Die britische Großbank HSBC will mehreren islamischen Organisationen ihre Konten kündigen. Als Grund wird eine „interne Risikoabwägung“ angegeben. Auffällig ist jedoch, dass auch Wohlfahrtsorganisationen, die sich im Gazastreifen engagieren, von den Kontenschließungen betroffen sind.
Die international tätige und bekannte britische Großbank HSBC will die Konten mehrerer islamischer Organisationen schließen. Entsprechende Pläne der Großbank machte der Sender BBC am Mittwoch (30.07.2014) öffentlich. Unter den Konten, die geschlossen werden sollen, ist auch die der Finsbury-Park-Moschee. Diese galt früher als Anlaufstelle für Mitglieder der Terrororganisation Al Qaida.
Als Begründung für die Pläne gab die Bank eine interne Risikoabwägung an. „Rasse und Religion“ seien jedoch „niemals Faktoren in Bankentscheidungen“, teilte HSBC gegenüber der BBC mit. Die Leitung der Finsbury-Park-Moschee erklärte, sie sei von der HSBC weder vorab kontaktiert noch über die Gründe für die Entscheidung in Kenntnis gesetzt worden. Dies führe zu der „Vermutung, dass der einzige Grund dafür eine islamophobe Kampagne gegen muslimische Wohlfahrtsorganisationen in Großbritannien ist“, erklärte Khalid Oumar, Vorstandsmitglied der Moscheegemeinde.
Kündigungsgrund: Engagement im Gazastreifen
Bis zum Jahre 2005 war der militante Extremist Abu Hamza al-Masri als Imam an der Moschee tätig. Er wurde 2006 wegen Volksverhetzung zu sieben Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Auslieferung in die USA 2012 sprach ein Bundesgericht in New York al-Masri wegen Terrorismus im vergangenen Mai für schuldig. Der Vorsitzende der Finsbury-Park-Moschee, Mohammed Khozbar, sagte, seit der Trennung von dem früheren Imam habe die Moschee eine „positive Arbeit“ für einen Imagewandel geleistet. Die Kontenschließung sei daher durch nichts zu erklären.
Neben der Finsbury-Park-Moschee erhielten laut BBC auch mehrere Stiftungen eine Kündigung von der Bank, etwa die in London ansässige Cordoba-Stiftung für Beziehungen zwischen der islamischen Welt und Europa sowie der „Ummah Welfare Trust“ in Bolton, der unter anderem humanitäre Projekte im Gazastreifen finanziert. Dessen Stiftungsvorsitzender Mohammed Ahmad führte die Entscheidung der HSBC laut BBC auf dieses Engagement in den Palästinensergebieten zurück.
Auch in Deutschland möglich
Auch in Deutschland können muslimische Organisationen bzw. einzelne Muslime von Kontenschließungen betroffen sein. Manchmal reicht dafür schon der falsche Name. So hatte eine Kreissparkasse im Dezember 2013 einem Mann ein Konto verwehrt, weil sein Vorname „Osama“ war und dieser Vorname in diversen Anti-Terror-Listen als verdächtig aufgelistet ist.
Bekannt sind auch Fälle von Muslimen, die eine Kontensperrung bei privaten Banken erhalten haben. In mehreren Fällen reichte allein die Erwähnung in Verfassungsschutzberichten für eine Kontensperrung aus. Kunden sind der Willkür der Banken oftmals hilflos ausgeliefert. (KNA/iQ)