Onlineaktivismus

Protest gegen die Reality Show „Pékin Express“

Frankreichs Muslime wollen weltweite Aufmerksamkeit für die Missstände in der Reality Show „Pékin Express“ erregen. Drehort der Sendung ist das Land, aus dem Tausende Muslime vertrieben wurden.

02
05
2014
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„Pékin Express“ ist in Frankreich eines der vielen Reality Shows, die zur Primetime im Fernsehen gezeigt werden. Vergleichbar mit ähnlichen Formaten in Deutschland, ist die Show verhasst, aber zugleich ein Magnet für Millionen von Zuschauern. Die Kandidaten treten eine lange Reise in einem fremden Land an, übernachten bei den Einheimischen und fahren per Anhalter durch das ganze Land. Wer zuerst am Ziel ist, hat gewonnen.

Der Drehort der 10. Staffel von Pékin Express ist unter anderem Birma/Myanmar, wo seit Jahren Rohingyas, die muslimische Minderheit des Landes, unterdrückt werden. Nur vier Prozent der Menschen in Birma sind Muslime, obwohl die Rohingya seit Generationen im Land leben, werden ihnen die Staatsbürgerschaft und Grundrechte verweigert. Sie brauchen eine Genehmigung, wenn sie ihre Dörfer verlassen oder heiraten wollen. Hunderttausende wurden in den letzten zwei Jahren von ihren Unterkünften vertrieben, ihre Häuser wurden geplündert und Hunderte wurden massakriert.

TweetStorm gegen die Ignoranz

Von dieser Brutalität ist in der Sendung auf dem französischen Sender M6 allerdings nichts zu sehen. Auch möchte der Sender kein Statement zu der angespannten politischen Lage abgeben. Stattdessen werden idyllische Landschaften gezeigt.

Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, haben sich die Muslime Frankreichs in sozialen Medien mobilisiert. Mit einer Petition auf der Seite Avaaz.org fordern sie den Kanal M6 dazu auf, das Leid der Rohingyas nicht zu ignorieren. Auch auf Twitter wurde ein so genannter TweetStorm mit den Hashtags #PekinExpress und #ContrePekinExpress gestartet. Bei dem TweetStorm geht es darum, dass viele User gleichzeitig Tweets zu einem bestimmten Thema versenden und für Aufmerksamkeit sorgen.

Am Tag des TweetStorms (30. April) gelang es den Onlineaktivisten ihre Hashtags in die TrendingTopics in Frankreich und Belgien zu bringen und 140 Tweets pro Minute zu senden. Mit Tweets auf verschiedenen Sprachen machten sie auf ihre Forderung weltweit aufmerksam. Der Sender M6 reagierte gelassen.Die Sendung diene nur der Unterhaltung, und die Produktion habe nichts mit der politischen Lage des Landes zu tun. (fc)