Kommentare

Einfluss auf die Berichterstattung in Medien

Kommentare scheinen einen nicht zu vernachlässigenden starken Einfluss auf die Berichterstattung in deutschen Medien zu haben. Dies zeigt eine neue Studie, die vor allem Journalisten zu ihrer Einschätzung befragt hat.

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04
2014
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Wir kennen Sie alle. Kommentare unter Nachrichten oder als Leserbriefe zu Artikeln. Sie sind mal polemisch, mal kritisch, manchmal auch konstruktiv. Doch der Einfluss solcher Beiträge scheint größer zu sein, als man bisher angenommen hat. Nach einer gemeinsamen Studie der ECCO PR-Agenturnetz und des Journalistenportals newsroom.de glauben 60 Prozent der deutschen Journalisten, dass Leserkommentare die künftige Berichterstattung über ein Thema beeinflussen.

Insgesamt ist die Haltung von Journalisten gegenüber Leserkommentaren gespalten. 58 Prozent der Antwortenden halten sie für eine sinnvolle Ergänzung der Berichterstattung. Gleichzeitig stimmen nur rund 20 Prozent zumindest teilweise der Einschätzung zu, die Meinung der Kommentierer spiegle die Mehrheit der Leser wider.

Ton ist polemischer geworden

Die Bedeutung der Kommentare zeigt sich vor allem darin, dass sie in rund 60 Prozent der Redaktionen regelmäßig besprochen werden. Und das, obwohl nach wie vor rund die Hälfte (51,2 Prozent) der Journalisten davon überzeugt ist, dass Leserkommentare in erster Linie nur von denjenigen gelesen werden, die sie auch selbst schreiben.

Die gesamte Studie wird, nach dem Ausfüllen eines Formulars unter http://www.ecco-duesseldorf.de/studie/, per Mail zugeschickt.

Der Stil der Kommentare ist in den letzten Jahren offensichtlich weniger sachlich und zum Teil polemischer geworden. Gaben 2011 noch 68,2 Prozent der Antwortenden an, die Diskussionen seien in hohem Maß oder überwiegend sachlich, hat sich dieser Anteil auf nur noch 59 Prozent deutlich reduziert. Gleichzeitig ist der Anteil derer, die den Ton als polemisch bezeichnen, von 10,8 auf 16,9 Prozent gestiegen.

Aktuelle Beispiele belegen Einfluss

Der Einfluss von Kommentaren und Leserbriefen kann derzeit sehr gut beim Umgang der Medien mit der Ukraine-Krise beobachtet werden. Haben durchweg fast alle Medien zu Anfang der Krise einseitig geschrieben, so haben in den letzten Tagen einige angefangen, ihre eigene Berichterstattung zu hinterfragen. Dies lag vor allem daran, dass den Medien in Leserkommentaren unter Artikeln und auf sozialen Netzwerken vorgeworfen wurde, sie machten es sich zu einfach beim Konflikt und bauten Russland zu einem Feindbild auf.

Auch bei Berichten über Islam und Muslime kann man auf Nachrichtenseiten sehen, dass diese kurz nach der Veröffentlichung oft vor Kommentaren strotzen, die Ressentiments, Rassismus und Anfeindungen beinhalten. Einige Medienhäuser überdenken derzeit ihre Kommentarfunktionen. Auch der Deutsche Presserat, zuständig für den Pressekodex, diskutiert über neue Regeln, wie man mit Kommentaren insgesamt umgehen soll.