihrer Schüler bei einem solchen Programm sehen möchten. Auch die Diskussion darüber, ob es sich bei der JIK um ein „Eliten-Programm“ handelt wurde aufgeworfen.
Insgesamt war es eine diskussionsreiche aber auch interessante Veranstaltung. Ob die JIK jedoch zu einem Erfolg wird, hängt auch davon ab, ob man das Modell in Hamburg erweitert und auch zu Aktionen verhilft, die allen Jugendlichen in der Hansestadt offenstehen. Sonst wird, wie aus Gesprächen auch deutlich wurde, die JIK kaum etwas Besseres und mehr zur politischen Bildung beitragen können als die Diskussionsplattform „Jugend im Parlament“ – die im Grunde, wenn man den Darstellungen folgt, nichts anderes leistet – allerdings mit weniger Geld, da sie nicht von der Stiftung Mercator unterstützt wird. (as)