Nagelbomben-Anschlag

ZMD fordert lückenlose Aufarbeitung

Der Zentralrat der Muslime fordert eine lückenlose Aufarbeitung des Nagelbomben-Anschlags in der Kölner Keupstraße und des gesamten NSU-Komplexes. Die Organisation spricht sich zudem für eine ernsthafte und nachhaltige Bekämpfung von Diskriminierung und Rassismus aus.

08
06
2014
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Zehn Jahre nach dem Nagelbomben-Anschlag in der Kölner Keupstraße hat der Zentralrat der Muslime (ZMD) eine Aufarbeitung und kritische Analyse der Geschehnisse gefordert. Der gesamte NSU-Komplex und der Anschlag müssten lückenlos aufgearbeitet werden, erklärte die Organisation in einer am Sonntag verbreiteten Erklärung. So positiv und begrüßenswert auch die Veranstaltung „Birlikte“ sei, brauche es dennoch auch einer gesamtgesellschaftlichen Aufklärung und Wachsamkeit gegenüber Feinden der Demokratie. Der ZMD sprach sich zudem für eine vollständige Entschädigung der Opfer des Nagelbomben-Anschlags aus.

Am 9. Juni 2004 hatte nach heutigen Erkenntnissen die rechtsextreme Terror-Organisation „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) in der multikulturell geprägten Keupstraße einen Anschlag mit einer selbst gebauten Nagelbombe verübt. Bei dem Anschlag wurden 22 Menschen verletzt, vier davon schwer. Ein rechter Terroranschlag wurde von den Verantwortlichen jedoch bereits am selben Tag kategorisch ausgeschlossen. Stattdessen wurden die Täter jahrelang im Milieu und in Mafiakreisen vermutet. So wurden die Opfer zu Tätern gemacht.

Im Schatten des 11. September

Laut ZMD entsprang dieses Vorgehen auch der gesellschaftlichen Stimmung gegenüber Muslimen und Migranten der damaligen Zeit, drei Jahre nach dem 11. September. Rechtsextremisten hätten die geschürte Angst vor „dem Islam“ ausgenutzt und im Schatten des Antiterrorkriegs Hassparolen verbreitet. „Diese leisteten dann dem offenen und versteckten Rassismus im Allgemeinen und dem antimuslimischen Rassismus im Speziellen in unserer Gesellschaft Vorschub. Mit den Folgen haben die Betroffenen in unserem Land bis heute täglich zu kämpfen“, erklärte der ZMD.

Auch deshalb braucht es laut ZMD eine ernsthafte und nachhaltige Bekämpfung des Rassismus und der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Religion, Hautfarbe und Herkunft.