Massaker von Srebrenica

Gericht sieht Niederlande als teilweise verantwortlich an

Ein Gericht in Den Haag hat die Niederlande für das „Massaker von Srebrenica“ teilweise mit verantwortlich gemacht. Die Opferangehörigen hat das Urteil enttäuscht. Den Niederlanden drohen weitere Klagen und Entschädigungszahlungen.

16
07
2014
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Für das von serbischen Truppen während des Jugoslawienkrieges im Jahr 1995 verübte „Massaker von Srebrenica“ sind auch die Niederlande teilweise mit verantwortlich. Zu dieser Einschätzung ist ein Gericht in Den Haag gekommen. Das Verfahren war im Jahr 2007 von Opferangehörigen, den „Müttern von Srebrenica“, angestrengt worden. An der abschließenden Verhandlung nahmen verschiedene Opferangehörige und Vereine von Bosniaken teil.

Das Gericht sieht die Niederlande als teilweise mitverantwortlich für das Massaker an. Die UN-Blauhelm-Soldaten hatten 300 Bosniaken, die Schutz vor den serbischen Soldaten im Bataillon gesucht hatten, den späteren serbischen Mördern ausgeliefert. In der Urteilsbegründung heißt es: „Die holländische Einheit hätte wissen müssen, dass die 300 ausgelieferten Personen getötet werden.“

Opferangehörige enttäuscht

Opferangehörige zeigten sich über das Urteil enttäuscht. Das Gericht habe mit seiner Entscheidung zwischen den Opfern des Massakers einen Unterschied gemacht. Die 300 Personen, die in das Bataillon flüchten konnten und ausgeliefert wurden, machten die Niederlande mit verantwortlich. Für die Tausenden Menschen, die beim Bataillon Schutz gesucht haben und am Ende nicht hereingelassen wurden, müssten sich die Niederlande aber nicht verantworten.

Ein Opferanwalt kündigte bereits an, dass man in Berufung gehen werde, um die Verantwortung der Niederlande für alle Opfer des Massakers zu unterstreichen. Mit dem Urteil könnten aber auch Entschädigungszahlungen verbunden sein. Im vergangenen Jahr hatte bereits ein anderes Gericht in den Niederlanden geurteilt, dass drei Opferangehörige für das „Massaker von Srebrenica“ entschädigt werden müssen.

Hintergrund

Im Juli 1995, während des Bosnienkrieges, marschierten serbische Truppen in die im Osten von Bosnien und Herzegowina gelegene Stadt Srebrenica ein. Die stationierten UN-Blauhelm-Soldaten konnten die Bevölkerung vor den Serben nicht schützen. Mehr als 8.000 Bosniaken verloren allein an diesem Tag ihr Leben. Bei den Opfern handelt es sich fast ausschließlich um Männer und Jungen im Alter von 12 – 77 Jahren.

Das „Massaker von Srebrenica“ gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Vereinten Nationen stuften die Vorfälle in Srebrenica als Völkermord ein. Erst im Jahr 2010 entschuldigte sich das serbische Parlament für das „Massaker von Srebrenica“. Im April 2013 entschuldigte sich auch der serbische Präsident Tomislav Nikolić. Weder Präsident noch Parlament benutzten dabei das Wort „Völkermord“.