Müssen muslimische Fußballer während der Weltmeisterschaft in Brasilien fasten? Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) hat sich festgelegt und sagt „Nein“. Dennoch bleibe es Spielern selbst überlassen, wie sie mit dem Thema umgehen.
Muslimische Fußballer sind nach Ansicht des Theologen Prof. Dr. Izzet Er nicht verpflichtet, sich während der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien an die Speiseregeln des Fastenmonats Ramadan zu halten. „Jeder Spieler muss für sich selbst entscheiden, ob er das Fasten auf sich nehmen möchte“, sagte der Wissenschaftler und Vorsitzende der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) am Mittwoch vor Journalisten in Köln. Laut islamischer Lehre befänden sich Fußballer während der Weltmeisterschaft in Brasilien auf einer Reise und seien somit von den Fastenregeln ausgenommen.
Im Fastenmonat Ramadan – in diesem Jahr vom 28. Juni bis 27. Juli – ist Muslimen das Essen, Trinken, Rauchen und der Geschlechtsverkehr zwischen Morgendämmerung und Sonnenuntergang untersagt. Mit dem Iftar, dem festlichen Abendessen, wird das Fasten täglich beendet. Ausgeschlossen von der Fastenpflicht sind Reisende, Schwangere, stillende Mütter, Kinder, Kranke und Alte.
Die Zeit des Fastens ist in Brasilien deutlich kürzer als in Deutschland. In Brasilia steht die Sonne derzeit täglich rund elf Stunden am Himmel, im sommerlichen Berlin sind es fast 17 Stunden.
Vor ein paar Jahren hatte sich der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) mit einem Rechtsgutachten (Fatwa) hervorgetan und behauptet der Arbeitsvertrag zwischen Spieler und Verein zwinge den Profi zu einer bestimmten Leistung. „Und wenn diese Arbeit, laut Vertrag, seine einzige Einkommensquelle ist und wenn er im Monat Ramadan die Fußballspiele bestreiten muss und das Fasten Einfluss auf seine Leistung hat, dann darf er das Fasten brechen”, heißt es in der Fatwa. Ausgenommen von dieser Regelung wurden Amateure. Die Fatwa war in einer Zusammenarbeit mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) entstanden. Der ZMD bezog sich bei seiner Urteilsfindung auf die berühmte Al-Azhar Universität, die in einer ähnlichen Sache eine Fatwa veröffentlicht hatte.
Doch die Regelung ist nicht verbindlich für Spieler. Eine Fatwa dient immer zu einer Urteilsfindung in einer Sache, in der keine eindeutige Regelung herrscht. Da es sich auch um eine rechtliche Bewertung handelt, sind unterschiedliche Auffassungen und Ergebnisse bei der Rechtsfindung möglich. Außerdem dienen Fatwas oft der Erleichterung für Gläubige, was deshalb auch jeder gläubige Muslim mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren muss.
In der Folge gibt es weiterhin Fußballspieler in der Bundesliga, die in der Vergangenheit auch während des Ramadan fasteten, trainierten und Fußball spielten. Andere Spieler hingegen ließen das Fasten an Trainings- und Spieltagen ausfallen. Manche verzichteten aber auch ganz auf das Fasten.
Der Beginn des Ramadan richtet sich nach dem islamischen Mondkalender und beginnt mit dem Erscheinen der Neumondsichel. Weil das islamische Mondjahr kürzer ist, wandert der Ramadan durch das Sonnenjahr und verschiebt sich um zehn oder elf Tage pro Jahr nach vorne. So durchschreitet er allmählich alle Jahreszeiten. Ein Muslim wird deshalb im Laufe seines Lebens zu verschiedenen Jahreszeiten fasten, sowohl im Winter mit kürzeren Tagen, als auch im Sommer mit langer Zeitspanne zwischen Morgendämmerung und Sonnenuntergang. (KNA/iQ)