Die heutige Mirâdsch-Nacht hat eine besondere Stellung im Islam. Traditionell verbringen Muslime diese Nacht im Gebet und im Gedenken Allahs. Die Mirâdsch-Nacht gilt als bedeutsam und segensreich – weil in ihr dem Propheten Muhammad (s) die Himmelfahrt zuteilwurde.
Mirâdsch bedeutet wörtlich soviel wie „Leiter“, „aufsteigen, emporsteigen“ und bezeichnet im Islam das wahrscheinlich größte Wunder des Propheten Muhammad (s), über das im Koran berichtet wird. Dieses Wunder besteht aus zwei Abschnitten: der nächtlichen Reise von der Masdschid al-Haram (Kaba) in Mekka zur Masdschid al-Aksa in al-Kuds (Jerusalem), Isrâ genannt, und dem Aufstieg (Mirâdsch) von der Masdschid al-Aksa in die Himmel.
In der islamischen Überlieferung heißt es, dass in der Nacht vom 26. zum 27. des Monats Radschab der Engel Dschibril zum Propheten (s) kam und ihm das Herz öffnete. Das Herz wurde mit Wasser vom Brunnen Zamzam gereinigt, um es mit Glauben (iman) und Weisheit (hikma) zu füllen.
In dieser Nacht wurde Muhammad (s) nach der Überlieferung mit einem besonderen Reittier nach Jerusalem gebracht. Von dort stieg er in Anwesenheit des Engels Dschibril (as) in die Himmel. Ab einem Bereich, der als Sidratul Muntaha bezeichnet wird, führte der Prophet die Reise alleine fort. Er sah das Paradies, die Belohnungen und Gaben, aber auch die Hölle mit Bestrafungen und Qualen. Neben der Begegnung mit zahlreichen Propheten (as) durfte der Prophet (s) auch Allah (swt) gegenübertreten. Der Schöpfer (swt) versprach ihm, dass jedes Mitglied seiner Gemeinschaft, das Ihm keine weiteren Götter beigesellt, ins Paradies eingelassen wird. Ebenso wurden die letzten Verse der Sura al Baqara offenbart und das fünfmalige Gebet am Tag wurde verpflichtend.
Am darauffolgenden Tag berichtete der Prophet (s) seiner Gemeinschaft über das Erlebte. Es gab Hohn und Spott für den Propheten (s) durch die Ungläubigen. Gleichzeitig stellten die Darstellungen die Gläubigen auch vor eine Zerreißprobe. Einige wandten sich vom Islam ab, weil sie an den Darstellungen des Propheten (s) über die Himmelfahrt zweifelten. Andere forschten nach und fragten vor allem Reisende aus Jerusalem, ob die Schilderungen des Propheten (s) zutrafen. Sämtliche Schilderungen des Propheten (s) wurden jedoch bestätigt.
Die Mirâdsch-Nacht ist ein Wunder, weil sie in der näheren Betrachtung auch dem Propheten (s) einen Einblick in die Zukunft gewährte und ihm erlaubte Allah (swt) gegenüberzutreten. Muslime verbringen diese Nacht daher im Gebet und im Gendenken Allahs.
Im Koran wird von dieser Nacht unter anderem wie folgt berichtet: „Gepriesen sei Der, Der seinen Diener des Nachts von der unverletzlichen Moschee zur fernsten Moschee führte, deren Umgebung Wir gesegnet haben, um ihm einige von Unseren Zeichen zu zeigen. Wahrlich, Er ist der Hörende, der Schauende.“ [17:1] „Wollt ihr ihm denn bestreiten, was er sah? Und wahrlich, er sah ihn noch ein zweites Mal. Bei dem Lotosbaum am äußersten Ende. Neben dem Garten der Geborgenheit, Als den Lotosbaum verhüllte, was ihn verhüllte. Da wich der Blick nicht aus, noch schweifte er ab. Wahrlich, er sah einige der größten Wunder seines Herrn!“ [53:12-18]