Birlikte - Zusammenstehen

Gemeinsam gegen Rassismus und Ausgrenzung

Zum Jahrestag des Nagelbombenanschlags in der Kölner Keupstraße findet in Köln-Mülheim das Kunst- und Kultur-Event „Birlikte“ statt. Damit wollen die Unterstützer ein deutliches Zeichen gegen Neonazis, Rassismus und Ausgrenzung setzen und Solidarität mit den Opfern des Nagelbombenanschlags zeigen.

03
06
2014
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Der Nagelbombenanschlag des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) in der Kölner Keupstraße vor zehn Jahren hat sich in das Gedächtnis der Opfer und Menschen eingebrannt. 22 Menschen wurden durch die Nagelbombe verletzt, vier davon schwer. Die ermittelnden Behörden und Innenminister schlossen lange Zeit einen rechtsextremistischen Hintergrund für den Anschlag aus. Es sei von „Auseinandersetzungen im Milieu“ auszugehen, heißt es in einem internen Vermerk von damals.

Erst Jahre später wurde der rechtsextremistische Hintergrund der Tat aufgedeckt. Im Rahmen des NSU-Prozesses beschäftigt sich ab dem heutigen Dienstag (03.06.2014) das Oberlandesgericht München mit der Aufarbeitung des Anschlags. Währenddessen wird in Köln-Mülheim und an der Keupstraße auf Hochtouren gearbeitet. Zum Jahrestag wird vom 7.-9. Juni 2014 unter dem Slogan „Birlikte“ (türkisch für „zusammen“) ein mehrtätiges Kunst- und Kultur-Event veranstaltet, mit einer Kundgebung, das an die Opfer erinnern und sich explizit gegen Neonazis, Rassismus und Ausgrenzung richten soll.

Viele prominente Unterstützer

Man wolle Einigkeit demonstrieren und ein sichtbares Zeichen der Solidarität setzen, heißt es in der Erklärung. Für sie gelte, was Semiya Şimşek, die Tochter des im Jahr 2000 von den NSU-Terroristen ermordeten Enver Şimşek, sich von Herzen wünsche: „Wir alle, gemeinsam, zusammen, nur das kann die Lösung sein.“ Man sei in Verbundenheit mit den Anschlagsopfern und ihren Angehörigen und kämpfe gegen Ausgrenzung und Diskriminierung und für das Recht jedes Einzelnen auf ein selbstbestimmtes Leben. „Auch für die Menschen, die Zuflucht bei uns suchen“, heißt es in der Erklärung weiter.

Weitere Informationen zum dreitätigen Programm sowie zu den Initiatoren und Unterstützern gibt es unter: www.birlikte.info

In einer gemeinsamen Fotoaktion haben sich zahlreiche prominente Unterstützer ablichten lassen. Sie alle sagen: „Eure Bombe galt auch mir!“ Damit wollen sie Solidarität mit den Opfern des Anschlags zeigen. In den mehrtätigen Events sind zahlreiche Stars und Sternchen aus dem Bereich Kunst, Kultur, Musik und Schauspiel vertreten. Ebenso werden zahlreiche Politiker die Veranstaltungen besuchen und auch an der Kundgebung teilnehmen. Es wird erwartet, dass Köln-Mülheim aufgrund der starken Unterstützung der Aktion „Birlikte“ zu einem Fußgängerviertel wird.

Hintergrund

„Birlikte“, das heißt „gemeinsam“, „zusammenstehen“. Ein türkisches Wort, eine Entsprechung im Deutschen, eine türkisch-deutsche Verbindung, die symbolisch für viele sprachliche und kulturelle Erweiterungen steht: ins Bulgarische, Kurdische, Russische, Rumänische … Denn die Keupstraße und die Gesellschaft ist laut Initiatoren so vielsprachig und so vielfältig wie die Menschen, die in ihr leben. Eine Vielfalt, die auch das Aktionsbündnis ausmacht, das sich aus der Mitte der Stadtgesellschaft heraus zusammengefunden hat, um unter dem Motto „Birlikte – Zusammenstehen“ zum zehnten Jahrestag des rechtsterroristischen Nagelbombenanschlags in der Kölner Keupstraße ein dreitägiges Veranstaltungswochenende auf die Beine zu stellen.

Begonnen hat alles vor mehr als einem halben Jahr: In Hamburg war der deutsch-italienische Musiker Mario Rispo gemeinsam mit Journalisten des Stern auf der Suche nach Partnern für eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der Opfer des rechten Terrors durch den NSU. In Köln planten zum gleichen Zeitpunkt ebenfalls viele Menschen und Institutionen Veranstaltungen zum gleichen Thema. Dann machten sich die Hamburger auf den Weg nach Köln, und aus vielen Ideen wurde eine gemeinsame. Immer mehr kamen dazu und mit „Birlikte“ entstand ein Aktionsbündnis, unter dessen Dach nun alle zusammen ein Programm entwickeln, das seinesgleichen sucht und das durch die gemeinsame Kraft immer größer wird. Gegen Rechts. In Köln und weit darüber hinaus.