Oslo

Hassverbrechen? – Unbekannter greift Imam an und verletzt ihn schwer

Wurde der Imam einer pakistanischen Gemeinschaft in Oslo Opfer eines Hassverbrechens? Die Polizei in Oslo ermittelt in alle Richtungen. Der Fall bewegt die muslimische Community in Oslo – auch weil der Imam von allen Seiten respektiert wird.

17
06
2014
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Der Imam der pakistanischen Zentral-Moschee der Jamaate Ahlu Sunnah, Ali Shah Nemat, wurde in der Nähe seiner Wohnung in Oslo am Dienstagabend von einem bisher unbekannten Täter angegriffen und schwer verletzt. Ersten Ermittlungen zufolge ist der Täter mit einer Stichwaffe, einem Messer oder einer kleinen Axt, ohne Vorwarnung von hinten auf den Imam losgegangen.

Wie die Zeitung Aftenposten berichtet hatten Nachbarn die Tat beobachtet und die Polizei informiert. Der Imam, der nach dem Angriff bewusstlos am Boden lag, wurde in eine nahegelegene Klinik gebracht. Sein Zustand wurde kurz nach der Einlieferung als kritisch aber stabil bezeichnet. Mittlerweile wurde Ali Shah Nemat wieder entlassen, weil die Verletzungen zwar schlimm aussahen, aber nicht kritisch gewesen sein sollen. Der Imam ruht sich offiziellen Angaben zufolge Zuhause aus.

Ein Hassverbrechen?

Die Behörden ermitteln nach eigenen Angaben in alle Richtungen. Ein mögliches Verbrechen aus Hass wird nicht ausgeschlossen. Der Fall wird von der Polizei als versuchter Mord gewertet. Der Täter trug nach ersten Zeugenbeschreibungen und Auswertungen von Kameraaufnahmen sportliche Kleidung und eine Kapuze mit einer Finnland-Flagge. Imam Ali Shah Nemat war gerade auf dem Weg zur Moschee, um das Nachtgebet mit der Gemeinschaft zu verrichten, als er angegriffen wurde.

Doch auch ein Angriff aus der Moscheegemeinschaft kann nicht ausgeschlossen werden. Die Zentral-Moschee der Gemeinde stand in der Vergangenheit im Mittelpunkt von Auseinandersetzungen rivalisierender pakistanischer Clans. Der Imam der Gemeinde war bei mehreren Auseinandersetzungen jedoch stets verschont geblieben, weil er als geistiges Oberhaupt der Gemeinde von allen Seiten geachtet wurde. Die Verantwortlichen der Gemeinde glauben nicht daran, dass die Tat mit früheren Vorfällen in Verbindung steht.

Bürgermeister schockiert

Der regierende Bürgermeister der Stadt, Stian Berger Rosland zeigte sich am Dienstag in einer Twitter-Nachricht schockiert. Es sei „empörend, dass ein religiöser Führer in Oslo brutal angegriffen wurde. Meine Gedanken sind heute bei Imam Ali Shah Nahmat, seinen Angehörigen und seiner Gemeinde.“

Der islamische Rat für Oslo hatte im September 2013 auf die zahlreichen Drohungen aufmerksam gemacht, denen Muslime und insbesondere muslimische Einrichtungen in der Vergangenheit ausgesetzt waren. Dabei blieb es nicht nur bei Drohungen. In einigen Fällen wurden auch abgeschnittene Schweineköpfe vor den Moscheen platziert.

Die Jamaate Ahle Sunnah wurde 1977 gegründet. Sie hat Schätzungen zufolge mehr als 5.000 Mitglieder. Die Moschee der Gemeinde in Oslo wurde im Jahr 2006 eröffnet und bietet Platz für rund 2.500 Gläubige.