Bayern will den Modellversuch „Islamischer Unterricht“ fortführen. Damit tritt die bayrische Regierung jedoch nach Ansicht der Opposition auf die Bremse. Tatsächlich sind andere Bundesländer weiter und versuchen verfassungsgemäßen Religionsunterricht anzubieten.
Den „Islamischen Unterricht in deutscher Sprache“ an Bayerns Schulen soll es weitergeben. Das beschloss das bayerische Kabinett am Dienstag. Eigentlich sollte der Modellversuch im Sommer dieses Jahres nach fünf Jahren auslaufen. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sprach jedoch von einem vollen Erfolg. Die SPD und die Freien Wähler im Landtag fordern sogar eine Ausweitung auf den ganzen Freistaat. Dies hatte der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) bereits im Februar als langfristiges Ziel formuliert.
Die SPD im Landtag warf der Staatsregierung vor, in dieser Frage auf die Bremse zu treten. „Andere Länder, wie zum Beispiel Nordrhein-Westfalen, sind hier längst viel weiter“, sagte der integrationspolitische Sprecher der Fraktion, Arif Taşdelen. Tatsächlich scheint es bei der Regierung keine Bemühungen zu geben langfristig einen Religionsunterricht nach Art. 7 Abs. 3 Grundgesetz anzustreben. Dieser wäre aber nötig, da nur so ein echter Religionsunterricht „in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften“ erteilt werden könnte. Beim jetzigen „Islamischen Unterricht“ können die Religionsgemeinschaften in Bayern die Gestaltung der Inhalte nicht mitgestalten.
Ein weiteres Problem ist das Fehlen von entsprechend ausgebildeten und qualifizierten Lehrkräften. Darauf machte auch der bildungspolitische Sprecher der Freien Wähler, Günther Felbinger, aufmerksam. Für die nötige Ausweitung brauche es jedoch genügend Personal. Spaenle und sein Ministerium müssten Konzepte vorlegen, wie mehr Personal für den Unterricht gewonnen werden könne.
Aktuell wird das Fach laut Kultusminister Spaenle an 183 Grundschulen, 72 Mittelschulen, 4 Realschulen und 2 Gymnasien erteilt. Seinen Erfolg bestätige auch eine Evaluation durch das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung. Danach finde das Unterrichtsangebot bei den muslimischen Schülerinnen und Schülern sowie ihren Eltern große Akzeptanz, so Spaenle.
Mit dem Unterricht werde jungen Muslimen bei der Entwicklung ihrer religiösen Kompetenz und bei der Integration in den Schulen geholfen. Sie erhielten damit auch Einblicke in weitere Weltreligionen und erprobten den interreligiösen Dialog. (KNA/iQ)