Nach einer Razzia bei einer Mitgliedsgemeinde der Schura Bremen warnt die Religionsgemeinschaft vor unseriösen Spendenorganisationen. Dem Imam und Schatzmeister der Mitgliedsgemeinde wird vorgeworfen die Terrororganisation Jabhat al-Nusra finanziell unterstützt zu haben. Wurde die Gutgläubigkeit der Moscheeleitung ausgenutzt?
Am Dienstagmorgen (29.04.2014) wurde in der Bremer Neustadt die Daawa Moschee durchsucht. Hintergrund ist die mögliche finanzielle Unterstützung der in Syrien kämpfenden und als Terrororganisation eingestuften Jabhat al-Nusra durch Spenden, die in der Moschee gesammelt wurden. Die Daawa Moschee ist Mitglied der Schura Bremen. Die Religionsgemeinschaft hat sich mittlerweile zum Fall geäußert und sich von radikalen Strömungen distanziert. Gleichzeitig wurde zur Wachsamkeit und Vorsicht bei Spendenorganisationen aufgerufen.
Nach bisherigen Erkenntnissen stehen der Imam der Gemeinde und der Schatzmeister der Moschee im Visier der Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft. Ihnen wird vorgeworfen, seit längerer Zeit bei Freitagsgebeten Geld gesammelt und an die Terrororganisation Jabhat al-Nusra weitergegeben zu haben. Um welche Summen es sich dabei handelt, ist nicht bekannt. Nach Informationen von Radio Bremen wurden am Dienstag nicht nur die Moschee, sondern auch Privatwohnungen der Beschuldigten in Bremen und Delmenhorst durchsucht. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte, man rechne die Gemeinde dem „salafistischen“ Spektrum zu.
Die Daawa Moschee gehört nach Angaben der Schura Bremen zu den Gründungsmitgliedern der Religionsgemeinschaft. Der Imam der Gemeinde, der jetzt im Fokus der Ermittlungen steht, ist stellvertretender Vorsitzender der Schura. Die Schura erklärte, die Daawa Moschee und ihr Imam seien bekannt für eine weltoffene islamische Ausrichtung. Dies zeige sich auch durch die Teilnahme am gesamtgesellschaftlichen Dialog und weiterer Aktivitäten, wie z.B. den Tag der offenen Moschee, Kooperationen mit Kirchen sowie der Teilnahme an Integrationswochen und –gipfeln.
Der Imam und Vorsitzende der Gemeinde habe sich laut Schura Bremen insbesondere gegen Radikalisierung und Extremismus gestellt. Er habe zudem Präventionsarbeit unter Jugendlichen geleistet und dabei auch den Kontakt zu den Sicherheitsbehörden gesucht. „Wir haben ihn immer als einen aufrichtigen und ehrlichen Menschen erlebt und können die Vorwürfe nicht nachvollziehen“, erklärte der Vorsitzende der Schura, Ismail Başer. Auch ist die Moschee bisher eher durch ihre Offenheit in Erscheinung getreten. Bilder vom Gemeindeleben auf facebook lassen die Vorwürfe absurd erscheinen. Die Schura nimmt die Vorwürfe dennoch sehr ernst.
Bezüglich des konkreten Tatvorwurfs haben sich die Verantwortlichen der Daawa Moschee dahingehend geäußert, in der Moschee die Sammlung von Spendengeldern erlaubt zu haben, im guten Glauben, dass diese ausschließlich als humanitäre Hilfe an notleidende Familien in Syrien weitergeleitet würden. Es widerspreche zudem entschieden ihrer Überzeugung, Terrorgruppen wie die Jabhat al-Nusra zu unterstützen. Sie seien überzeugt, dass sich der Sachverhalt bald klären werde, und kooperierten mit den Ermittlungsbehörden.
Die Schura Bremen distanzierte sich angesichts des Vorfalls erneut von jeglichen radikalen Strömungen der salafistischen Szene sowie terroristischen Organisationen wie der Jabhat al Nusra und deren Unterstützern. Dies erwarte die Schura auch von ihren Mitgliedsgemeinden, wurde erklärt.
Der Krieg in Syrien habe über die dortigen Menschen unendliches Leid gebracht, erklärte die Schura. Es sei notwendig und begrüßenswert, hilfsbedürftigen Menschen humanitäre Hilfe zu leisten. Die Schura weist jedoch auch angesichts des aktuellen Falles ausdrücklich darauf hin, ausschließlich an renommierte Hilfsorganisationen zu spenden und keine privaten Überweisungen ins Ausland vorzunehmen. Anderenfalls könnte es passieren, dass man ohne es zu wissen, dubiose Organisation unterstützt, was auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.