Die gute Beziehung zu den Nachbarn wird durch koranische Offenbarung und prophetische Tradition empfohlen. Gute Nachbarschaft ist zudem ein wichtiges Element des islamischen Gesellschaftsdenkens.
„Gabriel empfahl mir so oft die gute Behandlung des Nachbarn, dass ich dachte, er (Allah) würde sie zu Erben erklären.” (Buhârî)
In einer zunehmend anonymisierten und schnelllebigen Welt nehmen sich immer weniger Menschen die Zeit, andere kennenzulernen. Vor allem in Großstädten kann man beobachten, wie ständig immer neue Menschen in einer Umgebung ein- und ausziehen. Die Scheu ist inzwischen so groß, dass man teilweise einander nicht einmal freundlich grüßt. Dabei vergessen wir, dass z. B. bei einem Notfall als Erstes die Nachbarn zu Hilfe eilen.
Eine gute Beziehung mit den Nachbarn ein wichtiges Element des islamischen Gesellschaftsdenkens. Viele Überlieferungen drehen sich darum, dass Nachbarn sich gegenseitig unterstützen sollen. Ein Koranvers, in dem aufgezählt wird, wessen gute Behandlung besonders wichtig ist, lautet: „Und dient Allah und setzt ihm nichts an die Seite. Und seid gut zu den Eltern, den Verwandten, den Waisen, den Armen, dem Nachbarn, sei er einheimisch oder aus der Fremde (…).“ (Sure Nisâ, 4:36) Wir sehen, dass unabhängig der Herkunft des Nachbarn ein vertrauensvolles Verhältnis unerlässlich ist. Auch der obige Hadith verdeutlicht die Bedeutung einer guten nachbarschaftlichen Beziehung.
Führt man sich dies vor Augen und malt sich aus, wie sehr die Gesellschaft davon profitieren würde, wenn jeder gut zu seinem Nachbarn wäre, dürfte es nicht schwerfallen, sich für die Freuden und die Trauer der Menschen in seiner Umgebung zu interessieren.
In unserer Reihe „Ein Hadith – Ein Gedanke“ wollen wir uns jeden Sonntag einem Hadith zuwenden. Der arabische Begriff „Hadith“ bedeutet übersetzt „Erzählung“, „Bericht“, „Geschichte“. Er bezeichnet jene Berichte und Erzählungen, die von den Gefährten des Propheten überliefert wurden. Es gibt keinen Abschnitt aus dem Leben Muhammads (s), zu dem die Muslime keine Hadithe überliefert hätten. Die Gesamtheit der Hadithe, bilden die „Sunna“, also die Praxis, Gewohnheiten oder Tradition des Gesandten Gottes.