In Bosnien entstand ein ungewöhnlicher Ort für künstlerische Auseinandersetzung. Die Bomb Gallery ist ein vom Krieg zerstörtes Gebäude in Mostar und soll Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst werden.
Zwanzig Jahre nach dem Krieg in Bosnien erinnern nicht nur die Schusslöcher an den Mauern und Wänden der Häuser an die blutigen Jahre, sondern auch das Misstrauen zwischen den Bevölkerungsgruppen. Neben der Hauptstadt Sarajevo trägt auch die von überwiegend Bosniaken und Kroaten bewohnte Stadt Mostar tiefe Wunden des Kriegs. Mit der Verwüstung der 450-jährigen Brücke in Mostar im Jahr 1993 wurde die Verbindung zwischen den beiden Kulturen sowohl symbolisch, als auch in den Köpfen der Bewohner zerstört.
Die Auseinandersetzungen zwischen ethnischen Gruppen in Bosnien wirken sich noch heute auf den Kultursektor aus. Die wichtigsten kulturellen Einrichtungen wie Museen und die große Nationalbibliothek mussten aufgrund von Geldmangel schließen. Umso wichtiger werden unabhängige Kulturprojekte wie die Boom Gallery in Mostar.
In ihr soll zum Teil auch die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Krieg erfolgen. Nichts liegt bei diesem Thema näher, als ein vom Krieg zerstörtes Gebäude als Ausstellungsort zu nutzen. Das Gebäude ist ein Symbol für die Vergangenheit, eine Erinnerung an die Zerstörung und Gewalt. Indem es zum Zentrum der Kunstinitiative gemacht wird, soll sie zukünftig für Aufbruch und Neuanfang stehen.
Die Bomb Gallery ist dabei auch eine kulturelle Brücke zwischen Deutschland und Bosnien, denn die Kuratoren der Galerie sind die Berliner Künstler Aleksandar Nesic und Friederike Ruff, sowie die bosnische Künstlerin Anita Kapraljev, die in Mostar geboren wurde und nun ebenfalls in Berlin lebt.
Das 2011 initiierte Kulturprojekt ist nach drei Jahren reif und öffnet 2014 mit einem Festival seine Pforten. Am 29. Juli wird in Mostar das „International Contemporary Art Festival“ in der Bomb Gallery stattfinden. 28 Künstler aus der ganzen Welt werden ihre Werke jeweils für einen kurzen Zeitraum in den Räumlichkeiten der Bomb Gallery ausstellen. Begleitet wird das Programm von Musik- und Literatureinlagen. Für die Umsetzung des Kunstprojekts wurde in Deutschland eine Versteigerung durchgeführt, dessen gesamter Erlös in die Bomb Gallery floß. Unterstützung für das Festival erhalten die Künster von der schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und der Stadtverwaltung von Mostar.
Die Bomb Gallery hebt sich von anderen Museen dadurch ab, dass sie ein freier künstlerischer Raum ist, in dem Künstler aus aller Welt nicht nur ihre Werke ausstellen, sondern auch produzieren und leben können. Dabei soll die soziopolitische Umgebung eine intensive künstlerische Auseinandersetzung anstoßen. (fc)