In Dresden wird heute an die vor fünf Jahren von einem Rechtsextremisten ermordete Muslimin Marwa El-Sherbini erinnert. KRM-Sprecher Kızılkaya mahnt zu einem stärkeren Engagement gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Der 1. Juli wird zum „Tag gegen antimuslimischen Rasissmus“.
Mit einer zentralen Gedenkveranstaltung wird heute in Dresden an die am 1. Juli 2009 ermordete Ägypterin Marwa El-Sherbini erinnert. Sie wurde in den Räumen des Landgerichts Dresden Opfer einer islam- und ausländerfeindlichen Gewalttat.
Der sächsische Justizminister Jürgen Martens (FDP) und Justizstaatssekretär Wilfried Bernhardt wollen in einem stillen Akt im Landgericht Dresden an die tragische Tat erinnern. Die sächsische Justiz wolle so ihre Anteilnahme und das Gedenken an die Verstorbene zum Ausdruck zu bringen, wurde im Vorfeld der zentralen Gedenkveranstaltung mitgeteilt. An der Gedenkveranstaltung nimmt auch der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime (ZMD), Aiman Mazyek, teil. Es werden zudem zahlreiche Muslime aus Dresden und Umgebung erwartet.
Auf dem Weg zum Tatort, zum Dresdener Landgericht.. Beklommenheit… was muss noch passieren, damit unser Land aufwacht #RassismusTötet
— Aiman A. Mazyek (@aimanMazyek) July 1, 2014
Die Pharmazeutin Marwa El-Sherbini sollte am 1. Juli 2009 vor dem Landgericht Dresden als Zeugin aussagen. Der spätere Täter hatte das Opfer auf einem Spielplatz unter anderem wegen ihres Kopftuches beschimpft. Sie wurde von dem Rechtsextremisten mit 18 Stichen getötet. Dabei tötete der Mörder auch das Kind im Bauch der Schwangeren. Der Ehemann von Marwa El-Sherbini, der versuchte seine Frau zu retten, wurde von herbeigeeilten Polizisten angeschossen und konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden. Sherbini wurde ermordet, weil sie Muslima war.
Die muslimische Gemeinschaft in Deutschland reagierte schockiert. Die islamfeindliche Tat blieb zunächst durch die Medien und Politik unbeachtet. Erst als muslimische Blogger, Internetaktivisten und die ägyptischen Behörden auf den rassistisch motivierten Mord aufmerksam machten, reagierten Politiker und Medien und drückten ihre Anteilnahme aus. Seither erinnert zudem eine Gedenktafel im Landgericht an die Bluttat und das Versagen der deutschen Justiz.
Der Vorsitzende des Islamrats für die Bundesrepublik und aktueller Sprecher des Koordinationsrates der Muslime (KRM), Ali Kızılkaya, erklärte: „Der Mord an Marwa El-Sherbini ist eine Mahnung an alle Menschen, dass man sich gemeinsam und unaufhörlich gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit stellen muss.“ Kızılkaya sprach zudem von einer besonderen Verantwortung von Politik und Medien. Diese müssten verstärkt für ein „Klima des Respekts und der Anerkennung“ werben, forderte der KRM-Sprecher.
Der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Mustafa Yeneroğlu, forderte in einer Stellungnahme die Politik zum Handeln auf. Islamfeindlichkeit müsse als eigener Straftatbestand erfasst werden. Die Politik habe laut Yeneroğlu aus dem Mord an El-Sherbini keine Konsequenzen gezogen. „Ebenso beobachten wir mit großer Sorge, wie die Sicherheitsbehörden Islam- und Muslimfeindlichkeit durch ihren sorglosen Umgang relativieren. Zahlreiche und offen islamfeindliche Internetseiten werden von den Verfassungsschutzbehörden nach wie vor nicht beobachtet“, kritisierte der IGMG-Generalsekretär.
Der Rat muslimischer Studierender & Akademiker (RAMSA) hat den 1. Juli zum „Tag gegen antimuslimischen Rassismus“ erklärt. Dem Aufruf haben sich mittlerweile zahlreiche Vereinigungen und Einzelpersonen angeschlossen. Kern des Aufrufs ist auch ein Fotoprojekt, durch das man auf antimuslimischen Rassismus aufmerksam machen möchte.