Sufi-Lehrer

Nazım Kıbrısi verstorben

Der bekannte Sufi-Lehrer Nazım Kıbrısi ist nach langer Krankheit in Lefkoscha verstorben. Der Ordensführer in der Naqshbandi-Tradition hat ein bewegtes und bewegendes Leben geführt. Muslimische Spitzenvertreter kondolierten zum Tode den Angehörigen und Anhängern des Sufi-Scheichs.

08
05
2014

Mehmet Nâzım Adil, islamischer Sufi-Lehrer der Naqschbandi-Tradition und international bekannt als Scheich Nazım Kıbrısi ist am Mittwoch (07.05.2014) im Alter von 92 Jahren in einem Krankenhaus in der Türkischen Republik Nord-Zypern an multiplem Organversagen gestorben. Kıbrısi war am 17.04.2014 ins Krankenhaus wegen Atemnot und Herzproblemen eingeliefert worden. Seitdem hat er sich in der Intensivstation befunden, wobei sich sein Zustand immer weiter verschlechterte, bis er schließlich verstarb.

Wer war Scheich Nazım Kıbrısi

Nazım Kıbrısi wurde 1922 geboren. Seine Abstammung soll bis zum bekannten Sufi-Meister Rumi und dem Gründer des Qadiriyya-Ordens, Abdulkadir Geylani, zurückreichen. Nazım Kıbrısi studierte Chemie, ehe er sich schließlich einem Orden (Tarikat) anschloss und sich im Islam und in arabischer Sprache ausbilden ließ. Nach seiner Grundausbildung ging Kıbrısi nach Damaskus und wurde Schüler des bekannten Sufi-Großscheichs Abdallah ad-Dagestani. Dort wurde er vor allem im spirituellen Bereich unterrichtet und ausgebildet.

Nach seiner Ausbildung kehrte Nazım Kıbrısi zurück nach Nord-Zypern. Mit der Erlaubnis von ad-Dagestani begann er fortan auch Schüler im Tasawwuf (Sufismus) zu unterrichten. Bekannt wurde Kıbrısi vor allem deshalb, weil er sich gegen den türkischen Staat stellte, der sowohl in der Türkei, als auch auf Zypern den Gebetsruf in arabischer Sprache verboten hatte. Nazım Kıbrısi übertrat das Verbot mehrfach, wanderte auch für kurze Zeit ins Gefängnis und mehrere Verfahren waren gegen ihn anhängig. Doch die Regierung hatte ein Einsehen und erlaubte später wieder den islamischen Gebetsruf in arabischer Sprache.

Nach dem Tod von ad-Dagestani (1973) übernahm Kıbrısi dessen Stellung als Großscheich und Sufi-Lehrer in Naqshbandi-Tradition. In den folgenden Jahren reiste Kıbrısi viel um die Welt und sammelte auch durch Gründungen von verschiedenen Zentren zahlreiche Unterstützer und Schüler. Der Hauptsitz seines Ordens ist in Lefkoscha (Lefke) in der Türkischen Republik Nord-Zypern. Es gibt aber auch Zentren in London und Michigan (USA). Zu seinen „persönlichen Freunden“ gehörten, unter anderem, Papst Johannes Paul der II. sowie der britische Prinz Charles. Beide hatten Scheich Nazım in Nord-Zypern besucht.

Scheich Nazım Kıbrısi war mit einer Schülerin seines Lehrmeister, der aus Tatarstan stammenden Amina Adil verheiratet. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Adil hatte sich vor allem durch ihre in deutsche Sprache übersetzten Bücher auch hierzulande einen Namen gemacht. Sie verstarb bereits im Jahr 2004 in Lefkoscha.

Mehrere Zentren in Europa

Nazım Kıbrısi gründete mehrere Zentren in Europa. Bekanntestes Zentrum ist das von London, dass 1974 gegründet wurde. Außerdem wird die Osmanische Herberge in der Eifel als Zentrum für Deutschland angesehen. Insgesamt gibt es in Deutschland Schätzungen zufolge über 5.000 Mitglieder des Sufi-Ordens. Weltweit sollen es mehrere Hunderttausend Anhänger sein.

In Deutschland leitet sein Schüler Hassan Dyck die Osmanische Herberge. Zudem gilt der Spohr-Verlag als dem Orden verbunden. Dort wurden auch zahlreiche Bücher und Schriften Nazım Kıbrısis übersetzt und vertrieben. Die Organisation von Scheich Nazım ist in Deutschland unter dem Namen Haqqani Trust – Verein für neue deutsche Muslime aktiv. Sie ist Mitglied des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland und des Zentralrats der Muslime in Deutschland.

Der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş, Kemal Ergün erklärte zum Tode Scheich Nazım Kıbrısi: „Mit Betroffenheit habe ich die Nachricht vom Tod des Sufi-Lehrers aufgenommen. Ich wünsche Ihm die unendliche Barmherzigkeit unseres Schöpfers und spreche der Familie sowie den Ordensgeschwistern in aller Welt mein tief empfundenes Beileid aus.“

Der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kızılkaya, sprach den Anhängern des Sufi-Scheichs ebenfalls sein Beileid aus. Scheich Nazım sei eine hoch respektierte und wichtige Persönlichkeit gewesen, erklärte Kızılkaya gegenüber IslamiQ. Auch der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, erklärte über Twitter seine Anteilnahme und kondolierte dem Naqschbandi-Orden Haqqani Trust.

Leserkommentare

M.Nur sagt:
ich bete zu ALLAH so er es will und werde maulana in meinem herzen tragen.
12.05.15
15:55