Ramadan-Kalender kann man bei der nächstgelegenen Moschee erhalten oder aus dem Internet herunterladen. Doch welcher Kalender ist der Richtige? Und worin unterscheiden sich die Kalender? Was muss der normale Muslim beachten? Ein kleiner Ratgeber.
Früher war es einfach. Man ging zur nächstgelegenen Moschee und ließ sich einen Ramadan-Kalender (türkisch: Imsakiye) in gedruckter Form übergeben. Streit über die Gebetszeiten und um welche Uhrzeit man mit dem Fasten anfängt und wieder aufhört, gab es nicht. Doch die Zeiten haben sich geändert.
Heute gibt es allein zur Suchanfrage „Ramadan-Kalender“ auf Google ungefähr 686.000 Ergebnisse. Abgesehen davon, dass einige Kalender einfach veraltet sind und nicht aktualisiert wurden, weichen die Angaben zu den Zeiten für die Gebete und das Fasten erheblich voneinander ab.
Der Hintergrund ist schnell erklärt. Es gibt eine Meinungsverschiedenheit darüber, wie man die Gebetszeiten und die Fastenzeiten berechnet bzw. bestimmt. Besonders schwierig ist es, eine einheitliche Regel für die Morgendämmerung (arabisch: fadschr) festzumachen. Hier variieren die Zeiten am stärksten voneinander und können sogar bis zu 30 Minuten voneinander abweichen – mit erheblichen Auswirkungen auf die Fastenzeit.
Manche Muslime fasten durch diese unterschiedlichen Zeiten im laufe des Fastenmonats Ramadan durchschnittlich bis zu zwei Tage länger als andere Muslime.
Wer sich online einen Ramadan-Kalender zulegen möchte, sollte zunächst von der örtlichen Moschee ausgehen, die man auch sonst aufsucht. Viele Moscheen geben eigene Kalender heraus, oder machen Empfehlungen für Kalender, die man benutzen kann. Daneben gehören die meisten Moscheen in Deutschland einem der vier großen Dachverbände (DITIB, Islamrat, VIKZ und ZMD) an. Diese haben eigene Ramadan-Kalender, die zentral gesteuert und gepflegt, die Gebetszeiten zur Verfügung stellen. Darüber hinaus gibt es auch lokal orientierte Dachverbände wie Landesverbände oder Schuras. Auch diese veröffentlichen in der Regel die Gebetszeiten für die eigene Region mit eigenen Angeboten.
IslamiQ hat die in Deutschland wichtigsten Angebote kurz notiert:
Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB)
Die DITIB verweist auf die Zeiten der türkischen Religionsbehörde DIYANET. Diese sind auch Basis für die Gebetszeiten in den Moscheen der DITIB. Link: http://ramazan.diyanet.gov.tr/Imsakiye.aspx
Islamrat: IGMG
Der Islamrat selbst hat keinen eigenen Ramadan-Kalender. Die größte Organisation innerhalb des Islamrats, die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş(IGMG) bietet hingegen einen Ramadan-Kalender in verschiedenen Sprachen an. http://imsakiye.igmg.org/
Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ)
Der VIKZ bietet keinen separaten Ramadan-Kalender online an. Doch die Gebetszeiten für den Fastenmonat können auf der Homepage eingesehen werden. Link: http://vikz.de/index.php/vakitler.html
Zentralrat der Muslime (ZMD)
Auch der ZMD gibt keinen eigenen Ramadan-Kalender heraus, macht aber auf die Gebetszeiten-App der Seite aufmerksam. Hier könne man auch die Zeiten für das Fasten ablesen. Hierfür wird ein Angebot des Islamischen Zentrums Aachen genutzt. Link: http://islam.de/3455
Übrigens: Über den Beginn des Monats Ramadan gibt es in Deutschland keinen Streit mehr. Zwar gibt es weiterhin theologische Debatten darüber, wie man den Beginn und das Ende der Fastenzeit bestimmen soll, aber die vier größten Dachverbände im Koordinationsrat der Muslime (KRM) haben sich vor einigen Jahren auf eine rechnerische Bestimmung des Fastenbeginns geeinigt. Damit wurde der Streit auch weitgehend eingedämmt. Nur noch in Randgruppen wird darüber diskutiert, wann der Monat Ramadan beginnt und wann er endet. In diesem Jahr beginnt der Ramadan 2014 laut KRM am 28. Juni und endet am 27. Juli 2014. Das Ramadanfest wird vom 28. Juli – 30. Juli 2014 gefeiert.