Bertelsmann Studie

Zusammenhalt Ja – Vielfalt Nein

Eine neue Bertelsmann-Studie zeigt, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland insgesamt besser geworden ist. Doch die Studie zeigt auch, dass die Deutschen ein Problem mit Vielfalt, muslimischen Zuwanderern und einer heterogenen Gesellschaft haben.

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05
2014
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Es gibt deutliche negative Tendenzen. Dies ist eines der Kern-Ergebnisse der neuen Bertelsmann-Studie „Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt“. Anhand mehrerer verschiedener Fragen in der Form „Engagieren Sie sich in Ihrer Freizeit ehrenamtlich?“ oder „Empfinden Sie Zuwanderung als Bereicherung?“ wurde in der Studie der gesellschaftliche Zusammenhalt im innerdeutschen Vergleich analysiert. Die Studie erfasste dafür den gesellschaftlichen Zusammenhalt quantitativ und ordnete diese den drei Bereichen „soziale Beziehungen, Verbundenheit mit dem Gemeinwesen und Gemeinwohlorientierung“ zu.

Dabei zeigte sich: Die Bereitschaft, Einwanderer die Sitten und Gebräuche ihrer Herkunftskultur pflegen zu lassen, hat über die Zeit in Deutschland eher nachgelassen. Einerseits unterstützen weniger Deutsche die Forderung, dass Ausländern politische Aktivitäten untersagt werden sollten; andererseits steigt die Zustimmung zur Aussage markant, dass Ausländer ihren Lebensstil stärker an den deutschen anpassen sollten.

Dies lässt sich als ein Trend zur „konditionalen Integration“ auffassen: Die Deutschen sind heute eher bereit als vor zwanzig Jahren, die Gesellschaft gemeinsam mit Einwanderern politisch zu gestalten – sofern diese sich an einen „deutschen“ Lebensstil anpassen. In diese Richtung deutet auch, dass aktuell weniger Deutsche finden, Einwanderer seien „eine Bereicherung für das kulturelle Leben im Land“.

Das Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt
Die Bertelsmann Stiftung stellt mit dem Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt ein Instrument zur Verfügung, das den gesellschaftlichen Zusammenhalt im internationalen Vergleich misst. Die gesamte Studie kann man online beziehen unter: www.gesellschaftlicher-zusammenhalt.de

Vielfalt wird weniger häufig akzeptiert

Anlass zur Sorge ist die schwache Ausprägung bei der Akzeptanz von Vielfalt trotzdem. Im Vergleich zu den untersuchten Ländern ist Deutschland in den letzten Jahren sogar erheblich zurückgefallen. Die Akzeptanz von Vielfalt ist jedoch laut Bertelsmann-Stiftung in modernen und heterogenen Gesellschaften ein wichtiger Aspekt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Die Skepsis gegenüber Zuwanderern insbesondere gegenüber Muslimen hat jedoch zugenommen und gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt. So konstatierte in der ARD-Tagesschau Stephan Vopel von der Bertelsmann-Stiftung: „Wir sprechen heute beispielsweise in erster Linie nicht nur von „türkischen“ Zuwanderern, sondern von „muslimischen“ Zuwanderern. Das hat die öffentliche Wahrnehmung zum Schlechteren verändert.“

Dabei zeigt die Studie mit ihren Ergebnissen aber auch: Ethnische Vielfalt ist keine Gefahr für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Und hohe Anteile an Migranten in der Gesellschaft sind eng verknüpft mit stärkerem gesellschaftlichem Zusammenhalt.

Zusammenhalt insgesamt verbessert

„Zusammenhalt ist wichtig für die Zukunft einer Gesellschaft und wirkt sich auf das subjektive Wohlbefinden der Menschen aus: Mehr Zusammenhalt bedeutet mehr Lebenszufriedenheit“, erläutert Liz Mohn, stellvertretende Vorsitzende des Vorstandes der Bertelsmann Stiftung, ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie.

Ein weiteres Kernergebnis der Studie: Der gesellschaftliche Zusammenhalt in allen westdeutschen Bundesländern ist stärker als in den fünf ostdeutschen Bundesländern. Die Kluft zwischen Ost und West ist laut Studie sogar aktuell größer als unmittelbar nach der Wiedervereinigung. Laut Bertelsmann-Stiftung hat es in Ostdeutschland keinen Aufholprozess beim Thema Zusammenhalt gegeben. Geringere Wirtschaftskraft und Beschäftigung, höheres Armutsrisiko, das höhere Durchschnittsalter und ein geringerer Urbanisierungsgrad in Ostdeutschland stehen laut Studie einer Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in den neuen Bundesländern entgegen.

Insgesamt betrachtet hat sich der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland in den letzten 25 Jahren eher verbessert als verschlechtert. Besonders positive Veränderungen hat es laut Studie im Bereich der Akzeptanz von sexuellen Minderheiten.