Runder Tisch Islam

Interreligiöser Dialog im Fokus

Zum sechsten Mal ist der „Runde Tisch Islam“ in Baden-Württemberg unter der Leitung von Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) zusammengekommen. Thema des Treffens war der interreligiöse Dialog. Wieder nicht eingeladen: Die mitgliederstarke Islamische Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg.

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05
2014
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„Auch im 21. Jahrhundert brauchen wir den Dialog und Trialog der Religionen. Der Austausch ist wichtig für Frieden, Toleranz und gesellschaftlichen Zusammenhalt“, erklärte Integrationsministern Bilkay Öney (SPD) zum Auftakt des sechsten Treffens des „Runden Tisches Islam“ in Baden-Württemberg.

Die Landesregierung schaffe Möglichkeiten des Dialogs und fördere den Verständigungsprozess, erklärte Öney. Sie machte auf eine aktuelle Studie des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg aufmerksam. Die Untersuchung zeige, dass der Unterschied zwischen den Moralvorstellungen und Werten von Muslimen und Christen gar nicht so groß sei, wie viele meinten.

„Oft soll es vermeintlich die Religion sein, die uns trennt und Integrationsprobleme bereitet. Aber fehlende Bildung, fehlende Sprachkenntnisse und vorschnelle Interpretationen anderer Lebensweisen fallen viel drastischer ins Gewicht. Der interreligiöse Dialog kann uns helfen, Wissen auf- und Vorurteile abzubauen“, sagte Öney.

Wieder nicht eingeladen: IGBW

Welche Vorurteile für den Ausschluss der Islamischen Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg (IGBW) vom „Runden Tisch Islam“ eine Rolle spielen, sagt Bilkay Öney hingegen nicht. Obwohl die IGBW als Akteur von anderen staatlichen Stellen mittlerweile eingeladen wird, scheint beim „Runden Tisch Islam“ das Umdenken für die Integration der großen und multiethnischen Organisation zu fehlen. Damit wird jedoch erneut ein großer Teil von Muslimen in Baden-Württemberg durch die SPD-Politikerin Öney ausgeschlossen.

Der Runde Tisch Islam ist ein ca. 40köpfiges Arbeitsgremium, das aus Vertretern islamischer Gemeinschaften, Persönlichkeiten des muslimischen Lebens in Baden-Württemberg sowie Mitarbeitern beteiligter Ministerien besteht. Die Teilnehmer sollen nach Lösungen für konkrete Probleme und Herausforderungen suchen, die in den Integrationsdebatten immer wieder auftauchen. Erklärtes Ziel ist es, Impulse für eine stärkere Integration der Muslime in Deutschland zu geben.

Man sei mehrfach auf die Integrationsministerin zugegangen, erklärte der Vorsitzende der IGBW, Muhittin Soylu, gegenüber IslamiQ. Doch Bilkay Öney weiche aus und halte an dem Ausschluss der Religionsgemeinschaft fest. Dies stößt nicht nur beim Vorsitzenden, sondern allen Mitgliedern auf Unverständnis. Schließlich sei man ein Teil der gesellschaftlichen Realität in Baden-Württemberg. Als solcher wolle man auch einen Beitrag zum Thema Integration leisten.

Schutz und Förderung sozialer Gerechtigkeit

Das eine pluralistische Gesellschaft den Dialog braucht, darauf machte auch Derya Şahan vom Regionalverband der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) in Baden aufmerksam. Eine pluralistische Gesellschaft brauche den ernsthaften Dialog auf allen Ebenen mit und zwischen den Angehörigen der jeweiligen Religionen. „Der interreligiöse Dialog hat die Aufgabe, Vorurteile und Konflikte abzubauen, die Achtung und den Respekt untereinander zu fördern und vorhandene Unterschiede anzuerkennen. Im Gespräch mit den Angehörigen der Religionen ist es wichtig, sich auf gleicher Augenhöhe zu begegnen und respektvoll miteinander umzugehen“, sagte Şahan.

Dr. Timo Aytaç Güzelmansur von der christlich-islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Deutschen Bischofskonferenz CIBEDO sagte: „Im Gespräch zwischen den Religionsvertretern ist es wichtig, sich um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen.“ In gegenseitiger Achtung sowie durch offenes und kritisches Fragen werde der Dialog für die Beteiligten ein Prozess des gemeinsamen Lernens. Daher sei der interreligiöse und interkulturelle Dialog eine „vitale Notwendigkeit“ sowohl für Christen als auch für Muslime. (as)