An der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg ist es wiederholt zu einem Brandanschlag gekommen. Das Ziel waren die Gebetsteppiche von muslimischen Studierenden. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) beklagt einen herrschenden „antimuslimischen Rassismus“ an der HAW.
Die muslimischen Studierenden an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) sind verunsichert. Wie erst jetzt bekannt wurde, haben bisher unbekannte Täter am 06. und 12. Juni 2014 die Gebetsteppiche der Studierenden in Brand gesteckt. Beim zweiten Anschlag konnte der Brand jedoch nicht mehr rechtzeitig gelöscht werden. Der Schaden ist immens. Auch der Kellergang, in dem die Muslime notgedrungen ihre Gebete verrichteten, ist durch den Brand beschädigt worden.
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) vermutet hinter dem Brandanschlag islamfeindliche Motive und sieht einen Zusammenhang zu einem „antimuslimischen Rassismus“ an der HAW. Die Täter hätten billigend in Kauf genommen, dass Personen und Teppiche Schaden erleiden. Auch der HAW-Leitung werden Vorwürfe gemacht. Der AStA bemängelt, dass es weiterhin keinen Gebetsraum für gläubige Studierende an der HAW gibt.
Studierende verschiedener Konfessionen versuchen seit Jahren, nach Angaben verschiedener Studenten, vergeblich einen Gebetsraum an der Hochschule zu erhalten. Dieser werde von der Leitung der Fachhochschule – anders als an der Universität Hamburg, wo seit mehreren Jahren ein Raum der Stille für alle Gläubigen offen steht – abgelehnt.
Laut Angaben von verschiedenen muslimischen Studierenden an der HAW haben sie es jedoch besonders schwer mit ihren Anliegen. Die HAW-Leitung und auch verschiedene Lehrkräfte seien gegenüber Muslimen distanziert, wird vorgeworfen. Der Hintergrund: einer der Attentäter der Anschläge vom 11. September war Student an der HAW. Man werde, so wird beklagt, immer mit dieser Geschichte im Hinterkopf beurteilt. Sorgen und Nöte der muslimischen Studierenden würden von der Leitung daher auch nicht ernst genommen.
Dies sei auch der Grund gewesen, warum die muslimischen Studierenden in einem Kellergang im Berliner Tor 21 beteten. Es sei ein Ausweichplatz, zudem man notgedrungen gezwungen gewesen sei. Wer das muslimische Gebet verrichten wollte, hätte die entfernter gelegenen Moscheen im Stadtteil St. Georg aufsuchen müssen – mit Inkaufnahme von enormem Zeitverlust und Nachteilen beim Besuch von Vorlesungen und Seminaren. Zwar sei man in dem Kellergang nicht immer ungestört gewesen – dieser wurde auch als Durchgang von anderen Studierenden benutzt – aber man habe sich dennoch dem Gebet widmen können, haben Studierende gegenüber IslamiQ erklärt.
Beim ersten Anschlag, am 6. Juni 2014 hatte eine Mitarbeiterin der HAW per Zufall den Brand entdeckt und ihn schnell löschen können. Der Hausmeister hatte daraufhin die Gebetsteppiche für die Studierenden in einem Schrank verwahrt. Beim zweiten Anschlag am 12. Juni hatten Studierende das Gebet verrichtet und die Teppiche dann etwa eine halbe Stunde lang unbeaufsichtigt im Keller liegen lassen – damit auch andere Studierende sie nutzen konnten. In dieser Zeit wurden die Gebetsteppiche erneut angezündet. Die Feuerwehr musste zum Löschen anrücken.
Der AStA forderte das Präsidium der HAW auf, sich entschlossen gegen antimuslimischen Rassismus zu stellen und sich intensiv an der Aufklärung des Falles zu beteiligen. Darüber hinaus wurde gefordert, dass die Gebetssituation an der HAW für die Studierenden verbessert werden soll.
Auf der Homepage und auch im Pressebereich der HAW werden die beiden Anschläge nicht erwähnt. Gegenüber der Hamburger Morgenpost wurde der Vorfall von der Pressestelle der HAW „aufs Schärfste verurteilt.“ Man habe jedoch keine Anhaltspunkte für einen „fremdenfeindlichen oder islamfeindlichen Hintergrund“ der Tat, wurde mitgeteilt.
(Die Bilder wurden IslamiQ freundlicherweise von Studierenden an der HAW zur Verfügung gestellt, die den Schaden dokumentiert haben.)